Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
sich in einer Art Schwebezustand, unfähig, einen Schritt in die Zukunft zu tun, die sie sich erträumte. Sie saß so lange in Stewart fest, bis ihr King Bobby nicht mehr nachstellte oder einer von Ambers Kontakten mit Informationen über Marshall zurückrief.
Das untätige Herumsitzen machte sie so kribbelig, dass sie sogar versucht war, Clara bei der Suche nach einem neuen Laden zu unterstützen. Sie hatte vorhin berichtet, die Presse sei inzwischen in Stewart eingefallen. Journalisten waren auf der Jagd nach Jason Corwin, aber auch nach seinen Familienmitgliedern und früheren Bekannten, um zumindest ein Statement zu ergattern. Wenn sich so viele Fremde in der Stadt tummelten, würde sie bestimmt nicht weiter auffallen.
Als Mike am Montag nach der Frühschicht nach Hause kam, lag sein Cousin auf der Couch und schlief tief und fest. Mike hatte nichts dagegen, wenn er so lange blieb, wie es nötig war, aber als Ersatz für Amber ließ Jason ziemlich zu wünschen übrig. Mike nahm sich ein Beispiel an ihm und ging ins Bett, wo er in einen traumlosen Schlaf fiel.
Am nächsten Morgen änderte er seine Meinung über seinen Mitbewohner schlagartig, als ihn das ohrenbetäubende Dröhnen des Fernsehers im Wohnzimmer aus dem Schlaf riss.
Mike tappte barfuß nach nebenan, nahm die Fernbedienung zur Hand und schaltete das Gerät aus.
»Hey!«, murrte Jason verärgert.
»Das geht auch leiser, okay?«, sagte Mike.
»’tschuldige«, brummte Jason und lehnte sich auf dem Sofa zurück, die Hände hinter dem Kopf verschränkt.
»Schon gut. Gibt es etwas Neues?« Mike wurde klar, dass er überreagiert hatte. Es machte ihn nervös, dass Amber nicht da war, und diese Erkenntnis ging ihm entschieden gegen den Strich.
Jason schüttelte den Kopf. »Jedenfalls nichts, was mich betrifft. Ich kann nur darauf warten, dass die Reporter das Interesse an mir verlieren. Laut meinem Vater sind ganze Horden von ihnen unterwegs. Weiß der Himmel, was für schmutzige Details sie ausgraben werden, wenn sie die richtigen Fragen stellen.« Er rieb sich mit den Handballen die Augen.
Mike wollte sich lieber gar nicht vorstellen, was für eine seelische Belastung diese Situation für seinen Cousin darstellte. »Sämtliche Bewohner von Stewart stehen hinter dir. Sie werden der Presse gegenüber nichts Negatives erwähnen.«
»Ja, vom Corwin-Fluch einmal abgesehen«, brummte Jason.
»Ach richtig, der Fluch …«, stimmte Mike zu.
Sie schwiegen, bis Jason die Stille durchbrach. »Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil sich Dad nun an meiner Stelle mit diesen Hyänen herumschlagen muss.« Jason fuhr sich mit der Hand durchs Haar und stand von der Couch auf. »Ich sollte einfach nach Hause fahren und mich dem Medienrummel stellen.«
Da er einigermaßen sicher war, dass Jason nirgendwo hingehen würde, ließ sich Mike in einen Sessel plumpsen. »Ich würde deinen Vorschlag ja unterstützen, wenn ich nicht genau wüsste, dass dein Vater das auch allein schafft. Ihm kann so etwas nichts anhaben, und das weißt du auch, sonst hättest du dich erst gar nicht versteckt. Aber eine Frage hätte ich da noch.«
Jason sah ihn an. »Nämlich?«
»Warum verkriechst du dich überhaupt hier, statt dich von Anfang an der Presse zu stellen?« Jason war immer derjenige von ihnen gewesen, der kein Risiko scheute. Der Rebell, der sich nicht darum scherte, was die Leute dachten. Bisher jedenfalls.
»Weil ich zuerst ein paar Nachforschungen anstellen muss. Ich muss wissen, warum zur Hölle mein Test positiv ausgefallen ist. Ich habe zwar so einen Verdacht, aber keine Beweise. Und da das Olympische Komitee in puncto Doping ziemlich streng ist, kann ich mir die Qualifikation abschminken.« Er wedelte mit der Hand in der Luft herum, und schon segelte ein Kerzenständer, den Mike von seiner Mutter geschenkt bekommen hatte, auf den Boden. »Oh Mann, tut mir leid«, sagte Jason und beeilte sich, ihn aufzuheben.
»Kein Problem.« Mike nahm seinem Cousin den Kerzenständer aus der Hand und stellte ihn wieder auf den Tisch. »Hör mal, falls du irgendetwas brauchst, Informationen über Konkurrenten oder was auch immer, musst du mir bloß Bescheid geben.«
Jason bedachte ihn mit einem dankbaren Blick. »Ich weiß. Ich brauche nur etwas Zeit, um zu verarbeiten, dass meine Karriere höchstwahrscheinlich zu Ende ist. Und du brauchst Zeit mit deiner Frau. Wo wir gerade von Amber reden …« Er stieß
Weitere Kostenlose Bücher