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Spiel ohne Regeln (German Edition)

Spiel ohne Regeln (German Edition)

Titel: Spiel ohne Regeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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Reifen zurück zum Hotel. Keine Zeit, an den Fingernägeln zu kauen und es sich noch mal anders zu überlegen. Sie musste schnell sein und entschlossen auftreten, kühl und souverän. Sie schaltete die Innenbeleuchtung an, kramte den Kamm aus ihrer Handtasche und versuchte, ihren Haaren einen Diana-Touch zu verleihen. Sie trug etwas von Dianas blutrotem Lippenstift auf und war überrascht von dem krassen Effekt. Sie bräuchte eigentlich ein dramatisches Augen-Make-up zur Ergänzung. Zum Glück hatte sie Dianas Zsa-Zsa-Gabor-Sonnenbrille. Sie verstaute ihre schwarz gerahmte Brille in ihrer Tasche und setzte die Sonnenbrille auf. Sie würde praktisch blind sein, aber na wenn schon! Scheiß auf die Sicht!
    Becca blickte in den Spiegel und verzog das Gesicht. Sie sah aus wie eine Prominente, die von ihrem Mann Prügel bezogen hatte, aber egal. Sie zog ihren Mantel aus und umrundete das Gebäude, dann stolzierte sie hinein, als gehörte es ihr. Sie blinzelte, um sich zurechtzufinden.
    Da waren zwei Empfangsdamen. Bei der einen handelte es sich um den Rotschopf, bei dem Diana eingecheckt hatte. Mit puddingweichen Knien ging sie an ihnen vorbei, den Flur entlang und ins Treppenhaus. Sie überschlug die Zeit, die ein Gast etwa brauchen würde, um zu seinem Zimmer zu gelangen und festzustellen, dass er den Kartenschlüssel darin vergessen hatte.
    Sie kehrte in die Lobby zurück, wo sie erleichtert feststellte, dass die Rothaarige telefonierte. Sie lächelte die andere Rezeptionistin, eine ältere Frau mit grauem Haar an.
    »Hallo! Ich bin Diana, aus Zimmer 317«, sagte sie. »Es ist mir furchtbar peinlich, aber wie es scheint, habe ich mich ausgesperrt. Könnten Sie mir einen neuen Kartenschlüssel machen?«
    Die Frau lächelte, tippte etwas in den Computer ein und nickte. »Aber selbstverständlich, Miss Evans. Das mache ich doch gern.«
    Bitte frag mich nicht nach meinem Ausweis! Bitte!
    Das Schicksal meinte es gut mit ihr. Wenige Momente später sprintete Becca, die Karte in ihrer schwitzenden Hand, den Korridor hinunter, völlig ungläubig und ein wenig erschrocken, dass es funktioniert hatte. Sie wurde immer geschickter darin, sich ihr eigenes Grab zu schaufeln, und die Erde flog nur so in alle Richtungen davon.
    Sie betrat Dianas Zimmer. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss. Becca durchlebte einen Moment der Enttäuschung. Keine offensichtlichen Enthüllungen. Es sah aus und roch wie in einer Million anderer preisgünstiger Hotelzimmer. Zwei Betten, synthetische, gesteppte Tagesdecken, das Bad neben dem Eingang, ein Fernseher, eine an der Wand montierte Klimaanlage, scheußliche Kunst. Ansonsten leer. Kein Koffer, keine Handtasche. Die Schachtel, die Schachtel. Sie musste diese weiße Schachtel finden.
    Sie entdeckte sie im Badezimmer auf dem Waschtisch aus Marmorimitat. Sie näherte sich ihr mit einem mulmigen Gefühl im Bauch.
    Becca holte tief Luft und nahm den Deckel ab. Okay. Kein menschlicher Kopf, kein einbalsamierter Außerirdischer. Nur ein Gestell, in dem sieben akkurat beschriftete Röhrchen mit einer dunklen Flüssigkeit darin steckten. Sie nahm eines heraus und realisierte, dass es sich bei der Flüssigkeit um Blut handelte.
    Unter dem Gestell befanden sich mehrere kleine Behältnisse, die eine klare gelbe Flüssigkeit enthielten. Zweifellos Urin. Dann gab es noch eine Handvoll versiegelter Plastikbeutel mit langen Wattetupfern darin. Sowohl die Blut- und Urinproben als auch die Beutel waren säuberlich handschriftlich etikettiert: W-121 396–88 991. Die Nummern folgten einem Muster. Zwei Ws , der Rest Ms , was, wie Becca annahm, sich auf männlich beziehungsweise weiblich bezog. Dann eine sechsstellige Zahl, vermutlich das Geburtsdatum. Gefolgt von einer fünfstelligen Zahl. Keine Namen. Falls es sich um Geburtsdaten handelte, war 96 das früheste Jahr. Gefolgt von 98. Die restlichen rangierten alle in den 2000ern: 01, 02, zwei 04s. Ein 06.
    Kinder. Kleine Kinder.
    Wieder überlief sie ein Frösteln. Schatten, Monster, die dem Blick entzogen durch die Dunkelheit geisterten. Sie fürchtete sich davor, die Lösung dieses Rätsels zu erfahren, hatte Angst, dass es etwas sehr Schlimmes sein könnte.
    Sie wünschte sich von Herzen, Nick wäre hier. Dann zog sie Stift und Papier aus ihrer Handtasche und kopierte hastig die Zahlen auf den Teströhrchen. Wozu, wusste sie selbst nicht, aber es konnte nicht schaden.
    Rüttel, fummel, klick! Jemand versuchte, die Tür zu öffnen. Becca sprang vor Schreck fast das

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