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Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Titel: Spiel Satz Tod - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Ausnahme zu machen.« Sie öffnete schon den Mund, um das abzulehnen, da unterbrach ich sie mit einer Handbewegung. »Ich denke, das ist in aller Interesse. Natürlich können wir das Problem auch mit Larry besprechen, wenn Ihnen das lieber ist.«
    Darüber dachte sie einen Augenblick nach. Man konnte richtig sehen, wie es in ihr arbeitete. Offenbar überlegte sie, wie weit ich wohl gehen würde und ob sie sich gegen mich durchsetzen könnte. Zu ihrer Ehre muss ich sagen, dass sie mich offenbar richtig einschätzte.
    »Also – ich lasse mich überreden, dass McKenzie ein paar Minuten später kommen darf«, sagte sie schließlich.
    Mich beeindruckte, wie sie so viele Wörter mit zusammengebissenen Zähnen hervorstoßen konnte.
    »Sie meinen, nicht so früh wie die anderen«, korrigierte ich, damit die Dinge klar waren. »Zu spät kommen wird sie nicht.«
    »Ja«, knurrte sie.
    Ich stand auf und lächelte dünn. »Ausgezeichnet. Vielleicht sagen Sie das auch McKenzie, damit sie beruhigt ist. Oh, und, Nancy«, ich legte eine kleine Pause ein, um meinen Worten größeres Gewicht zu verleihen, »ich werde darauf achten, dass McKenzies Tennis Ihre Theaterarbeit nicht behindert.«
    Sie maß mich mit einem kalten Blick, sagte aber nichts. Ich ging, war jedoch keineswegs beruhigt.
    Auch vorher hatte ich gerüchteweise gehört, dass Schüler aus der Theatertruppe gefeuert wurden, wenn sie in Ungnade fielen, oder man ihnen Rollen nicht gab, obwohl sie sich beim Casting durchgesetzt hatten. Das Theater war eine sehr subjektive Angelegenheit. Die Chefin konnte behaupten, der Schüler oder die Schülerin arbeiteten bei den Proben nicht intensiv genug, die Betroffenen aber sprachen von Vorlieben und Racheakten. Von außen war immer schwer zu sagen, wer da recht hatte. Wenn es um Konflikte zwischen Lehrern und Schülern oder Lehrern und Eltern ging, war ich natürlich meist auf Seiten der Lehrer. Aber in diesem Fall hatte das kurze Gespräch bei mir Zweifel aufkommen lassen, was eine mögliche Theaterkarriere McKenzies betraf. Vielleicht würde das Mädchen nie wieder eine Rolle erhalten, und ich konnte nichts dagegen tun. Als Einziges konnte ich ihr helfen, die nicht zu verlieren, die sie bereits hatte.
    Ich kehrte in mein verschlossenes Klassenzimmer zurück, um meine Tasche zu holen. Dort überdachte ich noch einmal, welche Wahl ich an diesem Abend hatte, und entschiedmich dann. Kyla würde es nicht gefallen, aber ich konnte jetzt einfach keine laute, fröhliche Horde Fremder ertragen. Nicht an diesem Abend. Ich griff nach meinem Handy, um ihr zu sagen, dass sie nicht auf mich warten sollten. Wahrscheinlich hatte ich zu keiner Zeit hingehen wollen. Mir stand der Sinn jetzt nur noch nach Cheeseburger, Cheese Tots und Limonenwasser. Ein Bier wäre nicht schlecht gewesen, aber ich musste mir an diesem Abend die offiziellen Regeln des Highschool-Tennis einprägen und etwas über Strategie und Taktik des Spiels lesen. Das war das Letzte und Einzige, was ich noch für Trainer Fred tun konnte.

4. KAPITEL
    EPITAPH UND EPISTEL
    Das Begräbnis für Trainer Fred fand drei Tage später statt. Auf Druck der Öffentlichkeit ließ unser furchtloser Direktor den Unterricht am Nachmittag ausfallen. Das war komplizierter, als es aussah, denn er musste nun alle Fächer am Vormittag unterbringen und die Schulbusse drei Stunden früher bestellen. Wenn man allerdings Larry stöhnen hörte, dann konnte man glauben, er habe ganz allein eine internationale Friedenskonferenz zu organisieren, statt seiner Sekretärin Maria den Auftrag zu geben, alles zu arrangieren. Mehr hatte er dabei auch wirklich nicht zu tun.
    Ich fuhr zeitig zu der kleinen Kirche und suchte mir einen Platz im hinteren Teil. Es war ein altes Bauwerk, schlicht und elegant. Das Gestühl bestand aus langen hölzernen Bänken mit sehr hohen, geraden Lehnen, die an eine einfachere und langsamere Zeit erinnerten, da die Frauen noch in geblümten Kleidern und winzigen Hütchen zur Kirche kamen, die dicken Beine in Stützstrümpfe gesteckt. Obwohl der Raum in Blumen versank, roch es nach altem Holz und Möbelpolitur. Der abgetretene Teppich war von mintgrüner Farbe, die wohl beruhigend wirken sollte. Den einzigen Wandschmuck bildete ein riesiges Kreuz aus Mahagoni, das hinter dem Altar hing. Vor dem Altar stand etwas erhöht ein Holzsarg, mit einem goldenen Tuch bedeckt. Zu seinen beiden Seiten befanden sich Kandelaber mit Kerzen, deren Flämmchen im Luftstrom der Klimaanlage zitterten, als

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