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Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Titel: Spiel Satz Tod - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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anderes ein. »Meine Tasche. Wo ist meine Tasche? Darin habe ich einen Spiegel.«
    Unerreichbar von meinem Bett befand sich ein Wandschrank. Er öffnete ihn. »Hier ist nichts.«
    »Hat man sie gestohlen?« Jetzt kreischte ich fast.
    Er suchte mich zu beruhigen. »Nein, nein. Das glaube ich nicht. Ihre Cousine hat sie bestimmt an sich genommen. Beruhigen Sie sich. Das blaue Auge läuft Ihnen nicht weg. Wenn es Morgen wird, können Sie es betrachten. Dann wird es wahrscheinlich noch eindrucksvoller sein.«
    Ich starrte ihn an. »Sie können einen ja wirklich trösten …«
    »So habe ich das nicht gemeint …« Er stockte, atmete tief durch und setzte noch einmal an. »Am besten, Sie beruhigen sich jetzt und erzählen mir, was passiert ist. Und wenn wir fertig sind, hole ich eine Schwester, einverstanden?«
    Davon hielt ich gar nichts, aber das Bedürfnis, von demÜberfall zu berichten, siegte schließlich über die Sorge um mein Aussehen. Zumindest zeitweilig. Und wenn es wirklich drei Uhr nachts war, musste er sehr müde sein.
    Ich schilderte ihm, so genau ich konnte, was in dem ausgetrockneten Bachbett passiert war. Dafür brauchte ich nicht lange. Er hörte zu, ohne mich zu unterbrechen, und kritzelte einiges in sein Notizbüchlein. Als ich geendet hatte, blickte er mich nachdenklich an.
    »Sie können also nicht sagen, aus welcher Richtung der Mann gekommen ist?«
    Ich versuchte mich zu erinnern, dann schüttelte ich den Kopf. Das hätte ich besser nicht tun sollen. Ein stechender Schmerz hinter den Augen war die Folge. »Ich habe in Richtung Bach geschaut, also dem Weg den Rücken zugedreht. Bis zur letzten Sekunde hatte ich keine Ahnung, dass er hinter mir ist.«
    »Und das ist passiert, während wir miteinander telefoniert haben?«
    »Ja. Ich habe ihn erst gehört, als unser Gespräch beendet war. Nein, warten Sie.« Ich versuchte krampfhaft, mich zu erinnern. »Ich hatte schon ein, zwei Minuten vorher etwas mitbekommen. Da knirschte der Schotter auf dem Weg, als ginge dort jemand. Ich habe mich umgeschaut, niemanden gesehen und nicht weiter darauf geachtet.«
    »Es ist also möglich, dass der Angreifer ein paar Minuten im Gebüsch gelauert hat. Sobald es hell wird, fahre ich hin und schaue mich um. Es ist wenig wahrscheinlich, dass ich etwas finde, aber ich möchte sichergehen.«
    »Ja«, sagte ich mit einem Seufzer.
    Was sollte dort außer ein paar Blutstropfen von mir auch zu finden sein? Auf den Steinen des Bachbetts blieben keine Fußspuren zurück. Fußspuren. Fuß. Plötzlich war die Erinnerung an den letzten brutalen Tritt wieder da. »Wer immer das getan hat, war wirklich … gemein.«
    »Gemein? Sie meinen, jemand, der einen anderen ohne Warnung angreift, der Ihnen diesen Bluterguss am Kopf beigebracht hat und Sie wahrscheinlich sogar töten wollte, war … gemein?« Er traf meine Wortwahl und meinen Ton ziemlich gut.
    Eigentlich hätte ich beleidigt sein müssen, aber ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
    Er sah es und fuhr fort: »Bei einem Prozess möchte ich Sie nicht als Geschworene haben. Ich wette, für Sie ist der Serienmörder Ted Bundy bestimmt ein unangenehmer Typ, und erst Jack the Ripper! Der war einfach nur ungezogen!«
    Um seine blauen Augen bildeten sich kleine Fältchen – das erste wirkliche Lächeln, das ich an ihm sah. Es veränderte ihn sehr. Aus dem stets ernst dreinschauenden, überarbeiteten Polizisten wurde plötzlich ein warmherziger, attraktiver Mann. Mein Blick wanderte über seine kräftige Kinnlade, dunkler geworden durch die Bartstoppeln nach einem langen Arbeitstag, und blieb an seinen breiten Schultern hängen. Ich riss mich zusammen und schaute zur Seite.
    »Stopp!«, sagte ich, vor allem, weil mir beim Lachen der Kopf weh tat. »Sie wissen genau, was ich meine. Dass er mich noch einmal getreten hat, als ich schon am Boden lag, war …« Wieder fiel mir nicht das richtige Wort ein.
    Er wurde wieder ernst und begriff, was ich sagen wollte. »Sie meinen, das Ganze war gegen Sie persönlich gerichtet. Es war mehr als ein gewöhnlicher Raubüberfall?«
    »Der Kerl raste vor Wut.« Noch jetzt konnte ich den Zorn und die Erbitterung spüren, die von dem Angreifer ausgegangen waren.
    Colin dachte über meine Worte nach, stand auf und liefin dem engen Raum am Fußende meines Bettes hin und her. Ich legte den Kopf auf das Kissen zurück und sah ihm zu. Dabei musste ich aufpassen, dass ich ihm nicht auf den knackigen Hintern starrte. Er hatte lange Beine und

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