Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
gestand, es sich als Rentnerin nicht hätte leisten können, gegen den Hesslerkonzern vor Gericht zu ziehen.
Natürlich war das Medikament vom Markt verschwunden, wenigstens offiziell. Christie vermutete, dass es an einem anderen Ort unter einem anderen Namen wieder verkauft würde, vielleicht auch von einer anderen Firma. Die Hersteller hatten zu viel Geld in die Entwicklung gesteckt, um das Produkt jetzt einfach abzuschreiben.
Als sie eine halbe Stunde später mit den anderen Rednern das Podium verließ, wurde sie von einigen Leuten zu ihrer Rede beglückwünscht, darunter auch von einem Reporter, der einen Artikel über sie schreiben wollte. Ein Fernsehteam tauchte auf, und mit einem Mal wurde Christie auch von ihnen interviewt.
„Spitze“, lobte sie der Reporter, nachdem sie ausgesprochen hatte. „Diese Sache mit den Naturheilmitteln ist im Moment der Renner.“ Er lächelte sie spöttisch an. „Wenn ich krank bin, gehe ich zwar lieber zum Arzt, aber wenn die Leute glauben, dass Kräutertee sie auch gesund macht, dann werde ich mich nicht mit ihnen streiten.“
Christie presste die Zähne zusammen und lächelte ihn verkrampft an. „Ihnen ist doch wohl klar“, stieß sie aus, „dass jedes Medikament eine natürliche Entsprechung hat. Viele der Arzneien sind lediglich chemische Kopien einer Droge, die es in der Natur gibt.“
„Ja, ja“, winkte er ab. „Wenn die Natur so heiß darauf ist, alles zu heilen, wie kommt es dann, dass es gegen viele Krankheiten kein Mittel gibt?“
Christie sah ihn entnervt an. „Die Pest zum Beispiel konnte man damals nicht heilen, weil es keine Kanalisation und kein sauberes Trinkwasser gab. Und im Übrigen ist zum Beispiel das rote Tuch, das gegen Pocken ins Fenster gehängt wurde, wissenschaftlich als wirkungsvoll nachgewiesen worden.“
„Ach ja? Also, ich bevorzuge eine kräftige Dosis Antibiotika“, erklärte er ihr. „Egal. Es könnte ein guter Beitrag für die Lokalnachrichten werden. Wie war doch gleich Ihr Name?“
Mühsam beherrscht sagte Christie ihren Namen, bevor er sich abwandte, um jemand anderen zu interviewen.
Sie wollte zurück in ihr Zimmer, um Cathy anzurufen. Obwohl sie wusste, dass es Cathy bei Saul gut ging, vermisste sie sie schon jetzt.
Erst als sie nach dem Gespräch auflegte, entdeckte sie den kleinen weißen Umschlag, den jemand unter der Tür durchgeschoben hatte. Der Umschlag war unbeschriftet und zugeklebt.
Sie riss ihn mit dem Fingernagel auf und zog einen Zettel heraus.
„Wenn Sie vielleicht Zeit haben, könnten wir zusammen heute Abend essen gehen. Leo. PS: Meine Zimmernummer ist 11 a.“
Ihr Herz schlug wild, und das Gefühl der Enttäuschung und Erschöpfung, das sie nach der Rede überkommen hatte, war wie weggeblasen. Stattdessen fühlte sie sich beschwingt und leicht.
Wie hatte er ihre Zimmernummer herausbekommen? Das ist jetzt auch egal, sagte sie sich und griff nach dem Telefon, um die entsprechende Nummer zu wählen.
Er war fast sofort am Apparat, und sie hatte kaum mehr als ein zögerndes „Leo?“ gesagt, als er auch schon ihre Stimme erkannte und freundlich antwortete.
„Christie, Sie haben also meine Nachricht gefunden. Gut. Haben Sie denn heute Abend Zeit oder …“
„Ja, ja, ich …“ Sie biss sich auf die Lippe und wurde sich bewusst, dass sie fast übereifrig klang.
„Vielleicht könnten wir uns in der Halle um, sagen wir, acht Uhr treffen?“, schlug er gelassen vor und nahm ihr damit das peinliche Gefühl.
„Acht Uhr passt mir gut“, bestätigte sie.
Erst als sie den Hörer auflegte, fiel ihr auf, dass sie tatsächlich zitterte. Ihre Handfläche war feucht, und ihr Puls raste.
Was war denn mit ihr los? Sie benahm sich wie eine Idiotin. Ärgerlich auf sich selbst ging sie ins Bad und hielt die Handgelenke unter kaltes Wasser. Schließlich war er auch nur ein Mann. Ein Mensch und keine griechische Gottheit.
Wie er wohl im Bett war? Der Gedanke ließ sie erbeben, und ihre Brustknospen richteten sich bei dieser Vorstellung auf. Reg dich ab, sagte sie sich und fügte in Gedanken hinzu: Nur weil er gut aussieht und dich körperlich anzieht, heißt das nicht, dass er ein guter Liebhaber ist.“ Sie musste lächeln, und ihr Herzschlag beschleunigte sich wieder. Ob er ein sinnlicher Liebhaber war, der es genoss, sie zu berühren und zu streicheln? Sie zu küssen und mit der Zunge zu reizen. Würde er sie zärtlich beißen und einladen, dasselbe mit ihm zu tun?
Sie konnte schon spüren, wie sie von
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