Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
ja. Und zwar in vieler Hinsicht. Ich wollte Sie kennenlernen, Davina.“
Dieser wunderbare, gut aussehende Mann wollte sie kennenlernen? Sie schüttelte verwirrt den Kopf und fragte sich, ob sie das alles träumte. Aber sie war wach, den Mann gab es wirklich. Sie war so durcheinander, dass sie kaum noch atmen, geschweige denn sich bewegen konnte. Und Gregory, der sie unablässig beobachtete, gestattete sich ein inneres zufriedenes Lächeln. Gut. Offensichtlich war sie genauso naiv und leichtgläubig, wie er gehört hatte. Er hatte sie kennengelernt, und der Rest würde jetzt einfach sein.
Gregory war von seiner verwitweten Mutter aufgezogen worden, die während seines ersten Studienjahrs gestorben war. Er hatte seine Mitschüler und die anderen Studenten immer dafür gehasst, dass es ihnen so gut ging und ihm nicht. Seine Mutter war arm. Trotz seiner Klugheit und seines guten Aussehens hatte Gregory früh erfahren, dass man damit mangelnden Reichtum nicht ausgleichen konnte. Reichtum bedeutete Macht, und danach sehnte Gregory sich. Er lernte früh schweigend zu lächeln, wenn andere ihn aufzogen oder sich gegenseitig auf seine abgetrageneSchuluniform und seine ärmliche Schulausstattung aufmerksam machten. Seine Zeit würde kommen, dafür wollte er sorgen.
Während seiner Studienzeit erkannte er, wie schwer es werden würde, diese Ziele zu erreichen. Die besten Stellen und das damit verbundene Geld und die Macht, nach denen er sich so sehnte, wurden niemals an Leute wie ihn vergeben. Sie gingen an andere junge Männer, die nur eine schlechtere Ausbildung und nicht so gute Abschlüsse vorweisen konnten, aber etwas Wichtigeres als Intelligenz besaßen. Sie stammten aus einflussreichen, angesehenen Familien.
Zufällig hatte er eine Unterhaltung von zwei Mitstudenten gehört und dadurch erkannt, welchen Weg er einschlagen musste. Die beiden hatten ihn nicht bemerkt und redeten über einen dritten Freund.
„Weißt du, seine Schwester heiratet im Juni. Das hat er mir letzte Woche erzählt. Sie kriegt ein Kind, und die Eltern rasen vor Wut. Anscheinend ist sie mit einem einfachen Arbeiter zusammen, der offenbar erkannt hat, wie er was erreichen kann. Jetzt hat die Familie keine andere Wahl. Sie müssen der Heirat zustimmen und die beiden unterstützen. Für ihn müssen sie einen angemessenen Posten finden. Auch wenn die Familie sich furchtbar aufregt, nach außen müssen sie gute Miene zum bösen Spiel machen.“
„So eine Gelegenheit müsste man haben“, entgegnete der andere Freund trocken. „Ein reiches Mädchen heiraten.“
Ein reiches Mädchen. Gregory spielte mit diesem Gedanken, und seine Vorstellungen wurden dabei immer genauer.
Das Problem lag nur darin, dass er keine reichen Mädchen kannte. Ansonsten kannte er viele Frauen, zumal er gut aussah und aus einer Umgebung kam, in der die Jugendlichen schon früh damit anfingen, erste sexuelle Erfahrungen zu sammeln. Im Lauf der Jahre hatte er nicht nur die grundlegenden Kenntnisse gesammelt, sondern auch noch einige Tricks und Kniffe gelernt, die ihm den gewünschten Erfolg beim anderen Geschlecht verschafften.
Wenn er wollte, konnte er umwerfend charmant sein und sich nach außen hin gut benehmen. Dass diese Eigenschaften nur oberflächlich waren, erfuhren Gregorys Partnerinnen auf bittere Weise, wenn sie nicht schnell genug erkannten, dass er ihrer überdrüssig war.
Gregory besaß keine menschliche Wärme und Freundlichkeit. Seiner Meinung nach waren das Schwächen, die man sich nicht leisten durfte.
Eine reiche Frau. Gregory konnte warten. Die Türen zu den Häusern von Mitstudenten aus reichen Familien blieben fest verschlossen, und so nahm er einen Job an und später einen anderen. Schließlich trat er seine dritte Stelle bei Carey’s an.
Er hatte die Firma aus drei möglichen Arbeitgebern ausgewählt, als er vom Hörensagen beim Vorstellungstermin erfuhr, dass der Eigentümer als einziges Kind eine unverheiratete Tochter hatte.
Im Lauf der Jahre hatte Gregory gelernt, den Unterhaltungen anderer Leute zuzuhören. Auf diese Weise konnte man sehr interessante Dinge erfahren.
Jetzt arbeitete er seit sechs Monaten für Carey’s. So lange hatte er gebraucht, um den Eigentümer der Firma unauffällig und vorsichtig auf sich aufmerksam zu machen, ohne den Verdacht seiner Kollegen zu erwecken.
Er hatte die Einladung zum Abendessen nur aus dem einen Grund angenommen, um diese zierliche unerfahrene Frau mit dem geröteten Gesicht und dem unordentlichen
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