Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
Menschen hatten es sich leisten können, zu einem Arzt zu gehen. Stattdessen hatten sie Leute wie Davinas Großvater aufgesucht.
Sie fand es schade, dass ihr Vater nur so wenig aus seiner Kindheit und von seinen Eltern erzählt hatte. Lediglich Davinas Mutter hatte ihr von ihrem Großvater erzählt, den sie nur ein paar Jahre kennengelernt hatte, weil er kurz nach der Hochzeit von Davinas Eltern gestorben war.
In dem Raum, der als Sitzungssaal genutzt wurde, hing ein Bild von Davinas Vater, und sie hatte immer gefunden, es gehöre auch eines von ihrem Großvater dorthin.
Natürlich würde jetzt niemals etwas daraus werden. Sollte Davina einen Käufer finden, wäre der sicher nicht an Bildern des Firmengründers interessiert.
Sie fuhr nach Hause und machte sich Gedanken darum, ob Giles nun bei der Firma bleiben würde oder nicht. Gleichzeitig kämpfte sie gegen das schlechte Gewissen an, weil sie ihn beeinflusst hatte.
Und dann bekam sie noch mehr Gewissensbisse, weil sie sich überlegte, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie statt Gregory einen Mann wie Giles geheiratet hätte.
4. KAPITEL
Eigentlich war es ihr Vater gewesen, durch den Davina Gregory kennengelernt hatte.
Gregory hatte bei Carey’s als Handelsvertreter angefangen, und Davinas Vater hatte ihn zu einem der Abendessen eingeladen, die er hin und wieder für einige seiner Angestellten gab.
Bei der Ankunft der Gäste war Davina in der Küche beschäftigt gewesen. Ihr Vater war ein Perfektionist, und Davina fürchtete immer, es seinen Erwartungen nicht recht zu machen.
Sie hatte buchstäblich die ganze Woche damit verbracht, dieses Essen vorzubereiten. Dazu gehörte das Einkaufen, das Silberputzen, Saubermachen sowie das Waschen, Stärken und Bügeln der Tischdecke. Sie hatte als Tischschmuck Blumen aus dem Garten gepflückt. Ihr Vater hätte niemals Geld dafür verschwendet, Blumen zu kaufen.
Er wählte selbst die Menüfolge aus, die er für das Essen wünschte, und es waren niemals leichte Gerichte. Davinas Vater war ein anspruchsvoller Esser, der kleine Spezialitäten bevorzugte, aber bei solchen Gelegenheiten wollte er die Gäste mit aufwendigen Braten und Fleischgerichten beeindrucken.
In der Küche hatte eine mörderische Hitze geherrscht. Davina war von der Arbeit verschwitzt und erschöpft und flehte innerlich, dass sie die Zeit richtig eingeschätzt habe, damit das heiße Soufflé, das ihr Vater als ersten Gang ausgesucht hatte, nicht zusammenfiel, bevor alle Gäste Platz genommen hatten. Sie hörte, wie sich die Küchentür öffnete, und war erstaunt, statt ihres Vaters einen sehr gut aussehenden jungen Mann zu sehen.
Er lächelte sie an, und das warmherzige Lächeln zeigte seine weißen ebenmäßigen Zähne. Seine Haut war gebräunt, und sein braunes Haar glänzte. Er war groß und schlank, und das weiche Braun seiner Augen ließ Davinas innere Hitze nur noch mehr ansteigen.
„Hallo, ich bin Gregory James“, stellte er sich vor und streckte ihr die Hand entgegen.
Unwillkürlich reichte Davina ihm die Hand und hätte fast aufgestöhnt, als er ihre Finger umschloss und sie die Berührung wie eine Art elektrischen Schlag empfand.
Noch nie hatte jemand so stark auf sie gewirkt. In ihrer Unerfahrenheit errötete sie und zitterte am ganzen Körper, während sie von Gregory James’ Anziehungskraft überwältigt wurde.
„Tut mir leid, ich wollte Sie nicht stören“, sagte er sanft und ließ ihre Hand los.
Einen Moment war Davina vollkommen verwirrt. Irgendein Unterton in seiner Entschuldigung ließ sie aufhorchen, als stimme etwas daran nicht. Unterbewusst erahnte sie, dass er sie verspottete und dass er sich absichtlich doppeldeutig ausdrückte und sie innerlich wegen ihrer Reaktion auslachte. Doch diese Ahnung war so schwach, dass sie verschwand, noch bevor Davina sie richtig greifen konnte. Stattdessen stammelte sie ein paar unzusammenhängende Worte, während Gregory fortfuhr: „Ich habe mich Ihrem Vater angeboten, Ihnen in seinem Namen mitzuteilen, dass alle versammelt sind. Gibt es etwas, wobei ich Ihnen helfen kann?“
Helfen? Völlig verblüfft starrte Davina ihn an. Ihr Vater glaubte fest, dass der Haushalt reine Frauenarbeit war. Ein Mann, der seine Hilfe anbot, passte nicht in dieses Weltbild hinein.
„Vielen Dank, aber das ist wirklich nicht nötig“, setzte sie atemlos an, doch er unterbrach sie mit einem durchdringenden Blick, dem sie schließlich nicht mehr standhalten konnte.
Dabei sagte er langsam: „Oh,
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