Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
Haar kennenzulernen. Über die Firma hatte er genug erfahren, um zu wissen, wie reich Davina eines Tages sein würde.
Körperlich war sie nicht sein Typ. Er bevorzugte Frauen mit endlos langen Beinen und dem Blick, der bewies, dass sie wussten, wie es im Leben lief.
Davina Carey war klein und schlank, ihr Körper wirkte eher mädchenhaft als sinnlich. In ihrem Blick lagen Unerfahrenheit und mangelndes Selbstbewusstsein. Und als sie Gregory ansah, sprach aus ihrem Blick auch Bewunderung.
Als er ihre unbeholfene Ablehnung seines Angebots akzeptierte, lächelte er innerlich. Schließlich hatte er nie vorgehabt, ihr zu helfen, sondern nur die Gelegenheit gesucht, sie kennenzulernen.
Auch wenn sie ihn körperlich als Frau nicht ansprach, als reiche Ehefrau eignete sie sich vorzüglich.
Davina kam sich beim Servieren wie in einem Rausch vor. In ihren seltsamen Tagträumen konnten die unmöglichsten Dinge mit einem Mal Wirklichkeit werden.
Sie wischte gerade die Essensreste vom Hauptgang von den Tellern, um das Geschirr anschließend in heißem Wasser einzuweichen. Danach wollte sie den Nachtisch servieren. Jetzt ist es so weit, dachte sie. Deshalb also habe ich nie jemanden kennengelernt. Das Schicksal hat schon Gregory für mich bestimmt. Es wusste, dass es ihn gibt, dass er lebt und atmet, auch wenn ich es bis heute nicht wusste.
Vollkommen reglos blickte sie in Gedanken versunken aus dem Küchenfenster und hing ihren Träumen nach. Dann riss sie sich plötzlich wieder aus diesen Fantasien heraus und sagte sich, dass sie wahrscheinlich viel zu viel in seine Blicke und Worte hineindeutete. Wie sehr sehnte sie sich jetzt nach einer Freundin, jemandem, mit dem sie über alles reden und von dem sie sich Ratschläge holen konnte! Einem Menschen, mit dem sie dieses Wunder, das sie erlebt hatte, teilen konnte.
Absichtlich wartete Gregory fast eine Woche, bevor er wieder mit Davina in Kontakt trat. Eine Woche war gerade lang genug für sie, um die Hoffnung aufzugeben, aber bei Weitem nicht lang genug, um ihn zu vergessen.
Vom Büro aus rief er sie an.
Davina war gerade vom Einkaufen zurückgekommen. Sie hob den Hörer ab und meldete sich mit der Anschlussnummer. Beim Klang von Gregorys Stimme blieb ihr Herz fast stehen vor Schock und Freude.
Wie oft hatte sie sich in den letzten sechs Tagen an den Moment gedacht, in dem er in die Küche gekommen war? An seine Worte und seine Blicke? Mit jedem Tag war sie weniger überzeugt davon, dass sie den Ausdruck in seinen Augen richtig gedeutet hatte.
Und jetzt, wo sie gerade die Hoffnung hatte aufgeben wollen, rief er an.
Genauso schnell, wie ihre Hoffnungen neu geweckt worden waren, wurden sie auch wieder zerstört. Förmlich sagte er: „Es tut mir leid, dass ich nicht eher angerufen habe. Ich war geschäftlich unterwegs. Ich wollte nur anrufen, um mich bei Ihnen für das ausgezeichnete Essen letzte Woche zu bedanken.“
Er will sich nur bedanken, stellte Davina traurig fest. Ein Höflichkeitsanruf, mehr nicht.
Am anderen Ende der Leitung schmunzelte Gregory. Er spürte ihre Enttäuschung fast körperlich.
Ein paar Sekunden wartete er und fügte dann beiläufig hinzu: „Im Theater in Manchester läuft im Moment ein sehr gutes Musical. Ich weiß nicht, ob Sie es kennen, aber ich habe zwei Karten geschenkt bekommen und mich gefragt, ob Sie Lust hätten, mit mir hinzugehen. Die Karten sind für morgen Abend. Tut mir leid, dass es so kurzfristig ist.“
Er wollte sie ausführen! Schlagartig stiegen ihre Hoffnungen wieder ins Unermessliche. Ihre Hand und auch ihre Stimme zitterten, als sie sich bedankte und die Einladung annahm. Sie beachtete nicht die warnende Stimme, die ihr sagte, dass sie erst ihren Vater um Erlaubnis bitten musste, da er am nächsten Abend seine Bridgerunde zu Gast hatte. Sicher erwartete er, dass Davina sie alle bewirtete.
Mit seinem Fortschritt zufrieden machte Gregory eine Zeit aus, zu der er Davina abholen würde.
Er wohnte nicht im Ort, sondern besaß eine kleine Wohnung in Manchester, weil er es vorzog, seine Arbeit und sein Privatleben zu trennen. Als Auto fuhr er einen Firmenwagen, und das Erste, was er in seiner ersten Stellung gelernt hatte, war, wie man sich seine privaten Fahrten zusätzlich zu den beruflichen vom Arbeitgeber mit bezahlen ließ.
Bei diesem Spiel durfte man nicht übertreiben, und Gregory kannte sich darin aus, ab welchem Punkt man seine Habgier aus Vorsicht einschränken musste. Darin gehörte er zu den Besten.
Er hatte
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