Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
mitteilte, dass er beabsichtige, Josephine selbst wählen zu lassen, wo sie ihre Ausbildung fortsetzen wollte.
„Das kannst du nicht tun. Sie wird wahrscheinlich in einer dieser schrecklichen Gesamtschulen landen“, regte Karen sich auf, doch Saul ging nicht auf sie ein.
Es belustigte ihn in gewisser Weise, wie schnell sowohl Richard als auch Karen damit einverstanden waren, als er anbot, beide Kinder für einen Monat zu sich zu nehmen.
„Aber was wird aus deiner Arbeit?“, war Karens einzige Sorge.
Saul verschwieg ihr, dass er keine „Arbeit“ mehr hatte. Er wollte nicht noch mehr Klagen von ihr hören.
Josephine bewahrte immer noch einen gewissen Abstand zu ihm und war weiterhin misstrauisch, aber Saul bekam den Eindruck, als mache er gute Fortschritte, auch wenn er bei ihr nichts außer Neugier erweckte. Selbst wenn sie nur in den Ferien mit ihm einverstanden war, weil sie dadurch aus einer Situation fliehen konnte, die für sie unerträglich geworden war.
Saul fuhr mit ihnen in die Provence in ein kleines Dorf, wo er ein kleines Haus gemietet hatte. Er rief Christie an, um ihr davon zu berichten und sie zu warnen, dass sie ihn, weil das Häuschen kein Telefon besaß, nicht erreichen konnte.
„Hast du meinen Brief an Davina James weitergeleitet?“, fragte er sie und überlegte dabei, ob sie die Anspannung aus seiner Stimme genauso leicht heraushören konnte wie er selbst.
Wenn ja, so ließ sie es sich nicht anmerken.
„Ja, ich habe ihn ihr gegeben.“
Nur aus Stolz fragte er nicht weiter. Es wäre lächerlich gewesen, wenn ein Mann seines Alters sich wie ein liebeskranker Teenager aufgeführt und nach der kleinsten Kleinigkeit gefragt hätte, die seine Geliebte geäußert hatte. Dabei wollte er am liebsten alles erfragen. Doch Christie klang auch abgelenkt, als sei sie mit ihren Gedanken bei anderen Dingen, und so verabschiedete er sich und legte auf.
Davina lehnte sich in dem Stuhl zurück und reckte sich, um ihre verspannte Nackenmuskulatur zu lockern. Ihr ganzer Schreibtisch war mit Papieren übersät, von denen die meisten mit Zahlenreihen vollgeschrieben waren.
Sie schloss die Augen einen Moment und zuckte dann zusammen, weil ihr Nacken weiterhin schmerzte. Dann wandte sie sich wieder den Zahlen zu, die sie gerade geschrieben hatte.
Wenn sie das ganze Geld von Gregorys Konten nahm, einen guten Preis für ihr Haus heraushandelte, und wenn es Leo mit seinem Angebot eines Darlehens ernst war, wenn dann noch die Bank überzeugt werden konnte, ihr die fälligen Beträge noch etwas zu stunden, bis dieses Gesetz, das Saul erwähnt hatte, in Kraft trat, dann gab es vielleicht, vielleicht eine Möglichkeit, die Firma am Leben zu halten.
Aber für wie lange? Davina schüttelte den Kopf. Sie wagte es nicht, überhaupt nur so weit in die Zukunft zu denken. Der Gedanke an die Firma und das Wissen, auf welchen Formeln sie aufgebaut worden war, widerte sie an. Aber zum Wohl derer, deren Einkommen von dem Unternehmen abhing, musste sie gegen diesen Widerwillen ankämpfen.
Leo hatte es bedauert, dass er es ihr verraten hatte, aber sie hatte ihm ehrlich geantwortet, dass sie darüber froh sei. Und das entsprach der Wahrheit.
„Hier ist ein Anruf für Sie“, teilte ihr eine Sekretärin mit. „Sir Alex Davidson.“
„Miss James … Davina?“
Sie verspannte sich, und irgendetwas in seinem Tonfall missfiel ihr sofort.
„Ich dachte, es sei vielleicht einmal angebracht, dass wir beide uns ein wenig unterhalten. Ich habe mir bereits die Freiheit genommen, mit Ihrer Bank zu sprechen. Die Bankleute sind alle etwas empfindlich, finden Sie nicht auch?“
Davinas Spannung verstärkte sich nur noch beim Zuhören. Hinter der vordergründigen guten Laune hörte sie die Verachtung und den eisernen Willen.
„Offensichtlich haben Sie sich deren Ratschlag angehört, was unser Angebot bezüglich Ihrer Aktien an Carey’s betrifft.“
„Man hat es mir unterbreitet“, stimmte sie zu und biss sich dann auf die Unterlippe, weil sie damit zugegeben hatte, dass die Bank ihr tatsächlich dazu geraten hatte, das Angebot anzunehmen. Aber sie tröstete sich damit, dass er wahrscheinlich bereits von Saul Jardine davonerfahren hatte. „Jedenfalls habe ich Mr Jardine gesagt, dass es gewisse Bedingungen gibt, von denen ich einen Verkauf abhängig mache.“
Sir Alex lachte. „Meine Teuerste, dies hier ist das wirkliche Leben und kein Märchen. Natürlich möchte niemand von uns, dass Menschen ihre Arbeit verlieren,
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