Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
aber ich fürchte …“
Während sie auf die Zahlen vor sich blickte und der schleppenden selbstzufriedenen Stimme zuhörte, dachte Davina angestrengt nach.
„Sir Alex, ich glaube, dass ich uns beiden einige Zeit ersparen kann, wenn ich Ihnen sage, dass ich nicht beabsichtige, Ihnen die Firma zu verkaufen“, unterbrach sie ihn.
Ihre Stimme klang ruhig, aber innerlich war sie alles andere als gelassen. Das stellte sie fest, als sie auf ihre Hand blickte, die hemmungslos zu zittern anfing.
„Wie ich bereits Mr Jardine erklärt habe …“
„Saul Jardine arbeitet nicht mehr für die Davidson Corporation“, teilte Sir Alex ihr kühl mit. „Und wenn ich mit ihm fertig bin, wird er glücklich sein, wenn er eine Stelle als Straßenkehrer bekommt. Jetzt bin ich Ihr Verhandlungspartner, Miss James, und lassen Sie es sich gesagt sein, ich weiß genau, in welcher Situation Ihre Firma steckt. Sie kommen keine Woche mehr ohne Hilfe über die Runden. Sie sind bankrott, und das wissen wir beide.“ Davina konnte die Drohung aus seiner Stimme heraushören, und der Hörer rutschte ihr fast aus der schweißnassen Hand.
Saul hatte sie in seinem Brief gewarnt.
„Mach keinen Fehler, Sir Alex will Carey’s haben, und es wird ihm egal sein, welche Methoden er anwenden muss, um die Firma zu bekommen. Es ist fast schade, dass Hessler nicht an dem Unternehmen interessiert ist.“
An diese kleine Information klammerte Davina sich jetzt, so gut sie konnte, und sie versuchte, sich nicht von dem Schrecken verunsichern zu lassen, dass Saul entlassen worden war. Sie durfte jetzt kein Mitleid oder schlechtes Gewissen empfinden, weil sie an seiner Entlassung Mitschuld war.
„Sie sind nicht der Einzige, der Carey’s kaufen möchte“, hörte sie sich sagen. Sie konnte hören, wie er scharf die Luft einsog, und wusste, dass sie ihn überrascht hatte.
„Hessler-Chemie? Meine Teuerste, was sollten die mit einer Firma wie Carey’s wollen?“
Davina biss bei seiner Herablassung die Zähne zusammen und entgegnete: „Sicher dasselbe wie Sie, Sir Alex. Meinen Sie nicht?“
In der Leitung herrschte Schweigen.
Sie schloss die Augen. Oh, was hatte sie getan? Jetzt würde er annehmen, dass Saul ihr über das neue Gesetz erzählt hatte. Schnell, ihr musste etwas einfallen. Irgendetwas, damit er von diesem Gedanken abgelenkt wurde. Das wenigstens war sie Saul schuldig.
„Ja. Ich vermute, dass Hessler wie Sie so viele kleine Unternehmen wie möglich aufkauft. Sie sind alle wie Geier, Sie beide. Das Pech anderer nutzen Sie zu Ihrem eigenen Vorteil aus und schnappen sich Firmen, die durch eine schlechte Wirtschaftslage in Schwierigkeiten geraten sind. Dabei wissen Sie, dass den Eigentümern nichts anderes übrig bleibt, als zu verkaufen.“
„Ich fürchte, so läuft das Geschäft“, hörte sie ihn sagen. „Wie viel hat Hessler Ihnen geboten?“
„Ich beabsichtige nicht, diese Information weiterzugeben“, erwiderte Davina eisig. „Ich habe mich entschieden, Sir Alex. Das Angebot von Hessler-Chemie ist besser als das Ihre. Es gibt keinen Grund, aus dem wir uns noch weiter unterhalten sollten.“
Sie konnte hören, dass er zu einer Erwiderung ansetzte, und sie spürte seine Wut durch die Telefonleitung hindurch, als sie sich verabschiedete und den Hörer zitternd auf die Gabel legte. Wie musste Saul Jardine sich fühlen, der ständig mit diesem Mann zu tun hatte? Aber das war ja jetzt anscheinend vorbei.
Sie erschauerte wieder und rief sich den zufriedenen Klang von Sir Alex’ Stimme in Erinnerung, als er ihr mitgeteilt hatte, dass er Saul entlassen hatte. Es hatte fast so geklungen, als habe er den Mann, den er ganz öffentlich als seine rechte Hand und seinen Nachfolger angekündigt hatte, nicht gemocht.
Saul. Sie schloss die Augen und schluckte. Die guten Manieren geboten ihr, ihn anzurufen und ihm warnend zu erzählen, was geschehen war. Aber wie sollte sie das anstellen? Seine Schwester! Christie Jardine hatte bestimmt seine Adresse und seine Telefonnummer.
Auf dem Weg zu Christie war Davina zweimal drauf und dran, wieder umzukehren. Sie besaßeinen sehr vernünftig klingenden Grund, mit Saul in Kontakt zu treten. Daran erinnerte sie sich immer wieder, und wenn sie sich nicht ganz sicher war, ob es da nicht noch andere Gründe gab, so konnte sie daran auch nichts ändern.
Sie konnte sich doch nicht lächerlich aufführen und sich einbilden, sie habe sich in diesen Mann verliebt! Er war aufbrausend, herrisch und
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