Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
herabgesehen hatten, beneideten ihn jetzt um den Ruf, nicht nur sehr intelligent zu sein, sondern seine Intelligenz auch zu nutzen und jede ihm übertragene Aufgabe mit aller Energie zu verfolgen.Entschlossen, fleißig und ehrgeizig, mit diesen Worten wurde er beschrieben. Und immer öfter erlebte Saul, dass Freunde und Bekannte ihn außerhalb der Firma unauffällig um Rat fragten und sich Tipps von ihm erhofften, mit denen sie ihre eigenen Karrieren fördern konnten. Es galt als Vorteil, Saul zu kennen.
Das Haus in Westchester war nur klein, aber in einer der besten Gegenden, und es besaß einen großzügigen Garten.
Karen wurde bald schwanger und war offensichtlich zufrieden damit. Sie war durch ihre Wohltätigkeitsarbeit sehr beschäftigt und versicherte Saul, dass sie glücklich sei.
Saul konnte bei Josephines Geburt nicht bei Karen sein. Er war geschäftlich unterwegs. Mit dem Gedanken, Vater zu werden, hatte er sich nicht sehr auseinandergesetzt. Dann sah er zum ersten Mal seine kleine Tochter.
Sie war drei Tage alt, und als er sie hochhob, verliebte er sich zum zweiten Mal in seinem Leben. Doch diesmal war es etwas ganz anderes als damals bei Angelica. Diesmal ging es um sein Kind. Seine Tochter, ein neues Leben, das ein Teil von ihm war. Als er die Hand ausstreckte, um sie zu berühren, standen ihm Tränen in den Augen, und ein unsagbarer Drang, sie zu beschützen, durchzog ihn.
Karen war eine perfekte Mutter, da waren sich alle einig. Sie wollte das Beste für ihr Kind. Und Saul wollte das natürlich auch. Er konnte sich an seinen Vater erinnern, der ihm sagte, dass auch er eines Tages eine Familie zu versorgen habe. Saul konnte sich an jedes Wort, an jede Warnung erinnern, wie wichtig es sei, Erfolg zu haben. Er verdiente gut, aber sie hatten große Ausgaben zu bewältigen. Saul fing an, immer länger zu arbeiten.
Karen beschwerte sich, dass er nie zu Hause sei, teilte ihm aber im gleichen Atemzug mit, dass sie Josephine bei einem exklusiven und teuren Kindergarten auf die Liste gesetzt habe.
Als Josephine zwei Jahre alt war, wurde einer der Mitarbeiter, die gleichzeitig mit Saul eingestellt worden waren, zum Teilhaber übernommen. Karen regte sich an Sauls Stelle auf. Sie beklagte sich, dass ihm die Teilhaberschaft zugestanden hätte. Doch Saul besitze natürlich nicht die familiäre Herkunft eines John Feltham des Dritten.
Irgendetwas an ihrer Bemerkung traf bei Saul einen wunden Punkt. Gab Karen ihm die Schuld daran, dass ihm die Teilhaberschaft nicht angeboten worden war? Hatte er in gewisser Weise versagt oder seine Ziele nicht erreicht? Es reichte nicht, im Großen und Ganzen erfolgreich zu sein, das hatte sein Vater ihm eingebläut. Er musste auf ganzer Linie Erfolg haben und aus der Masse herausragen.
Saul sah sich nach einer anderen Stelle um und fand sie bei einer Firma, die noch neu auf dem Markt war.
Dank seines höheren Einkommens zogen sie in ein anderes Haus, und zweieinhalb Jahre nach Josephine wurde Thomas geboren.
„Natürlich hätte es andersherum sein sollen“, beschwerte Karen sich nach der Geburt. „Thomas hätte zuerst geboren werden sollen.“ Und während er ihr zuhörte, kam es Saul wieder so vor, als gebe sie ihm die Schuld daran, dass sie zuerst eine Tochter und dann einen Sohn bekommen hatte.
Wieder entpuppte Karen sich als ideale Mutter. Nach Josephines Geburt hatte Saul noch versucht, sich mit seiner Tochter zu beschäftigen, aber Karen hatte ihn aus dem Kinderzimmer verbannt. Bei Thomas machte er gar keine Anstrengung mehr und überließ Karen alles. Außerdem war er ohnehin viel unterwegs. Die Firma hatte so viele Geschäfte an der Westküste zu erledigen, dass schon gescherzt wurde, man sollte Saul gleich dort drüben behalten.
Wenn er mal zum Nachdenken kam, und dazu blieb ihm selten Zeit, dann wurde Saul sich bewusst, dass Karen und er sich immer weiter auseinanderentwickelten. Jetzt führten sie beinahe ganz verschiedene Leben, und Karen wirkte ungeduldig und irritiert, wenn er zu Hause war. Die Kinder, besonders Thomas, reagierten überhaupt nicht auf ihn.
Wenn er sich einmal die Zeit für ein paar Urlaubstage nahm, kam immer etwas überaus Wichtiges dazwischen und machte aus dem völligen Abschalten eine Reihe von Tagen, in denen er zu Hause arbeitete. Doch was blieb ihm sonst übrig, wenn er Erfolg haben wollte? Und jetzt war der Erfolg für ihn noch wichtiger, weil er eine Familie zu ernähren hatte.
Thomas war noch ein Baby, als Saul bei einem
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