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Spiel um Macht und Liebe (German Edition)

Spiel um Macht und Liebe (German Edition)

Titel: Spiel um Macht und Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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als sie einen letzten flachen Atemzug machte und dann in die Ewigkeit hinüberglitt. Er wusste sofort, dass sie tot war. Dennoch saß er einige Zeit da und hielt weiterhin ihre Hand umschlossen.
    Wilhelm kam am Morgen an. Anscheinend hatte er sich beim Rasieren geschnitten, und er war gereizter denn je. Er riecht noch nach Sex, stellte Leo angewidert fest, als er zuhörte, wie sein Bruder sich beschwerte, wie ungelegen ihm der Tod ihrer Großmutter käme.
    Selbst jetzt, wo er die Wahrheit kannte, fiel es Leo schwer, sich vorzustellen, dass Wilhelm nicht Heinrichs Sohn war. Seine Haltung, seine Bewegungen, seine Art, das alles ähnelte so sehr Heinrich. Aber schließlich war er auch von Geburt an darauf getrimmt worden, seinem Vater nachzueifern. Seine Mutter hatte wahrscheinlich gar nicht gemerkt, was geschah, weil sie nur den einen Gedanken verfolgte, den Sohn ihres Geliebten vor Heinrichs Wut zu schützen, falls der jemals die Wahrheit erfahren würde. Wie glücklich musste sie über die Erkenntnis gewesen sein, dass Heinrich Wilhelm vollkommen als seinen Sohn betrachtete. Wann mochte sie gemerkt haben, was er mit dem Kind, mit ihrem Kind, machte?
    Leo wusste noch, wie sehr sie darauf geachtet hatte, ihn immer in ihrer Nähe zu behalten. Hatte sie das getan, weil sie gesehen hatte, was Heinrich aus Wilhelm gemacht hatte?
    Rasch wandte er sich von einem Bruder ab. Er empfand nur Mitleid und Mitgefühl für ihn. Was wäre aus ihm geworden, wenn Heinrich ihn nicht so geprägt hätte? Wenn Heinrich nicht diese Überheblichkeit, diese Gier und Selbstbezogenheit in ihm geweckt hätte?
    Wie sollte er ihm die Wahrheit sagen? Leo wusste, dass er das nicht konnte. Er würde Wilhelm damit vollkommen zerstören.
    „Sie ist also von uns gegangen, ja?“, verlangte Wilhelm in fast wütendem Tonfall zu wissen.
    „Ja“, bestätigte Leo zögernd. „Sie ist fort.“
    Später, als er Zeit zum Nachdenken hatte, wunderte Leo sich, wie ein Mann ein Kind ablehnen konnte, das er so sehr zu seinem Ebenbild gemacht hatte wie Heinrich Wilhelm. Liebte man ein Kind nicht um seiner selbst willen, sondern nur weil es das eigene war?
    Aber schließlich hatte ihr Vater im Grunde keinen von ihnen beiden geliebt. Leo bezweifelte, dass er überhaupt je einen Menschen geliebt hatte, auch sich selbst nicht. Und Leo wusste, wie wichtig es war, sich selbst zu lieben und sich die eigenen Schwächen einzugestehen. Wie sollte man sonst einen anderen Menschen mit all seinen Makeln und Schwächen annehmen können?
    Als jungen Mann hatte ihn der Verlauf von Wilhelms Ehe sehr verstört. Wie die seiner Elternwar auch Wilhelms Ehe von Untreue und Unfrieden geprägt. Leo hatte daraufhin überlegt, ob es nicht vielleicht im Erbgut liege, das er lieber nicht an weitere Generationen weitergeben sollte. Über dieser Frage hatte er lange gegrübelt und sich gefragt, ob er selbst vielleicht auch das Verhalten seines Vaters und seines Bruders nachahmen würde.
    In Heidelberg hatte er eine Mitstudentin kennengelernt, die er von ganzem Herzen liebte. Er hatte sich danach gesehnt, ihr das zu sagen, es aber aus Angst sein gelassen. Sie hatte ihn beschuldigt, sie nur zu benutzen und sich ihr nicht ganz hinzugeben.
    Kurz vor seinem Tod hatte sein Vater ihn gedrängt zu heiraten und gesagt, es sei seine Pflicht.
    Weil er erkannt hatte, dass Wilhelm und damit auch Wilhelms Söhne nicht von ihm abstammten.
    Die Baronin wurde mit der angemessenen Würde und in feierlich-ernstem Rahmen vier Tage später beerdigt.
    Das Schloss wirkte ohne sie leer. Es ist sicher nicht mehr zeitgemäß, dass eine einzelne Familie so ein Gebäude besitzt, überlegte Leo. Es war für einen Lehnsherrn mitsamt Gefolge und Bediensteten gebaut worden und nicht für eine kleine moderne Familie.
    Es erstaunte ihn nicht, dass das gesamte Grundstück ihm vermacht worden war. Wilhelm war darüber zum Glück auch nicht überrascht.
    „Viel Spaß damit“, hatte er Leo gesagt, bevor er zurück nach Hamburg flog.
    Leo blieb noch ein paar Tage. Es gab eigentlich nichts für ihn zu tun. Die Papiere seiner Großmutter waren tadellos geordnet, und sie hatte ihren Tod mit derselben Sorgfalt vorbereitet, die ihr ganzes Leben geprägt hatte. Adel verpflichtet.
    Er wusste, dass er seine Rückkehr nach Hamburg aufschob. In zwei Tagen sollte er an einer Konferenz in Edinburgh teilnehmen, und er hatte beschlossen, die Reise mit einem Abstecher nach Cheshire zu verbinden, um Alan Careys Tochter zu besuchen. Er wusste,

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