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Spiel um Macht und Liebe (German Edition)

Spiel um Macht und Liebe (German Edition)

Titel: Spiel um Macht und Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Seine Großmutter lag reglos mit geschlossenen Augen da. Sein Herz klopfte wild vor Angst und Schmerz, aber die Schwester beruhigte ihn rasch und sagte leise: „Sie lebt noch, obwohl ich nicht denke, dass es noch lange dauert. Sie wollen sicher mit ihr allein sein.“
    Ihr Verhalten war förmlich und distanziert, und obwohl sie sehr kühl wirkte, wusste Leo, dass sie seiner Großmutter treu ergeben war. Sie war die letzten fünf Jahre bei ihr gewesen, und Leo hatte sich vorgenommen, ihr diese Treue zu vergelten, falls seine Großmutter nicht dafür gesorgt hatte.
    Es gab kein Geld in der Familie seiner Mutter, und diese Tatsache hatte sein Vater den Schwiegereltern immer wieder höhnisch vorgehalten. Als Leo einmal dumm genug gewesen war und seine Großeltern verteidigt hatte, indem er feststellte, dass Geld nicht alles sei, hatte sein Vater ihn so fest geschlagen, dass er zu Boden gestürzt und wochenlang Prellungen gehabt hatte.
    Er setzte sich auf den Stuhl, den die Schwester für ihn frei gemacht hatte. Unter der Decke war der eingefallene Körper seiner Großmutter kaum zu erkennen. Die Hände lagen auf der Decke, und die Haut war voller Runzeln und Altersflecke. Das Gold ihrer Ringe war verblasst, und unwillkürlich nahm Leo ihre Hand vorsichtig in seine.
    „Leo.“
    Beim Klang ihrer Stimme fuhr er erschreckt zusammen. Sie öffnete die Augen und lächelte ihn an.
    „Dann ist meine Zeit also endlich gekommen, stimmt’s?“
    Sie musste seinen Kummer erkannt haben, denn sie lächelte wieder. „Nein, das ist schon richtig so. Ich bin bereit zu gehen. Schon seit Langem. Ist Wilhelm bei dir?“
    Er konnte hören, wie sehr sie das Sprechen anstrengte, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass sie geistig so wach sein würde. Sie war noch genau die Frau, die er seit seiner Kindheit kannte. Er hatte Angst gehabt herzukommen, weil er nicht gewusst hatte, in welchem Zustand er sie vorfinden würde. Doch sie war so wie immer.
    „Nein. Er … Es gab da eine Sitzung. Ich habe eine Nachricht hinterlassen. Er wird bald kommen.“
    „Du meinst, er ist bei einer seiner Frauen.“ Leo erkannte, wie ihr Blick sich verdüsterte. „Wer kann schon sagen, wieso die Dinge so kommen, wie sie kommen? Dass du so sehr Wilhelms Vater ähnelst und er so sehr deinem.“
    Leo blickte sie fassungslos an. Sein Herzschlag raste, und er traute seinen Ohren nicht. Er fühlte sich mit einmal kalt und schwer vor Angst und Sorge.
    Seine Großmutter hatte die Augen wieder geschlossen. Er beugte sich zu ihr.
    „Großmutter.“
    Sie blickte ihn wieder an.
    „Erzähl es mir“, drängte er sie. „Was meinst du damit? Wilhelm und ich haben doch denselben Vater.“
    „Du denkst also, ich sei eine alte Frau, die nicht mehr weiß, was sie redet. Oh, Leo, wenn das nur stimmen würde. Vielleicht hätte ich nichts erwähnen sollen, aber es belastet seit dem Tod deiner Mutter mein Gewissen. Ich hätte nie zulassen dürfen, dass sie deinen Vater heiratete. Es wäre leichter gewesen, die Schande zu ertragen, ein uneheliches Kind zu haben, als die Qualen, die sie während ihrer Ehe erdulden musste. Aber damals lagen die Dinge anders, und wir wurden von den Machthabern im Dritten Reich bereits beobachtet. Dein Großvater hatte seine politische Meinung zu offen geäußert. Nur unser Name schützte uns, aber wie lange noch? Dein Vater …“ Sie schloss die Augen, als müsse sie sich beruhigen. Dann sprach sie leise weiter. „Er hatte bereits um Elisabeths Hand angehalten, aber sie … Es gab da noch jemanden … Einen jungen Mann, den sie an der Universität getroffen hatte. Sie waren beide sehr verliebt.“
    Sie seufzte. „Er war sehr freundlich, und heutzutage würde man ihn einen Pazifisten nennen, aber er war kein Feigling. Er war sehr großherzig und liebte deine Mutter wie sie ihn. Heinrich hat ihn gehasst, und ich habe mich oft gefragt, ob es Heinrich war, der ihn an die SS verraten hat, aber vielleicht ist es besser, wenn wir einige Dinge nie erfahren. Er wurde gefangen genommen und hingerichtet. Deine Mutter hat Heinrich angefleht, ihm zu helfen, aber es nützte nichts.“
    Seine Großmutter suchte Leos Blick. „Damals wusste ich nicht, dass die beiden ein Liebespaar waren. Deine Mutter war noch sehr jung, kaum achtzehn Jahre. Als sie drei Wochen nach seinem Tod verkündete, sie werde deinen Vater heiraten, konnte ich es nicht glauben. Da gestand sie mir, dass sie von ihrem verstorbenen Liebhaber schwanger sei. Sie sagte mir, sie müsse

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