Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
Luft und Freiraum. Sie brauchen Abwechslung und etwas, wodurch sie sich ein Selbstwertgefühl aufbauen können.“
„Und wie sollen wir das erreichen?“, fragte einer der anderen Ärzte sie missmutig. „Wir leben in einer Welt, in der der Mensch durch Maschinen ersetzt wird. Es gibt keine Jobs für die Jugendlichen, und ihre Zukunft sieht genauso düster aus wie die ihrer Eltern. Eigentlich sollten wir sie dazu überreden, keine Kinder zu bekommen. Sie sind nicht …“
„Nicht was?“, unterbrach Christie ihn wutentbrannt. „Nicht geeignet, um Kinder zu bekommen? Wollen Sie das sagen? Vielleicht sind wir diejenigen, die nicht geeignet sind, weil wir sie und ihre ungeborenen Kinder zu diesem Leben verurteilen. Denn wir weigern uns, die Wahrheit an die Öffentlichkeit zu bringen und dafür zu sorgen, dass etwas unternommen wird. Die kleine Tracy hat also schon ein halbes Jahr lang eine Erkältung? Dann geben wir ihr ein paar Antibiotika, und ihre Mum kriegt Beruhigungsmittel. Dabei wissen wir, dass die beiden eine schöne Wohnung brauchen und einen Garten, in dem Tracy spielen kann. Ihre Mutter braucht Sicherheit, damit sie sich nicht davor fürchtet, nach draußen zu gehen. Tracy und sie sehen tagelang keinen anderen Menschen.“
Ihre Verzweiflung ermüdete sie, und ihre Wut ballte sich zu einem harten Knoten in ihrer Brust. Sie konnte so wenig ausrichten.
Christie organisierte eine Kinderkrippe als Treffpunkt für Mütter und ihre Kinder. Sie überredete den Stadtrat, dafür eine leere Wohnung bereitzustellen. Mit Nachdruck und Überzeugungskraft holte sie sich von öffentlichen Stellen Gelder für Farbe und Pinsel und riss die Mütter aus ihrer Teilnahmslosigkeit. Sie bestand darauf, dass die Frauen selbst die Wohnung neu einrichteten, und ermutigte sie in ihren Einfällen. Dann konnte sie nur noch über die Fähigkeiten dieser Frauen staunen, die die Wände strichen und allmählich Vertrauen zu sich und ihren Kindern wiedergewannen. Sie teilten sich in Gruppen auf, um an Geld für die Ausstattung der Kinderkrippe zu kommen.
Für drei der Frauen fand Christie Ausbildungsplätze als Kindergärtnerinnen. Sie bestärkte sie darin, Ausflüge zu unternehmen. Die Arbeit und Cathy nahmen all ihre Zeit in Anspruch, und wenn die Frauen sie manchmal damit aufzogen, dass sie keinen Mann hatte, dann hob sie nur die Schultern und sagte ehrlich, dass sie keinen brauchte.
Und außerdem irrten sie sich. Christie hatte ein paar Monate lang eine Affäre gehabt. Sie hatte den Mann bei ihren Bemühungen zum Wohl der Bewohner der Hochhäuser getroffen. Er war geschieden, hatte zwei Kinder und war Teilhaber eines Architektenbüros, das ihn beruflich genauso einspannte wie Christie. Er brachte sie zum Lachen und war ein guter Liebhaber, und sie gestand sich ein, dass ihr das wichtiger war, als sie noch vor Kurzem zugegeben hätte. Aber sie war fest entschlossen, einen Abstand zu ihm zu bewahren. Die Beziehung gefiel ihr genau so, wie sie war, und sie wollte keine tiefen Gefühle für ihn entwickeln.
Die Zeit mit David hatte ihr gereicht. Wenn eine Frau einen Mann liebte, dann verlor sie einen wichtigen Teil von sich selbst. Christie hatte einmal den Schmerz erlebt, der mit diesem Verlust verbunden war, und sie würde ihn nicht ein zweites Mal erleben.
Als Peter anfing, auf eine tiefere Beziehung zu drängen, schottete sie sich ganz von ihm ab und weigerte sich, ihn zu sehen oder zu sprechen. Sie vermisste den Sex mit ihm, aber nicht so sehr, dass sie ihre Meinung geändert hätte. Außerdem brauchte sie ihre Unabhängigkeit. Die war ihräußerst wichtig, das erkannte sie in dieser Zeit. Damit verbunden waren Selbstachtung und ein Selbstwertgefühl, und das wollte sie niemals wieder verlieren.
Ihr Leben war ausgefüllt. Sie hatte ihre Arbeit, und sie hatte Cathy, ihre wunderbare, einzigartige Tochter. Das Ausmaß ihrer Liebe zu dem Kind war etwas, das sie immer wieder überraschte. Obwohl sie sich nicht als ein Muttertier sah, so war sie doch manchmal erschreckt, wie energisch sie Cathy beschützen wollte. Natürlich gab es auch Probleme. Zweimal wurde in ihr Auto eingebrochen, als sie einen Hausbesuch bei einem Patienten machte. Die Diebe suchten nach Medikamenten und Drogen, doch beide Male hatte Christie glücklicherweise ihre Arzttasche bei sich gehabt. Die Polizei warnte sie, nachts allein Hausbesuche zu machen, und sie fügte sich, obwohl es sie aufregte, als Frau so angreifbar zu sein.
Cathy wuchs schnell heran. Sie
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