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Spiel ums Glueck

Titel: Spiel ums Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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tue ich, Sir“, erwiderte Cassia leise und wandte den Blick ab. „Doch Sie können leider nicht beides haben im Leben, und mich können Sie weder für die eine noch für die andere Beschäftigung erwärmen. Ah, ich sehe meine Schwestern winken. Es wäre unhöflich, sie länger warten zu lassen. Guten Tag, Mr Blackley.“
    Luke stand vor dem Tisch, hinter dem der Kapitän saß, und sah dem Mann fest in die Augen, während er seine Mütze in der Hand aufgeregt zusammendrückte. Er war noch nie an Bord eines so großen Schiffes wie der „Three Sisters“ gewesen, und es war das erste Mal, dass er sich in so formidabler Gesellschaft befand wie jetzt bei Captain Rogers, der seinen Blick mit grimmiger Miene erwiderte.
    „Du willst als Schiffsjunge anheuern?“, wollte der Kapitän wissen, ohne seine Pfeife beim Sprechen aus dem Mund zu nehmen. „Denkst du, du hast das Zeug zum Seemann?“
    „Jawohl, Sir“, erwiderte der Knabe unverzüglich, wobei ihm einfiel, dass der Kapitän ihm zwei Fragen gestellt hatte. „Ja, Sir.“
    Rogers kniff ein Auge zu und musterte Luke kritisch von Kopf bis Fuß, um sich einen Eindruck von der körperlichen Verfassung des Jungen zu machen. „Du bist nicht besonders kräftig. Wie alt bist du?“
    „Zwölf, Sir.“ Luke stand so gerade, wie es ihm möglich war, und straffte energisch die Schultern, um größer zu erscheinen. Denn er hatte nicht nur ein, sondern zwei Jahre hinzugeschummelt.
    Der Kapitän brummte. „Du siehst mehr wie acht oder neun aus. Weiß deine Mutter, dass du hier bist?“
    „Meine Mutter ist tot“, erklärte Luke und biss sich in dem festen Vorhaben, nicht zu weinen, auf die Lippe. Eine Träne genügte, und Captain Rogers würde ihn wieder nach Hause schicken.
    „Günstig.“ Der Kapitän nickte zufrieden. „Es wird also keine Mutter zu mir kommen und mich bezichtigen, dass ich ihr ihr Lämmchen weggenommen habe. Was ist mit deinem Vater?“
    „Der ist auf See verschollen, Sir.“ Das hatte die Mutter ihm immer weismachen wollen. Und weil er es nie geglaubt hatte, war er jetzt hier, um auf einem Schiff anzuheuern, das nach England segelte.
    „Waise also?“
    „Ja, Sir!“ Keine Mutter, kein Vater, keine Brüder oder Schwestern, Tanten oder Onkel. Luke war der einzige Trauernde am Grab seiner Mutter gewesen, während der Priester hastig ein lateinisches Wort an das andere gereiht hatte, um ihn am Ende bei strömendem Regen allein am Grab der Mutter zurückzulassen.
    „Kannst du lesen und schreiben und zählen? Oder kritzelst du nur drei Kreuze aufs Papier?“
    „Ich kann alles, was Sie aufgezählt haben, Sir“, verkündete Luke stolz. Die Mutter hatte dafür Sorge getragen und ihn angespornt, über sich hinauszuwachsen. Ihr verdankte er auch, dass er ohne kreolischen Akzent Englisch sprach.
    Der Kapitän trommelte mit den Fingern auf das dunkle Holz der Tischplatte. „Du bist doch nicht etwa Franzose, oder? Ich will keinen verdammten Franzosen an Bord meines Schiffes haben.“
    „Mein Vater stammt aus England, Sir.“ Er war heilfroh, dass er sich nicht mit seinem französisch klingenden Namen Luc vorgestellt hatte - obwohl er das Andenken an seine Mutter damit schmälerte. „Aus Lancaster, Sir.“
    „Lancaster bringt ordentliche Seeleute hervor.“ Rogers blies eine letzte Rauchwolke aus. „Du scheinst etwas zu taugen. Bring deine Sachen an Bord, Junge. Wir werden mit der ersten Flut nach Sonnenaufgang in See stechen. Kurs auf London.“
    „Vielen Dank, Sir“, sagte Luke und lächelte das erste Mal seit Wochen. Endlich hatte er es geschafft und kam London einen Schritt näher. Auf der Suche nach seinem Vater, dem er nie begegnet war.

5. Kapitel
    Am nächsten Tag begab sich Cassia zum Gemeindehaus von St. Andrew’s, um sich bei Mrs Barney, der Frau des Pastors, darüber zu informieren, ob es mit dem Unterricht der Waisenmädchen, der Versorgung der Straßenkinder und der mittellosen Witwen voranging. Der Lakai, der Cassia begleitet hatte, blieb mit gelangweilter Miene bei der Eingangstür stehen, während die Mädchen, eins nach dem anderen, in den Raum traten, artig vor Cassia knicksten und ihr die Handarbeiten vorführten, die sie binnen kürzester Zeit akkurat ausgeführt hatten. Obgleich sie von Mrs Barney geschrubbt und ordentlich eingekleidet worden waren, bemerkte Cassia, wie dünn und blass die Kinder aussahen. Viel schlimmer allerdings als die schlechten Zähne und die Schrunden an ihren nackten Füßen fand sie, dass ihre Gesichter die

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