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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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wie alle Menschen sind sie denselben genetischen Ausrutschern
und Beeinflussungen durch ihr Umfeld unterworfen, die unter
Umständen einen Soziopathen schaffen.
    Dennoch konnte ich
keinen einzigen Fall finden, in dem ein Zwitter des Mordes
überführt worden wäre, und, ehrlich gesagt, mir
fällt keine andere statistisch erfassbare Gruppe in unserem
Land ein, die das für sich in Anspruch nehmen könnte.
Diese Person mordet nicht deswegen, weil sie Zwitter ist, sondern
sie ist ein Mörder, der zufällig auch noch Zwitter
ist.» Offenbar nicht überzeugt, murrte Gino: «Mag
ja sein, aber das heißt noch lange nicht, dass nicht einer
von diesen schleimigen Anwälten versuchen wird, daraus Kapital
zu schlagen.»
    «Kümmern
Sie sich nicht weiter um ihn», warf Magozzi ein.
    «So ist er, seit
man O. J. hat laufen lassen.» Sharon machte Platz auf dem
Tisch. «Haben Sie was dagegen, wenn ich mal in die Akte
schaue?»
    «Nur zu»,
sagte Magozzi und reichte ihr einen der schweren
Kartons.
    Sie nahm den Deckel ab
und blätterte sehr schnell durch die Ausdrucke. «Keiner
Ihrer Zeugen konnte mit Bestimmtheit sagen, ob es ein Mann oder
eine Frau war?» Gino schüttelte den Kopf. «Beim
Jogger gab es ja gar keine Zeugen ­ er war der Erste,
erschossen nach Einbruch der Dunkelheit auf einem Pfad am Fluss.
Eine Menge Bäume, jede Menge Deckung, man hätte dem
Täter schon auf die Füße treten müssen, um
seine Existenz zu ahnen. Das zweite Opfer war das junge
Mädchen auf dem Friedhof, das auf der Statue …»
Sharon verzog das Gesicht, während sie weiter in den Seiten
blätterte. Anscheinend bediente sie sich der
Schnelllesemethode. «Davon hab ich gelesen. Sehr
unheimlich.»
    «Sie hätten
dabei sein sollen. Da wären Ihnen die Eier geschrumpft
…» Gino hielt inne. «Scheiße, war das
schon sexuelle Belästigung?» Sharon sah auf und
zwinkerte ihm zu.
    «Jedenfalls
schließt der Friedhof bei Sonnenuntergang, und es geschah
sehr weit drinnen auf dem Gelände. Mitten in der Nacht
befinden sich dort nicht viele Trauernde. Wir haben die Spur des
Opfers bis zum Busdepot zurückverfolgt, aber auch dort hatten
wir kein Glück. Niemand konnte die junge Frau identifizieren,
geschweige denn mit einer anderen Person in Zusammenhang
bringen.» Magozzi sagte: «Bei dem ermordeten Mann auf
dem Flussdampfer gab es eine mögliche Kontaktperson. Weniger
als eine Stunde bevor er ermordet wurde, besuchte er ein Restaurant
in der Nähe. Eine Kellnerin sah ihn dort mit jemandem auf der
Straße, nachdem er gegangen war, meinte, es könnte auch
eine Frau gewesen sein, aber mochte sich letztlich doch nicht
festlegen. Von der Kleidung her hätte es Mann oder Frau sein
können.» Gino lehnte sich zurück und seufzte.
«Die Einzigen also, die den Mordschützen ganz sicher
gesehen haben, waren gestern im Einkaufszentrum ­ Cops dazu
noch-, und auch die konnten keine definitiven Angaben machen. Wer
immer es war, er steckte in einem dieser großen bauschigen
Steppmäntel mit Kapuze. Nicht die geringste Chance,
irgendetwas genau zu erkennen.»
    «Wow!»
Sharon schüttelte den Kopf und sog Luft zwischen den
Zähnen ein. «Da haben Sie vier Morde und keinen einzigen
Augenzeugen. Wissen Sie, wie selten das vorkommt?» Sie tippte
auf das Blatt, das sie gerade gelesen hatte. «Und wie es
aussieht, war es damals in Georgia genau
dasselbe.»
    «Ebenso in
Wisconsin», sagte Halloran grimmig. «Wenn es dieser
Brian Bradford war, hat er elf Menschen umgebracht, von denen wir
wissen, und nicht die geringste Spur hinterlassen. Wir wissen nicht
einmal, ob wir nach einem Mann oder einer Frau oder sogar nach
beidem suchen.» Sharon sagte: «Ich würde meinen,
es ist eine Frau.» Magozzi zog die Brauen in die Höhe.
«Wieso?»
    «Nur so ein
Gefühl. Er würde natürlich immer das sein wollen,
was sein Körper ihm sagt, und nur weil die Sexualorgane beider
Geschlechter vollständig entwickelt waren, bedeutet das noch
nicht, dass die Hormonproduktion nicht für das eine Geschlecht
eher voreingenommen sein könnte als für das andere. Mehr
Östrogen, und er möchte gern eine Frau sein; mehr
Testosteron, lieber ein Mann. Aber falls beides gleich
ausgeprägt ist, vermute ich ­ psychologisch betrachtet-,
dass er das Gegenteil dessen sein möchte, was seine Eltern
für ihn vorsahen, und die haben ihn ja schließlich als
Jungen gekleidet in der Schule abgeliefert.»
    «Hm.» Gino
sann kurz darüber nach und sah dann Magozzi
selbstgefällig an. «Da hast du es. Wahrscheinlich

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