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Spielen: Roman (German Edition)

Spielen: Roman (German Edition)

Titel: Spielen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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finden«, antwortete ich mit gesenktem Kopf.
    »Du hast sie verloren ?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete ich.
    In der nächsten Sekunde war er direkt vor mir, packte mich mit einem eisernen Griff an den Armen und presste mich an die Wand.
    »Du hast deine Socke VERLOREN?«
    »Ja«, rief ich.
    Er schüttelte mich. Dann ließ er mich los.
    »Wie alt bist du eigentlich? Und was meinst du eigentlich, wie viel Geld wir haben? Denkst du, wir können es uns leisten, dass du deine Kleider verlierst?«
    »Nein«, sagte ich zum Fußboden gerichtet und mit Tränen in den Augen.
    Er packte mein Ohr und drehte es um.
    »Du verfluchter Bengel!«, sagte er. »Du musst besser auf deine Sachen aufpassen!«
    »Ja«, sagte ich.
    »Du darfst nicht mehr ins Schwimmbad gehen. Hast du mich verstanden?«
    »Hä?«, sagte ich.
    »DU DARFST NICHT MEHR INS SCHWIMMBAD GEHEN!«, brüllte er.
    »Aber …«, schluchzte ich.
    »DA GIBT ES KEIN ABER!«
    Er ließ das Ohr los und ging zur Tür. Wandte sich zu mir um.
    »Du bist dafür einfach noch nicht groß genug. Das hast du heute Abend bewiesen. Du darfst da nicht mehr hin. Das war das letzte Mal. Hast du verstanden?«
    »Ja«, antwortete ich.
    »Gut. Los, auf dein Zimmer mit dir. Für dich gibt es heute kein Abendessen. Du kannst sofort ins Bett gehen.«
    In der nächsten Woche ging ich nicht zum Schwimmtraining, vermisste es aber so sehr, dass ich in der Woche darauf einfach so tat, als wäre nichts gewesen, meine Sachen packte und zusammen mit Geir und Dag Lothar den Bus nahm. Ab und zu durchzuckte mich die Angst, aber irgendetwas sagte mir, dass es schon gut gehen würde, und das tat es auch, denn als ich nach Hause kam, war alles wie immer, und so blieb es auch, er wiederholte nie, dass ich nicht mehr zum Schwimmtraining dürfe.
    Anfang Dezember, drei Tage vor meinem Geburtstag und zwei Tage, bevor Mutter nach Hause kam, saß ich kackend auf der Toilette, als auf das vertraute Geräusch von Vaters Auto, das in die Einfahrt fuhr und dort parkte, nicht das ebenso vertraute Geräusch der Tür folgte, die sich öffnete und schloss, sondern das Schrillen der Türklingel.
    Was war denn jetzt los?
    Ich beeilte mich, mir den Po abzuputzen, riss an der Schnur, zog die Hose hoch, öffnete das Fenster über der Badewanne und schob den Kopf hinaus.
    Unter mir stand Vater und hatte einen neuen Anorak an. Seine Beine steckten in einer Kniebundhose und langen blauen Strümpfen, und an den Füßen trug er blauweiße Skischuhe, alles ebenfalls neu.
    »Nun komm schon!«, rief er. »Wir wollen Ski laufen fahren!«
    Ich zog mich blitzschnell an und ging vors Haus, wo er damit beschäftigt war, meine Skier und Skistöcke neben einem Paar nagelneuer, langer Splitkein-Holzskier auf dem Dachgepäckträger festzuzurren.
    »Du hast dir Skier gekauft?«, fragte ich.
    »Ja«, antwortete er. »Toll, nicht? Jetzt können wir zusammen Ski laufen gehen.«
    »Stimmt«, sagte ich. »Und wo fahren wir hin?«
    »Wir fahren zur Seeseite«, meinte er. »Nach Hove.«
    »Gibt es da Loipen?«
    »Allerdings!«, sagte er. »Da draußen gibt es die schönsten Loipen überhaupt.«
    Das bezweifelte ich zwar sehr, sagte aber nichts, sondern setzte mich neben Vater, der in seinen neuen Kleidern ganz fremd wirkte, und wir fuhren nach Hove hinaus. Bis er den Wagen abstellte und ausstieg, schwiegen wir.
    »Da wären wir!«, meinte er.
    Er war durch das eigentliche Lager gefahren, das aus einer Menge roter Häuser und Baracken bestand, die noch aus der Kriegszeit stammten und sicher von den Deutschen gebaut worden waren, genau wie das Schießfeld, über das ich gerüchteweise gehört hatte, es sei einmal ein Flugplatz gewesen, und die Artilleriestellungen aus Beton, die auf den Felsen und Geröllufern ungefähr auf Höhe des Waldrands standen, und die flachen, verlockenden Bunker im Wald, an denen wir immer spielten, wenn wir am Nachmittag des Nationalfeiertags am 17. Mai hier draußen waren, sowohl auf dem Dach als auch in den Räumen; an alldem war er vorbeigefahren und danach in einen schmalen Waldweg eingebogen, der an einer kleinen Sandgrube endete, wo er parkte.
    Als er die Skier vom Dach heruntergehoben hatte, kam er mit einem kleinen Wachskoffer zu mir, den er offenbar auch gekauft hatte, und wir wachsten unsere Skier mit blauem Swix, denn nachdem er den Text auf der Rückseite einer der Tuben gelesen hatte, meinte er, das dürfte am besten geeignet sein. Er brauchte etwas länger, um die Skier anzuziehen als ich, schien die Bindungen

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