Spielen: Roman (German Edition)
nicht gewöhnt zu sein. Danach steckte er die Hände durch die Schlaufen der Stöcke, tat dies jedoch nicht von unten, damit die Schlaufe nicht von selbst abglitt, wenn man den Stock nicht festhalten konnte. Nein, er führte die Hände von oben hinein.
So hielten kleine Kinder sie, die es nicht besser wussten!
Es tat weh, dies zu beobachten, aber ich konnte natürlich nichts sagen. Stattdessen zog ich meine Hände heraus und schob sie wieder hinein, damit er, wenn er darauf achtete, beobachten konnte, wie man es richtig machte.
Er sah mich jedoch nicht an, sondern blickte zu dem kleinen Höhenzug über der Sandgrube hinauf.
»Dann wollen wir mal!«, sagte er.
Obwohl ich ihn nie zuvor auf Skiern gesehen hatte, hätte ich mir selbst in meinen wüstesten Fantasien nicht vorstellen können, dass er nicht Ski laufen konnte. Aber er konnte es wirklich nicht. Er ließ die Skier nicht gleiten, sondern ging so wie sonst auch, wenn er zu Fuß unterwegs war, mit kurzen, stapfenden Schritten, die noch dazu wacklig waren, denn von Zeit zu Zeit erstarrte er und musste den Skistock in die Erde bohren, um nicht hinzufallen.
Ich dachte, dass er vielleicht nur am Anfang solche Schwierigkeiten haben und schon bald seinen Rhythmus finden und so laufen würde, wie man es machen sollte, also in der Loipe gleitend. Als wir jedoch auf den Höhenzug hinaufkamen, von dem aus man zwischen den Bäumen das Meer sah, grau mit schäumend weißen Wellenkämmen, und wir weiter der Spur folgten, machte er im gleichen Stil weiter.
Ab und zu drehte er sich zu mir um und lächelte mich an.
Er tat mir so leid, dass ich am liebsten laut geschrien hätte.
Armer Papa, armer, armer Papa.
Gleichzeitig schämte ich mich aber auch, mein eigener Vater konnte nicht Ski laufen, und deshalb blieb ich immer ein paar Meter hinter ihm, damit eventuell vorbeikommende Langläufer mich nicht mit ihm in Verbindung brachten. Er war nur irgendein Mann, der zufällig vor mir lief, ein Tourist, ich war alleine unterwegs, ein Einheimischer, der skilaufen konnte.
Die Loipe führte wieder in den Wald, aber auch wenn der Anblick des Meeres verschwand, hing sein Rauschen doch mal lauter und dann wieder leiser zwischen den Bäumen, und der Geruch von Salzwasser und moderndem Tang war allgegenwärtig und vermischte sich mit den anderen winterlich schwachen Gerüchen des Waldes, von denen die seltsame Kombination des Schnees aus Rauem und Sanftem am markantesten war.
Er blieb stehen und stützte sich auf seine Stöcke. Ich stellte mich neben ihn. Am Horizont glitt ein Schiff vorbei. Der Himmel über uns war hell und grau. Ein bleiches, graugelbes Feld über den beiden Leuchttürmen draußen auf Torungen enthüllte, wo sich die Sonne befand.
Er sah mich an.
»Laufen deine Skier gut?«, fragte er.
»Ziemlich«, antwortete ich. »Und deine?«
»Allerdings«, sagte er. »Wollen wir weiter? Bald müssen wir kehrtmachen. Wir müssen ja auch noch kochen. Also dann, lauf los!«
»Willst du nicht vorlaufen?«
»Nein, nach dir. Ich folge dir.«
Die neue Reihenfolge stülpte in meinem Kopf alles um. Wenn er hinter mir lief, würde er natürlich sehen, wie ich, der ich Ski laufen konnte, es machte, und begreifen, wie hilflos sein eigener Laufstil war. Jeden einzelnen Einsatz meiner Stöcke sah ich mit seinen Augen. Sie schnitten wie Messer durch mein Bewusstsein. Nach wenigen Metern lief ich bereits langsamer und abgehackter, ganz ähnlich wie er, nur nicht ganz so hilflos, denn sonst würde ihm klar werden, was ich da trieb, und das wäre noch schlimmer gewesen. Langsam und weißschäumend schlug unter uns die Brandung auf das Geröllufer. An manchen Stellen wirbelte der Wind Schnee von den Steinen auf. Eine Möwe schwebte davon, ohne ihre Flügel zu bewegen. Wir näherten uns dem Auto, und am letzten kleinen Hügel hatte ich eine Idee, wechselte den Rhythmus, lief ein paar Meter so schnell ich konnte, tat dann aber, als würde ich das Gleichgewicht verlieren, und warf mich neben der Loipe in den Schnee. Anschließend rappelte ich mich rasch wieder auf und bürstete den Schnee von meiner Hose, als er an mir vorbeilief.
»Es kommt darauf an, auf den Beinen zu bleiben«, sagte er.
Auf dem Heimweg schwiegen wir, und ich war erleichtert, als wir endlich vor dem Haus in die Einfahrt bogen und unser Skiausflug definitiv vorbei war.
Auch als wir im Flur standen und unsere Skianzüge auszogen, blieben wir stumm, aber als er die Tür zur Treppe öffnete, drehte er sich zu mir
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