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Spielen: Roman (German Edition)

Spielen: Roman (German Edition)

Titel: Spielen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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um.
    »Du darfst mir beim Kochen Gesellschaft leisten«, sagte er.
    Ich nickte und folgte ihm nach oben.
    Im Wohnzimmer blieb er stehen und betrachtete die Wand.
    »Was zum Teufel«, sagte er. »Ist dir das schon einmal aufgefallen?«
    Den Orangensaftstrich hatte ich vollkommen vergessen. Als ich den Kopf schüttelte, schien meine Verwunderung authentisch gewirkt zu haben, denn seine Aufmerksamkeit wandte sich von mir ab, als er sich vorbeugte und mit dem Finger über den dünnen Strich fuhr. Selbst seine Fantasie reichte offenbar nicht aus, sich auszumalen, dass ich ausgerechnet dort eine Apfelsine auf den Fußboden geschleudert haben könnte.
    Er richtete sich wieder auf und ging in die Küche, ich setzte mich wie üblich auf den Schemel, er holte ein Paket mit Seelachs aus dem Kühlschrank, legte es auf die Arbeitsfläche, holte Mehl, Salz und Pfeffer aus dem Schrank, streute alles auf einen Teller und begann, die schlaffen, schlenkernden Filets in der Mischung zu wenden.
    »Wenn du morgen aus der Schule kommst, fahren wir in die Stadt und kaufen dein Geburtstagsgeschenk«, sagte er, ohne mich anzusehen.
    »Ich soll mitkommen? Soll es denn keine Überraschung sein?«, fragte ich.
    »Du weißt doch, was du dir wünschst«, antwortete er. »Ein Fußballtrikot, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Dann ist es doch besser, du probierst es vorher an, damit wir sicher sind, dass es dir auch passt«, sagte er und schob mit dem Finger einen Klumpen Butter vom Messer in die Bratpfanne.
    Ich hatte mir ein Liverpool-Trikot gewünscht, aber als wir in das Intersport-Geschäft kamen, hing keines auf der Stange.
    »Können wir nicht jemanden fragen, der hier arbeitet? Vielleicht haben sie ja noch eins im Lager?«
    »Wenn es hier nicht hängt, haben sie auch keins«, entgegnete Vater. »Nimm eins von den anderen.«
    »Aber ich halte doch zu Liverpool.«
    »Dann nimm Everton«, sagte er. »Das ist immerhin dieselbe Stadt.«
    Ich musterte das Everton-Trikot. Blau mit weißer Hose. Umbro.
    Ich sah Vater an. Er wirkte ungeduldig, schaute sich mehrmals um.
    Ich zog das Oberteil über dem Pullover an und hielt die Hose vor mich.
    »Also, das Trikot finde ich auch schön«, sagte ich.
    »Na, dann ist ja alles klar«, erwiderte Vater, nahm es und ging mit ihm zur Kasse. Sie packten es ihm ein, während er in seinem dicken Portemonnaie die Geldscheine abzählte, seine H aare nach hinten strich und auf die Straße vor dem Geschäft hinaussah, die in diesem Moment, drei Wochen vor Weihnachten, voller Menschen war, die Geschenke kaufen wollten.
    An meinem Geburtstag wachte ich sehr früh auf. Das Paket mit dem Trikot lag in meinem Schrank. Ich konnte es nicht erwarten, es anzuziehen, riss das Papier auf, holte das Trikot heraus und presste es an meine Nase. Gab es einen herrlicheren Duft als den von neuem Stoff? Ich zog die Hose mit ihrem glänzenden Stoff an, danach das Trikot, das rauer, fast ein wenig kratzig auf der Haut war, und die weißen Stulpen. Anschließend ging ich ins Bad, um mich im Spiegel zu betrachten.
    Ich drehte mich hin und her.
    Es war schön.
    Es war nicht Liverpool, aber es war schön, und es kam aus derselben Stadt.
    Plötzlich riss Vater die Tür zum Bad auf.
    »Was machst du denn da, Junge?«, fragte er und sah mich an. »Hast du etwa dein Geschenk ausgepackt!«, rief er. »Alleine?«
    Er packte mich am Arm und zerrte mich in mein Zimmer.
    »Jetzt packst du es wieder EIN!«, wies er mich an. »SOFORT!«
    Ich weinte und zog das Trikot aus, versuchte es zusammenzufalten, so gut es ging, legte es ins Papier, schlug es ein und verschloss das Paket mit einem Streifen, der noch klebte.
    Vater überwachte das Ganze. Sobald ich fertig war, riss er es mir aus den Händen und ging hinaus.
    »Eigentlich dürftest du es jetzt gar nicht mehr kriegen«, erklärte er, »aber weil du heute Geburtstag hast, nehme ich es an mich, bis du deine Geschenke bekommst.«
    Da ich wusste, was mein Geschenk sein würde, und das Trikot im Geschäft sogar schon anprobiert hatte, war ich mir sicher gewesen, dass der Tag zählte und ich es an diesem Tag würde anziehen dürfen. Für mich hatte es nicht zu den anderen Geschenken gezählt, die ich bekommen würde, wenn wir am Nachmittag Kuchen aßen. Es war unmöglich, ihm das verständlich zu machen, aber ich hatte recht, nicht er. Das Trikot gehörte mir! An diesem Tag wurde es meins!
    Ich lag auf dem Bett und weinte, bis die anderen aufstanden. Als ich in die Küche kam, war Mutter fröhlich und

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