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Spieler Eins - Roman in 5 Stunden

Spieler Eins - Roman in 5 Stunden

Titel: Spieler Eins - Roman in 5 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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eine neue helle Sonne, die Billionen neuer Schatten in sein Gehirn wirft, und sein Tyler wird ihn in einem ganz neuen Licht sehen!
    Rick malt sich einen wunderbaren Besuchsrechtsnachmittag irgendwann in der Zukunft aus, an dem Pam genau in dem Moment ins Zimmer kommt, in dem er Tyler von Leslie Freemont erzählt. Pam wird etwas sagen wie: »Ich hab hier mein Interessiert-mich-das-die Bohne?-o-Meter, und die Nadel zeigt nicht den kleinsten Ausschlag. Halt die Klappe. Dein Nachmittag mit Tyler ist vorbei. Verzieh dich wieder in deine beschissene kleine Kellerwohnung, gib dir die Kante und fluch auf das Universum.«
    Rick nippt vorsichtig an dem Singapore Sling. Rick … was tust du! Das hier ist nicht der immer wiederkehrende Traum vom Rückfall, den Rick mehrmals in der Woche träumt. Das hier ist das reale Leben. Gott, was habe ich getan? Oh jemine, einen Vierzehn-Monats-Chip von den Anonymen Alkoholikern das Klo runtergespült. Tyler darf niemals davon erfahren.
    Aber nun ist der Dschinn aus der Flasche, und dieser Dschinn saust geradewegs zu Ricks Reptiliengehirn. Rick fühlt sich nicht angeheitert und großartig, er fühlt sich schwach, ängstlich und minderwertig,irgendwie als fiele er in ein tiefes Loch. Er denkt daran, wie er als Kind mal mit drei Freunden über einen Friedhof gerannt ist. Er hatte ihnen erzählt, er könne die Toten im Erdreich sehen, sie hätten eine leuchtende giftgrüne Farbe, und damit die anderen schwer beeindruckt. Dann hatte er sich eingeredet, diese Gabe tatsächlich zu besitzen, und überall, ob im Park oder auf dem Highway, radioaktiv grün strahlende Tote gesehen. Eines Morgens hatte er sein Gesicht im Spiegel angeschaut, und es war grün; da hatte er tatsächlich geglaubt, tot zu sein. Genauso fühlte er sich jetzt.
    Er kippt den Drink in die Spüle, rennt zur Eismaschine und steckt den Kopf hinein, um die heiße Scham zu kühlen. Der Unternull-Nebel steigt ihm in die Nase, und verursacht Gefrierbrand auf der Nasenschleimhaut. Sein Schweiß ist kalt. Leslie Freemont wird Rick am unteren Ende einer Schamspirale antreffen; so war der Tag eigentlich nicht geplant.
    Arbeit.
    Genau.
    Rick mixt einen neuen Singapore Sling. In der Arbeit wird seine Rettung liegen. Er trägt den Drink zu Karen hinüber, aber ihr Blick sagt ihm, dass sie nicht mehr gerettet werden muss … vielleicht hat sich ihr Blatt gewendet; vielleicht kommt sie doch noch zu Potte. Dann sehen Karen und Warren etwas im Fernseher und werden ausgerechnet wegen des Rohölpreises ganz aufgekratzt. Rohöl? Rick erfährt, dass sie sich in einem Rohöl-Diskussions-Chatroom kennengelernt haben. Wer um alles in der Welt verabredet sich über eine Internetdiskussionsgruppe, die sich um Rohöl dreht?
    Und dann fällt der Strom aus.
    Und dann ist der Strom wieder da.
    Und dann funktioniert der Fernseher nicht mehr.
    Und dann betritt Leslie Freemont die Cocktaillounge.
    Leslie betrat die Cocktaillounge wie eine größere, schlankere, virilere Ausgabe des Colonels von Kentucky Fried Chicken: weißer Anzug und Platinhaar, mit kräftigem fluorisiertem Gebiss und der Sonnenbräune eines griechischen Tankerkönigs. Er musterte Rick, der an der Kasse stand, streckte die Hand aus und sagte: »Ich bin Leslie Freemont. Sie müssen Rick sein.«
    Rick hatte nicht die geringste Idee, was er sagen sollte. Alle in der Bar starrten ihn an. Improvisieren war nicht seine Stärke, und er spürte, wie er rot wurde. »Ja, das bin ich.«
    »Hey, Rick, willkommen zum Besten vom Rest Ihres Lebens!« Hinter Leslie kämpfte seine persönliche Assistentin mit zwei störrischen Rollkoffern. »Rick, das hier ist Tara. Tara, Rick.«
    Es wurden Hallos ausgetauscht, und Leslie sagte: »Rick, ich wette, Sie fühlen sich großartig !« Leslie war wie ein lebendes Ausrufezeichen. Alles an ihm verströmte Selbstvertrauen, Lebenskraft und Energie. Rick wollte so sein wie Leslie, und er wollte es jetzt sofort. Er fragte: »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, Leslie?«
    »Für mich nicht, danke. Aber vielleicht könnte unsere kleine Tara hier eine Stärkung gebrauchen – nur ein Spaß. Nichts für Tara – sie ist im Dienst. Und gehen Sie behutsam mit dem kleineren Lederkoffer um, Tara; den hab ich in Heathrow gekauft und ich möchte ihn für die Kreuzfahrt nächste Woche sauber halten.« Leslie sah Rick an. »Und dass ich nichts trinken will, war auch nicht ernst gemeint. Ich nehme das, was der Gentleman hier trinkt.« Er wies auf Warrens Scotch mit Soda. Er

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