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Spieler Eins - Roman in 5 Stunden

Spieler Eins - Roman in 5 Stunden

Titel: Spieler Eins - Roman in 5 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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seltsam es war. Und in diesem Moment rief Warren dann plötzlich aus: »Leck mich am Arsch, Öl ist gerade rauf auf zweihundertfünfzig Dollar pro Barrel!«
    Warren und Karen saßen da und sahen, wie die normalen Nachrichten unterbrochen wurden und CP 24 Bilder von OPEC -Führern zeigte, die nach einer Art großen Explosion aus dem Speisesaal eines Hotels in São Paulo flohen. Der Kriechtitel darunter notierte: Leichtes Rohöl auf dem Dow Jones Index bei 251,16 US -Dollar pro Barrel.
    Warren meinte zu Karen: »Nicht zu glauben. Leck mich doch am Arsch. Genau das, was sie vorausgesagt haben.«
    Rick sah Karen an und fragte mit aufrichtiger Verwunderung: »Sie? Wer ist sie?«
    »Eigentlich war es nur einer«, erwiderte Karen. »Ein gewisser Hubbert.«
    »Und wer bitte schön ist das?«, fragte Rick.
    »Dr. Marion King Hubbert«, sagte Warren, »war ein Geologe bei Shell, der 1956 vorausgesagt hat, dass die einheimische Ölförderung in den USA um 1970 ihren Höhepunkt erreichen würde und die weltweite um 2000.«
    »Und …?«
    »Diese Förderungsspitze nennt man Hubbert-Spitze«, fuhr Warren fort. »Und wie’s aussieht, ist es nun tatsächlich so gekommen.«
    »Die Ölkrise in den 1970ern hat seine Rechnung um zehn Jahre zurückgedreht. Aber er hatte recht.«
    »Woher zum Henker wisst ihr so was?«
    »Tja, das mag sich komisch anhören«, sagte Karen, »wir haben uns in einem – oh, Mann, ist das peinlich – in einem Ölfördermaximum-Apokalypse-Chatroom kennengelernt.«
    »Mensch«, meinte Warren, »Hubbert wäre bestimmt ausgeflippt, wenn er erlebt hätte, wie das Barrel über zweihundertfünfzig Dollar geht.«
    »Sie wollen behaupten, Sie hätten sich tatsächlich in einem Ölfördermaximum-Apokalypse-Chatroom kennengelernt?«, hakte Rick nach.
    »Ja und?«, sagte Warren. »Da draußen gibt es jede Menge Kollapsitarier wie mich.«
    Karen fügte leicht verlegen hinzu: »Ich steckte in einem tiefen Loch und habe mich auf Weltuntergangsseiten rumgetrieben. Machen wir das nicht alle manchmal? Es gibt ja weiß Gott genug davon.«
    »Guckt, da!«, brüllte Warren. »Seht euch den Kriechtitel an: Öl ist gerade auf zweihundertneunzig Dollar pro Barrel gestiegen!«
    In diesem Moment fiel in der Bar der Strom aus, gerade lang genug, dass jeder Auuuuuuuweia denken konnte. Dann war der Strom wieder da, aber der Fernseher blieb tot.

RICK
    Rick schaut zu dem großzügigen Trinkgeldgeber Mr. Super- GAU , der mittlerweile versucht, Miss Ginger Ale abzuschleppen, oder … oder was genau soll das sein, was sich da abspielt? Was ist mit Miss Ginger Ale los? Keine ihrer Gesten macht für Rick einen Sinn; sie scheint irgendeine Art genetisch bedingter Fehlfunktion zu haben; sie ist wie einer dieser Kaufhaus-Empfangsroboter in Japan, die er auf YouTube gesehen hat.
    Im Gespräch der beiden ist eine Pause entstanden, darum geht Rick hinüber. Miss Ginger Ale sieht ihn an und sagt: »Wussten Sie, dass jeder einzelne Mensch auf der Welt mit ein und derselben Frau verwandt ist, die vor hundertsechzigtausend Jahren an einem Ort lebte, den wir heute Frankreich nennen?«
    »Tatsächlich?«, fragt Rick. »Mit jedem Menschen auf der Erde?«
    »Ja.«
    »Mann, muss das eine Schlampe gewesen sein.«
    Mr. Super- GAU prustet, schluckt dann den Scotch in seinem Mund herunter und lacht dröhnend, was Miss Ginger Ale zu verwirren scheint. Aber Rick hat seine Aufgabe als Barkeeper – die Gäste aufzuheitern – erfüllt und geht in den hinteren Teil der Bar, wo er die Eismaschine inspiziert, die in letzter Zeit immer wieder streikt. Während er in ihren Eingeweiden rumfummelt, fragt sich Rick natürlich: Wo bleibt Leslie Freemont? Hat Leslie Freemont sein Treffen mit mir gestrichen? Rick schaut auf sein Handy: Leslie hat schon fünfzehn Minuten Verspätung. Wo steckt er? Wo steckt er? Wo steckt er? Und wenn wir schon dabei sind, wo stecken meine Gartengeräte, die mir zusammen mit meinem Wagen geklaut wurden? Und wenn wir schon dabei sind, wo ist die verbesserte Version meiner selbst, auf die ich schon seit der Highschool warte?
    In Momenten wie diesem, wenn die Zeit zu kriechen scheint, wünscht Rick sich, er könnte wieder mit dem Trinken anfangen. Mann, hab ich das Saufen geliebt. So wie ich mich da gefühlt habe, muss es sein, wenn man im Mutterleib ist. Wenn Föten keinen Alkohol kriegen, was genau kriegen sie dann da drin, dass alle unbedingt dorthin zurückwollen?
    Rick erhascht einen Blick auf sein Spiegelbild in der verchromten Oberfläche

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