Spieler Eins - Roman in 5 Stunden
Stinktierscheiße und Gott weiß was noch drin war, darum war ich bald dehydriert. Dann stieß ich auf diese Sandbank und zack! hatte ich eine Vision. Ich fiel auf die Knie, sah einen Strudel aus Licht und dann eine Flotte von eindrucksvollen Raumschiffen aus gleißendem Metall, wie Projektile auf die Sonne ausgerichtet, und ich wollte nur noch hin, in eins davon einsteigen und alles hinter mir lassen. Ich hatte eine Vision, die einzige in meinem Leben, aber sie sagte mir nichts, sie hat mir weder Anleitung noch Trost gebracht.«
»Waren diese Raumschiffe von Außerirdischen oder von uns Menschen gebaut?«
»Darüber hatte ich nicht nachgedacht. Von uns Menschen, schätze ich.« Luke sah die berückende, aber undurchschaubare Rachel an. »Glauben Sie an außerirdisches Leben?«
»Ich glaube, dass alle subatomaren Partikel eigens dafür geschaffen sind, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit Leben hervorzubringen. In unserem Fall basiert es zufälligerweise auf DNS . Auf anderen Planeten werden sich andere Formen herausgebildet haben. Vielleicht auf der Basis aufeinandergeschichteter Ringe oder anderer linearer Strukturen. Die Wissenschaft glaubt heute, dass das Lebenauf der Erde sich nicht nur ein Mal entwickelt hat, sondern zahllose Male, bis es sich in den Formen zeigte, die wir heute kennen. Selbst auf einem Planeten, der bloß aus Salpeterschlamm besteht und so lebensfeindlich wie möglich ist, würde sich schließlich Leben entwickeln.« Rachel hielt inne. »Allerdings, Luke, sehe ich manchmal Bilder – wenn ich in der Garage arbeite und mich in dem grellen Licht zu stark auf etwas konzentriere. Sie ergeben keinen Sinn, aber ich sehe sie … Einmal hatte ich die Vision eines Bergrutsches, der mich unter sich begrub. Ich sah zu, wie die Bergflanke einbrach, und hatte gar keine Angst dabei. Ich wusste, dass ich mich unter dem Gewicht der Erde und der Felsen beschützt und sicher fühlen würde.«
Lukes Pupillen weiteten sich, als er von Rachels Visionen hörte. Etwas, das sie gesagt hatte, hatte ihn berührt. »Meinen Sie, Ihre Vision hat irgendeine Bedeutung?«
»Nein. Vielleicht lag es nur an dem Curry zu Mittag, das auf dem Umweg über meinen Magen eine psychoaktive Wirkung entfaltet. Aber der Erdrutschtraum hat dazu geführt, dass ich keine Angst mehr vor dem Tod habe.«
Luke studierte ihr Gesicht. »Vielleicht werden Sie eines Tages Dichterin.«
»Gedichte verstehe ich nicht.«
»Das überrascht mich nicht, aber wahrscheinlich haben Sie andere Vorzüge. Das merke ich.« Luke kippt runter, was noch in seinem Glas ist, und seufzt. »Rachel, ich wünschte mir, alles würde einfach jetzt und hier enden. Ich glaube, ich habe diese Welt einfach satt. Ich bin fix und fertig.«
»Ist das so was, was die Leute einen ›Hilferuf‹ nennen? Soll ich eine hiesige Selbstmordhotline von Ihren Absichten unterrichten?«
»Um Himmels willen! Bloß nicht! Trinken Sie einfach noch einen Schluck.«
Rick geht vorbei, und Rachel sieht ihn an und sagt: »Wussten Sie, dass jeder einzelne Mensch auf der Welt mit ein und derselben Frauverwandt ist, die vor hundertsechzigtausend Jahren an einem Ort lebte, den wir heute Frankreich nennen?«
»Tatsächlich?«, fragt Rick. »Mit jedem Menschen auf der Erde?«
»Ja.«
»Mann, muss das eine Schlampe gewesen sein.«
Luke verschluckt sich beinahe an seinem Scotch, kriegt ihn dann aber doch herunter und lacht schallend, während Rick in den hinteren Bereich der Bar verschwindet.
Rachel macht ein verwirrtes Gesicht. Sie fragt Luke: »Warum ist eine Schlampe etwas Schlechtes? Ich dachte, die Gesellschaft würde es begrüßen, wenn Frauen im gebärfähigen Alter sich begeistert mit einer möglichst breiten Auswahl an Genen reproduzieren, um so zu gewährleisten, dass sich die Spezies auf eine gesunde und vernünftige Art vermehrt.«
Luke schaut Rachel an. »So kann man es natürlich auch betrachten.«
»Sind Sie alleinstehend oder verheiratet, Luke?«
Luke erwidert: »Ich bin alleinstehend«, er weiß aber nicht, ob es die richtige Antwort ist, um Rachel abzuschleppen. Alleinstehend zu sein ist so etwas wie ein sich selbst erhaltender Zustand. Wieso bist du alleinstehend? Da kann doch was mit dir nicht stimmen. Da lass ich lieber die Finger von . Für Singlemänner ist es etwas einfacher als für Singlefrauen, aber auch für sie hat es eine unschöne Ausstrahlung. Single sein bedeutet Einsamkeit, und Einsamkeit ist unheimlich, wie Luke aus seinen Jahren als Seelsorger nur
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