Spielregeln im Job durchschauen
überlegen fühlen und sie streng nach ihren Maßstäben bewerten. Weil sie selbst einen Ausnahmestatus haben, muss ein Mann seinen Status aus ihrer Sicht zu Recht haben – damit sie ihn überhaupt anerkennen kann.
Diese archaischen Grundmechanismen der Partnerwahl schwingen auch in Arbeitssituationen mit – auch wenn es nicht beabsichtigt ist, im Job einen Partner zu finden (selbst wenn das tatsächlich oft passiert). Die Herausforderung für Frauen liegt jetzt darin, einerseits fähig zu sein, sich in berufliche Hierarchien einzuordnen, und andererseits, wenn nötig, Männern Dominanzsignale zu senden – ohne ihre Weiblichkeit dabei aufzugeben. Es lohnt sich, in Rollenspielen das eigene Repertoire an Verhaltensweisen in dieser Hinsicht zu erweitern.
Das Beispiel von Caroline Schneider zeigt, wie Frauen das männliche Prinzip der Rangordnung anerkennen können, ohne sich selbst zu verleugnen.
Caroline Schneider, Fernsehjournalistin, wollte nicht mehr als Redakteurin eines TV-Magazins einzelne Filmbeiträge produzieren, sondern als Planungsredakteurin mehr Verantwortung für den gesamten redaktionellen Ablauf der Sendung übernehmen. Doch mit ihrem Vorgesetzten, dem Chef vom Dienst, hatte sie immer wieder Probleme: »Er hatte immer das Gefühl, dass ich ihn angreife, dass ich ihn nicht ernst nehme.« Aus ihrer Sicht brüskierte der Chef die Mitarbeiter oft mit Statements, die er in die Runde warf – wie etwa, das Team habe schlecht gearbeitet. Caroline reagierte dann sofort vor allen anderen: »Das kannst du so nicht sagen.« Sie zeigte deutlich, dass sie nicht akzeptierte, was er sagte. Der Grund dafür: »Ich war schon immer Klassensprecherin. Und in der Redaktion gehörte ich zu den Älteren. Viele kamen zu mir und beschwerten sich über den Vorgesetzten. Ich fühlte mich dafür verantwortlich, wie es dem Team, der Redaktion geht.« Ein paar andere Mitarbeiter sagten zwar auch ab und zu etwas gegen den Vorgesetzten, aber wer immer mit dabei war, war Caroline. Die Reaktion kam immer prompt: »Jede Woche hat er mir im Einzelgespräch klarmachen wollen, dass ich nicht so gut sei, wie ich denke, und immer wieder seinen Rang in der Hierarchie betont: ›Ich bin Chef vom Dienst, und du bist Redakteurin‹«, erzählt Caroline. Immerhin hat der Vorgesetzte damit genau gesagt, worin für ihn das Problem liegt. Er hat ihr ausdrücklich zu verstehen gegeben, dass sie seinen Rang und seine Machtposition akzeptieren soll.
Da sie aufsteigen wollte, versuchte sie ihr Verhalten zu ändern. Sie ahnte, dass ihr Chef ihr sonst Steine in den Weg legen würde. Und tatsächlich klappte es nach einer Weile. Ihr Chef machte sie zur Planungsredakteurin. Ihr Erfolgsrezept? »Ich habe mich in Konferenzen mehr zurückgenommen.« Was ihr am Anfang mehr als schwerfiel: »Ich hatte Angst, mich nicht mehr im Spiegel anschauen zu können. Aber im Laufe der Zeit habe ich gesehen, dass ich genauso weit komme.« Ihre negativen Gefühle waren zwar noch vorhanden, aber sie drückte sie anders aus. Wenn sie sich wieder besonders über ihren Chef ärgerte, schaute sie einfach mit bedeutsamem Blick ihre befreundete Kollegin an, von der sie wusste, dass sie sich auch ärgerte. »Ihn offen vor der Gruppe zu kritisieren, war sicher ein Fehler«, denkt sie heute. Trotzdem findet sie es wichtig, Profil zu zeigen, zu sich selbst zu stehen. Wenn sie nicht ihre Meinung gesagt und auf sich aufmerksam gemacht hätte, wäre sie nicht aufgefallen und auch nicht befördert worden.
3. Schützen Sie mit Macht die eigene Position
Genauso wie Frauen aufpassen müssen, nicht ungewollt die Position anderer infrage zu stellen, müssen sie sich dafür sensibilisieren, sich zu wehren, wenn die eigene Position angegriffen wird. Das ist besonders wichtig, wenn man eine neue Aufgabe in einer Führungsposition übernimmt. Ein gutes Team ist entscheidend für den Erfolg. Wenn ein Mitarbeiter seine Arbeit nicht macht und die Loyalität verweigert, vielleicht weil er sich selbst Hoffnung auf den Posten gemacht hat, muss man Gespräche führen, um eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Wenn das nicht hilft, muss man Konsequenzen ziehen und darf dabei nicht zu lange zögern: Zur Macht stehen heißt auch, sich von Kollegen zu trennen, wenn die Zusammenarbeit nicht funktioniert.
Diese Erfahrung machte auch die Abteilungsleiterin eines Chemiekonzerns, die neun Teammanager übernahm. Der Platzhirsch unter ihnen hatte sich jedoch selbst Hoffnung auf die Führungsposition
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