Spielregeln im Job durchschauen
Steuerberaterin in einer Steuerkanzlei mit aller Kraft, zwei verfeindete Partner dieser Kanzlei wieder miteinander zu versöhnen. Für ihre Kunden hatte sie kaum mehr Zeit. »Das ist doch wichtig, sonst geht es doch der Firma nicht gut«, sagte sie auf die Frage, ob nicht ihr Engagement für ihre Kunden schädlich sei. »Und wofür werden Sie bezahlt?«, fragt die Trainerin Sabine Asgodom, die viele Frauen coacht, in solchen Fällen ihre Klientinnen. Diese Frage ist sehr hilfreich, um sich von unangebrachten Muttergefühlen zu verabschieden und sich auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Beim Übernehmen der Verantwortung für eine Aufgabe wird oft erst klar, worin der Knackpunkt liegt.
Die Münchner Trainerin Christiane Gerlacher hat bei ihren Coaching-Gesprächen festgestellt: »Frauen haben oft vor der Komplexität einer Aufgabe Angst, weil sie nicht wissen, wie sie sich bei Schwierigkeiten abgrenzen sollen.« Überlegen Sie, ob das auch auf Sie zutrifft. Die folgenden Fragen helfen Ihnen dabei festzustellen, ob Sie gut Verantwortung fürs Ergebnis übernehmen können.
Verantwortung übernehmen
Wie sieht Ihr innerer Film aus, wenn Sie ein größeres Projekt oder eine neue Aufgabe übernehmen sollen?
Meldet sich ein innerer Kritiker oder eine innere Kritikerin mit starken Bedenken, nach dem Motto: »Das schaffst du doch sowieso nicht!«?
Haben Sie bei dem Gedanken an mehr Verantwortung sofort die unangenehme Vorstellung, sich dann in einer Sandwich-Position zu befinden, bei der Sie in der Mitte eingekeilt sind?
Haben Sie Angst davor, dass andere neidisch werden und meinen, sie hätten eher verdient, die Verantwortung zu übernehmen?
Fürchten Sie sich davor, dass Sie Fehler Ihrer Mitarbeiter oder Kollegen kritisieren müssten, wenn Sie mehr Verantwortung übernehmen?
Verantwortung zu übernehmen heißt auch, sich Konflikten zu stellen. Trauen Sie sich, Dinge eskalieren zu lassen, ohne sich davon abhängig zu machen, ohne es allen recht zu machen?
Wenn Sie beim Beantworten der Fragen merken, dass es bei Ihnen noch einige Hindernisse gibt, um Verantwortung für Ergebnisse zu übernehmen, überlegen Sie, wie Sie sich zielgerichtet dafür weiterbilden können. Gut haben Sie es natürlich, wenn Sie bereits in einem Führungskräfte-Entwicklungsprogramm sind. Doch Sie sind nicht zwingend auf die Unterstützung durch Ihr Unternehmen angewiesen. Auch Volkshochschule oder IHKs bieten günstige Seminare zu Themen wie »Führung«, »Konfliktmanagement« oder »Kommunikation« an. In Gruppencoachings gibt es die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen und direkt für aktuelle Situationen Problemlösungsstrategien zu entwickeln und in Rollenspielen auszuprobieren. Inzwischen gibt es sogar Weiterbildungen, in denen Sie sich für eine Position als Aufsichtsrätin qualifizieren können.
Ihre Glaubenssätze: Ballast oder Ressource?
Was hindert Sie, Verantwortung zu übernehmen? Werden Sie sich über Ihre inneren Konflikte klar und überprüfen Sie die Hindernisse auf dem Weg zu mehr Verantwortung. Gibt es alte Glaubenssätze aus Ihrer Kindheit, die verhindern, dass Sie Verantwortung übernehmen? Zum Beispiel der Satz »Ich kann mich nicht durchsetzen«? Ersetzen Sie solche Sätze durch sinnvolle und Ihnen angemessene, realistische neue Glaubenssätze, etwa: »Ich kann mich weiterentwickeln und lernen, mich durchzusetzen.« Verantwortung für sich selbst zu übernehmen heißt, statt in einer Art Automatismus den jahrzehntelang einstudierten und verinnerlichten Glaubenssatz »Ich kann mich nicht durchsetzen« mechanisch vor sich herzusagen, ihn zunächst zu überprüfen, ob man für die neue Aufgabe tatsächlich nicht befähigt ist. Oder ob man vielleicht nur aufgrund eines schlechten Selbstbewusstseins davon überzeugt ist, man sei es nicht.
Katja Wengel, Coach und Trainerin, hat festgestellt, dass Frauen ihr eigenes Bild oft nicht sehr differenziert sehen. So sagte ihr zum Beispiel eine begabte Frau im Coaching-Gespräch: »Ich bin nicht intelligent und nicht intellektuell.« Wengel fände es hilfreich, wenn im Sinne eines inneren Teams, das aus verschiedenen Mitspielern besteht, sich dann auch andere ermutigende Stimmen einschalten würden, die etwa sagen könnten: »Das stimmt doch gar nicht« oder »Das kann man doch auch anders sehen.« Wengel arbeitet dann daran, diese alte Identität zu verabschieden und eine neue zu gestalten, zum Beispiel mit dem Satz: »Ich liebe es, zu organisieren, und ich muss darin
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