Spielregeln im Job durchschauen
gemacht weiterzumachen: »Du machst es genau richtig«. Sie haben mich auch im Vorfeld auf kritische Dinge hingewiesen, das waren zwei gute Mentoren.«
Männer glauben nicht nur von sich selbst, dass sie die Kings, die Tollsten und Besten sind. In der Regel gehen sie auch davon aus, dass die anderen Kerle ebenfalls in Ordnung sind. Männer schätzen sich untereinander – sogar, wenn sie in der Rangordnung um einen besseren Platz kämpfen. Von Frauen kann man das leider (noch) nicht auf breiterer Basis behaupten. Frauen stehen anderen Frauen oft äußerst kritisch gegenüber, nämlich mit derselben Haltung, die sie auch sich selbst gegenüber an den Tag legen. Doch viele Frauen entwickeln sich weiter. Sie bauen ihr Selbstbewusstsein aus und sind inzwischen auch bereit, andere Frauen zu akzeptieren und zu unterstützen, zum Beispiel in Netzwerken. Problematisch ist, dass viele Frauen aus der mangelnden Wertschätzung sich selbst gegenüber – oft verbunden mit einem überaus perfektionistischen Anspruch an sich selbst – auch Männer im Job oft nicht schätzen können. So beginnt ein Teufelskreis. Die Männer merken unbewusst, dass sie nicht geschätzt werden. Sie spiegeln dieses Verhalten, indem sie der Frau gegenüber eine Abneigung entwickeln – und dann beispielsweise gar nicht auf die Idee kommen, sie zu fördern.
Die Unterschiede im Selbstbewusstsein sind eng mit althergebrachten, aber immer noch wirksamen Vorstellungen von »weiblich« und »männlich« verknüpft. So wird Weiblichkeit landläufig durch eher geringes Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten, die Abwertung der eigenen Person und/oder des eigenen Geschlechts und durch Selbstzweifel definiert, insbesondere in beruflichen und »männlichen« Bereichen wie Naturwissenschaft, EDV und Technik. Männlichkeit hingegen wird mit vergleichsweise großem Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten und der Aufwertung der eigenen Person beziehungsweise des eigenen Geschlechts verbunden.
Wie haben sich diese unterschiedlichen Ausprägungen entwickelt? Das Angebot an Erklärungsmustern ist groß. Einige Theorien verweisen auf Prinzipien der Evolution und erklären die höhere männliche Aggression und Dominanz als das Ergebnis von Auswahlprozessen im Kampf um weibliche Sexualpartner. Andere beziehen sich auf die prähistorische Arbeitsteilung und auf geschichtliche Entwicklungen. Soziale Theorien konzentrieren sich unter anderem auf die unterschiedliche Rollenverteilung in Familie und Gesellschaft, und Zweige der Entwicklungspsychologie ziehen die getrennten Kulturen von Mädchen und Jungen als Erklärungsmodell heran. Auch die Wissenschaft ist Moden unterworfen. Stand seit den 1970er-Jahren zunächst die Erklärung durch soziale Theorien im Vordergrund, haben im letzten Jahrzehnt auch biologisch begründete Theorien viel Beachtung gefunden. Diese verschiedenen Erklärungsmuster sind vor allem in Kombination interessant, da eine Theorie dieses komplexe Thema nicht hinreichend erklären kann.
Die Personalexpertin Daniela Rastetter spricht von der Gratwanderung zwischen weiblicher Rolle und Führungsrolle. Frauen sollten sich bewusst werden, wie Geschlechterstereotypen wirken und wie sie damit umgehen. Da Frauen in Leitungspositionen als Ausnahmeerscheinungen besonders sichtbar sind, benötigen sie ihrer Meinung nach mehr inszenatorische Kompetenz, um souverän aufzutreten und als Frau authentisch zu sein.
Heidi Möller, Diplom-Psychologin und Professorin für Theorie und Methodik der Beratung an der Universität Kassel, rät, rollenflexibel zu sein: Frauen sollten die Männer beobachten, aber nicht alles übernehmen. Am besten sei es, sich situationsbedingt und möglichst unerwartet zu verhalten. So wird man nicht so schnell in eine Schublade gesteckt. Weibliche Rollenmuster dürften zum Einsatz kommen, jedoch immer reflektiert. Letztlich müssen Frauen in Führungspositionen ein eigenes inneres Leitbild entwickeln, so Möller.
Wenn Frauen es ganz nach oben geschafft haben, können sie sogar von Vorurteilen profitieren – etwa dass sie zu einfühlsam und nicht so kompetent wie Männer seien – und damit zu neuen Leitbildern werden. Das ergab eine Studie von Ashleigh Shelby Rosette, Assistenzprofessorin an der Fuqua School of Business der Duke University. In zwei Experimenten mussten insgesamt über 400 Studenten fiktive Zeitungsartikel, in denen weibliche und männliche Manager beschrieben wurden, sowie fiktive Stellenbeschreibungen und Leistungsbewertungen
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