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Spiels noch einmal

Spiels noch einmal

Titel: Spiels noch einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esi Edugyan
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Detail für die Nachwelt festzuhalten. Es war ein stetiger Strom von grauen und grünen Uniformen und glänzenden Stiefeln, deren Tritte von den mit Säulen geschmückten Fassaden widerhallten. Die Gebäude ringsum wirkten, als sähen sie tadelnd zu.
    Dann zischte eine alte Frau irgendwo hinter uns: »Sénégalais, Sénégalais.«
    Chip drehte sich um. »Amerikaner!«, schrie er wütend. Er hielt zum Beweis seinen Pass hoch. »U S A, verdammte Scheiße. Kapiert?«
    Delilah schüttelte nur den Kopf.
    Chip sah sie hasserfüllt an. »Du glaubst, wir haben es nicht eilig, von hier abzuhauen? Wir haben unsere Visa. Wie lang sollen wir noch hierbleiben und warten? Ich bin alles andere als unsichtbar , wie du vielleicht bemerkt hast.«
    Ihr Gesicht verdüsterte sich. »Hieros Papiere können jeden Tag kommen. Es dauert nicht mehr lang, ganz bestimmt.«
    »Scheiße. Die Leute sind doch schon längst über alle Berge.«
    Sie biss sich auf die Lippe und wandte sich ab.
    Die Deutschen zogen vorbei, graue Uniformen, dann grüne, dann wieder graue. Das Stampfen ihrer Absätze klang wie Kanonendonner.
    Ein Mann drängte sich durch, starrte auf die Marschkolonnen und fing an, eine zitternde Hand auf seinem Herzen, irgendwelches Zeug zu schreien. Ich verstand kein Wort davon, aber er wirkte freudig erleichtert.
    Delilah sah uns kopfschüttelnd an. »Der Mann glaubt, jetzt ist alles gut. Der glaubt, das ist die britische Armee.« Sie trat zu ihm hin und sagte etwas auf Französisch.
    »Lass ihn doch, Lilah«, flüsterte ich ihr zu.
    Aber es war schon zu spät. Der Mann machte den Mund auf und starrte sie zu Tode erschrocken an. Er schaute die Soldaten an, dann wieder Delilah, er blickte in die düsteren Gesichter der Leute ringsum. Und dann kam ein gequältes Stöhnen aus seinem Mund. Er ging ein paar Schritte, dann blieb er stehen und starrte über den Platz.
    Wir konnten nichts anderes tun als zuzuschauen. Auf den Dächern überall wehte diese verdammte Blutfahne, auf dem Hôtel de Ville, auf dem Palais Bourbon, auf der Place de la Concorde. Sogar am Eiffelturm prangte die tanzende schwarze Spinne.
    »Reicht es euch immer noch nicht?«, fragte ich angewidert.
    »Bleib noch ein bisschen, Mann. Bestimmt werfen sie nachher Bonbons unter die Leute.«
    Ich drehte mich um.
    Da spürte ich eine kühle Hand auf meinem Handgelenk. »Sid, du wirst doch jetzt nicht gehen?«, sagte Lilah. »Du willst doch nicht, dass die dich weggehen sehen?«
    »Ich kann das nicht mehr länger ertragen. Ich hab genug.«
    Chip sah mich streng an. »Willst du, dass die dich abknallen, Mann?«
    Ich schüttelte Delilahs Hand ab. »Blödsinn. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass die auf jeden schießen, der mal pinkeln gehen muss. Ich schau mir das nicht länger an. Bis später.«
    Es war vorbei. Es war alles vorbei. Ich drehte mich um und drängelte mich durch die Menge. Die Leute standen da wie angewurzelt, es war, als bahnte ich mir einen Weg durch weiches Wachs.

    Als ich nach Hause kam, schlief Hiero immer noch. Er lag auf dem antiken Sofa im dämmrigen Salon, auf seiner Stirn glitzerte kalter Schweiß. Er runzelte die Stirn im Schlaf und zog die Beine an, rollte sich zusammen wie ein Embryo. Das Sofa knarzte. Ich kniete mich vor ihm hin, nahm die Dose mit dem Hustenbalsam und fing an, ihm die haarlose Brust einzureiben.
    »Ganz ruhig, Mann«, sagte ich. »Bleib einfach ruhig liegen. Alles okay?«
    Er hustete krampfhaft, aber seine Augen blieben geschlossen.
    Ich stopfte noch ein Kissen unter seinen Kopf, damit er leichter atmen konnte. Ich fühlte mich verdammt hilflos.
    Und dann hörte ich es. Ein kräftiges Pochen an der Tür. Dreimal.
    Ich rührte mich nicht und lauschte.
    Es kam wieder. Kein Zweifel, jemand klopfte.
    Scheiße. Mein Herz schlug wie wild. Ich lugte vorsichtig übers Fensterbrett hinaus auf die Straße. Keine deutschen
Uniformen, keine Panzer, nichts. Ich legte dem Jungen einen Finger auf die rissigen Lippen.
    »Leise, Mann«, flüsterte ich. »Ganz leise.«
    Ich richtete mich auf, schlich mich auf Zehenspitzen hinaus auf den Flur. Das Knacken der Bodendielen kam mir so laut vor wie explodierende Feuerwerkskörper.
    Es klopfte zum dritten Mal, es klang ungeduldig.
    Ich stand vor der Eichentür und lauschte. Kein Geräusch. Es gab zwar einen Spion, aber man musste erst einen eisernen Deckel zur Seite schieben, wenn man durchschauen wollte, und ich hatte Angst, dass das Geräusch mich verraten würde. Meine Hände zitterten. Aber dann dachte

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