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Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall

Titel: Spielwiese: Peter Nachtigalls siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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wahrscheinlich! Es ist ein wirklich unsicheres Land. Aber hier in Sachsen? Wenn ich mich recht erinnere, stand in der Zeitung, es habe im letzten Jahr ungefähr 25 Opfer von Gewaltverbrechen bei uns gegeben. Mord, Überfall, Totschlag. Warum sollte ausgerechnet mein Sohn, der hier gar nicht mehr wohnt, unter den Opfern sein?«
    So hatte der Hauptkommissar den Fall noch gar nicht gesehen. Er staunte immer mehr. Vielleicht hatte er die Frau vollkommen falsch eingeschätzt.
    »Sie sind sich wirklich sicher, dass mein Sohn tot ist?«, fragte die Mutter noch einmal nach.
    Mangold nickte. »Ja. Es tut mir sehr leid.« Er zog ein Foto aus der Innentasche des Jacketts, zögerte kurz und legte es auf die gehäkelte Tischdecke. Es wirkte so deplatziert wie eine Erdbeere im Bananensplit.
    Die dicken Finger grabbelten ein wenig, dann hatte Frau Schaber das Bild endlich in der Hand. Sie betrachtete es voll distanziertem Interesse. Hätten nicht ihre Hände dabei leicht gezittert, Mangold wäre davon ausgegangen, der Tod ihres Sohnes lasse sie kalt.
    »Tja – demnach stimmt es wohl. Wie ist er gestorben?«
    »Wir warten noch auf das Ergebnis der Obduktion. Sieht so aus, als wäre er erstochen worden. Waren Sie gestern mit ihm verabredet?«
    »Nein. Natürlich wusste ich, dass er hier ist, aber er war an einem Treffen mit mir nicht interessiert. Wenn die Jungs älter werden, sind es oft nur noch die Mütter, die es wagen, ihnen die Wahrheit zu sagen. Dem weicht man lieber aus. Wenn er erstochen wurde, hat ihn also der Mörder in die Elbe geworfen?«
    Mangold zuckte leicht zusammen. Eigentlich hatte er ihr nichts davon erzählen wollen.
    »Der Täter hat ihn über die Uferbefestigung gehängt, mit ausgebreiteten Armen. Ein bisschen wie der Gekreuzigte.« Wenigstens hatte sie ihn dort nicht hängen sehen müssen, tröstete sich der Hauptkommissar. Worte konnten gar nicht schrecklich genug sein, um ein realitätsnahes Bild zu entwerfen.
    »Johannes glaubte nicht an irgendeinen Gott, schon gar nicht an den christlichen. Religion hat ihn noch nie interessiert. Fand er langweilig. Was für ein ausgemachter Blödsinn: wie der Gekreuzigte! Da hatte aber jemand überhaupt keine Ahnung.«

12
    Peter Nachtigall starrte auf den Stapel Fotos, die Rolands Vater bei Michael Wiener abgegeben hatte. Er kenne zwar die Leute auf den Bildern nicht, aber vielleicht helfe es ja dennoch weiter, hatte Vincent erklärt. Roland Keiser. Offensichtlich ein lebensbejahender junger Mann. Auf den meisten Schnappschüssen lachte er unbeschwert, viele zeigten ihn mit schönen Mädchen im Arm. Immer wieder anderen. Ein Mädchenschwarm eben.
    Sein Körper war durchtrainiert, die Muskelstränge deutlich definiert – das war nur durch diszipliniertes Training zu erreichen, wusste Nachtigall. Einige der faltenlosen Gesichter kamen ihm vage bekannt vor. Sie gehörten wohl zu Freunden Rolands, vielleicht auch nur entfernten Bekannten.
    Ronny Zobel. Er wirkte neben dem lausbubenhaften Keiser verkrampft, fast so, als hoffe er, unsichtbar zu werden, um den anderen auszuweichen. Lag das nur daran, dass er nicht aus dem sportlichen Umfeld stammte? War es Zobel unangenehm, Roland mit so vielen Menschen teilen zu müssen?
     
    Peter Nachtigall fächerte die Fotos auf und legte sie auf den Schreibtisch.
    Ein Twen voller Freiheitsdrang lebt mit einem Aufpasser gemeinsam in einer Wohnung, hat jede Menge Freunde und Freundinnen. Plötzlich ist er verschwunden. Von einem Tag auf den nächsten. Wird ermordet. Von einem Freund? Was hatte Roland sich zuschulden kommen lassen? War er ein Verräter? Ein IM?
    Aber hätte man einen IM wie Schneider auf einen anderen angesetzt?
    Nur dann, wenn Roland Keiser Zugang zu Informationen hatte, die anders nicht zu beschaffen waren, kombinierte Nachtigall, Informationen aus dem Bereich Sport.
    Gut, das müsste sich ja klären lassen, dachte der Hauptkommissar mürrisch bei sich.
    Der Grund für seinen Unmut war ein Bild, das er aussortiert und zur Seite gelegt hatte. Eine Gruppe von Männern unterschiedlichen Alters saß mit Keiser um ein Lagerfeuer und grillte an langen Stöcken Würstchen. Offensichtlich war die Stimmung gut.
    Einer von ihnen war Albrecht Skorubski!
     
    Michael Wiener stieß bei Ulrike Fleischer, einer Freundin Keisers, auf trotzigen Unglauben.
    »Ihre Geschichte ist doch ausgemachter Blödsinn! Klar ist Roland rüber! Der wohnt jetzt in einer dieser Legebatterien und stopft mit seinem Gehalt x hungrige Mäuler. Sicher haben

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