Spielzeugsoldaten
Julis Zustand. Ihre Augen waren noch gerötet von den Tränen. Klein und schmal, der übliche Glanz fehlte. Sie sah geschafft aus, und mehr entkräftet als direkt nach ihrem Marsch nach Geison.
„ Warum? Wie kommst du jetzt darauf?"
Juli forderte ein Versprechen, das Raku ihr nicht geben konnte. Was, wenn Juli tatsächlich zurück ging und sie bleiben würde? Wenn sie niemals nach Patrona zurückkehren würde, dann würde sie Juli nie wieder sehen, solange nicht Patrona und Geison ihre Politik änderten und auf Politik sollte man sich nicht verlassen. Raku ging zum Bett, setzte sich auf die Kante, direkt zu Juli, deren Atem schwerer ging, je mehr sie sich dazu zwang die Erinnerungen zuzulassen. Aber Raku musste es erf ahren, unabhängig davon, w as es für sie bedeuten würde. Sie hatte gedacht es wären nur Angst phanta sien gewesen, aber was, wenn es Vorsehungen war en. Schließlich war es Raku . Juli würgte und Raku bemerkte es sofort.
„ Musst du dich schon wieder übergeben ? K omm! Steh auf! Juli? Juli, hörst du mir zu?"
Juli drängte den Ekel tiefer in sich hinein, bis sie ihn kaum noch spürte.
„ Sie werden dich töten. Geh niemals nach Patrona zurück!" flüsterte Juli und griff wie zur Betonung ihrer Worte nach Rakus Hand und hielt sie.
„ Mich töten? Wer? Nieman d wird mich in Patrona töten. D ie Todesstrafe ist bereits vor Jah rzehnten abgeschafft worden. Ich bin nur desertiert. Juli? Wie kommst du auf so eine Idee? Wenn ich zurückkehre, werde ich vor ein Kriegsgericht gestellt, unehrenhaft aus der Armee entlassen und für ein paar Jahre ins Gefängnis gesteckt. Juli, wie kommst du auf so eine Idee?"
Juli schien abwesend und Raku glaubte, dass sie ihr kaum zuhörte.
„ Sie werden dich töten. Ich weiß es, ich habe es gesehen."
Gesehen? Die Träume! Raku versuchte zu verstehen, ver suchte die Puzzleteile zusammenzu setzen.
„ Hast du mich sterben sehen? Was hast du gesehen?"
Juli brach erneut in Tränen aus. Ihr Gesicht war fahl und in ihren Augen spiegelte sich der blanke Horror. Ein Horror, den Raku nie wieder in Julis Augen hatte sehen wollen.
„Raku. I ch habe es gesehen. Ich habe geträumt. I ch habe deine Leiche gesehen. Sie haben dich geköpft. Ich habe deinen Körper gesehen. I ch kann diesen Schmerz nicht ertragen, aber es kommt immer wieder. Ich kann es nicht zurückhalten."
Weil sie sich nicht mehr anders zu helfen wusste, zog Raku Juli an sich heran und hielt sie fest. Sie erwiderte nichts, bemühte sich nur klar zu denken. Juli träumt von meinem Tod. E inem sehr grausamen Tod und ich, ich spüre, dass ich sie verlas se. Immer und immer wieder. I ch lasse sie im Schmerz zurück. E inem Schmerz, der so unbeschreiblich ist, dass Juli nichts anderes tun kann, als zu weinen, zu sch reien und sich zu übergeben.
„ Gebt mir ihren Kopf “, flüsterte Juli in Rakus Schulter, „ das habe ich geschrieen, immer wieder. Immer wieder bist du gega ngen, du hast mich verlassen, immer wieder. Du bist gestorben, immer und immer wieder und ich konnte nichts tun. Ich halte den Schmerz nicht mehr aus."
Raku hielt Juli fester.
„ Juli, ich bin hier. Ich lebe und ich werde nicht sterben “, antwortete sie und leise fügte sie hinzu, „ es sind nur Träume, Juli. Nichts von dem wird hier und jetzt passieren. Es ist vorbei, ok?"
Sie spürte Juli nicken. Ein Schauer rann über ihren Rücken, als sie sich versuchte bewusst zu machen, was geschehen war. Set ba-djed? Konnte es sein? Ihre Träume schienen sich zu gleichen. Raku fühlte erneut die Schuld, die sie sonst nur in ihren Träumen verfolgte. Juli war erschöpft, so erschöpft wie schon lange nicht mehr. Erst als Raku sie in ihren Armen hielt, sie fest an sich drückte, spürte sie wie eine Last von ihr abfiel. Sie konnte all die Bilder nicht vergessen, die Gedanke n und Erinnerungen an Schmerz und an Tod. D och in dem Moment, als Raku zu ihr flüsterte und ihr versprach, dass nichts von dem passieren würde, da war es vorbei. Die bösen Geister der Träume, die sie immer wieder überfallen hatten, entfernten sich, gaben Julis Gedanken wieder frei. In der Sicherheit von Rakus Armen schlief sie ein. Raku wand sich aus Julis Armen, als sie bemerkte, dass Juli fest eingeschlafen war. Sie legte sie in die Kissen des Bettes und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Es war alles nicht zu glauben. Wenn sie gewusst hätte, wo hin dies alles führen würde. H ätte sie sich darauf eingelassen? Sie blickte zu Juli. Verdammt, was hast du
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