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Spillover

Spillover

Titel: Spillover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Quammen
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in so großer geographischer Entfernung ab? Warum blieben alle Fledertier-Fürsorger virusfrei, obwohl sie monate- oder jahrelang Umgang mit Flughunden hatten?
    Solche ortsbezogenen Rätsel im Zusammenhang mit Hendra sind nur eine kleine Version der großen Fragen, die Wissenschaftler wie Kate Jones und ihr Team, die Forscher aus Edinburgh, Hume Field und viele andere auf der ganzen Welt stellen. Warum erscheinen seltsame neue Krankheiten gerade zu diesem oder jenem Zeitpunkt an diesem oder jenem Ort auf diese oder jene Weise auf der Bildfläche und nicht anderswo, auf andere Weise und zu anderen Zeiten? Geschieht es heute häufiger als in der Vergangenheit? Und wenn ja: Wie ziehen wir uns solche Krankheiten zu? Können wir den Trend umkehren oder abschwächen, bevor eine neue verheerende Pandemie zuschlägt? Können wir das tun, ohne den anderen infizierten Tieren auf unserem Planeten mit den Gegenmaßnahmen unangemessenes Leid zuzufügen? Die Dynamik ist kompliziert, es gibt viele Möglichkeiten, und während die Wissenschaft langsam vorankommt, wünschen wir alle uns eine schnelle Antwort auf die größte Frage: Welche unangenehmen Erreger werden als Nächstes auftauchen? Woher kommen sie und wie groß wird der Schaden sein, den sie anrichten?
    7
    Was kommt als Nächstes?
    Auf einer meiner Australienreisen mache ich in Cairns Station, einem Badeort ungefähr 1600 Kilometer nördlich von Brisbane. Ich will mich dort mit einer jungen Tierärztin unterhalten. Wie ich sie ausfindig gemacht habe, weiß ich nicht mehr; sie ist sehr öffentlichkeitsscheu und will ihren Namen nicht gedruckt sehen. Aber sie erklärt sich bereit, mit mir über ihre Erfahrungen mit Hendra zu sprechen. Sie hatte zwar nur kurz mit dem Virus zu tun gehabt, aber in zwei Rollen: als Ärztin und Patientin. Zu jener Zeit war sie neben dem Stallknecht Ray Unwin, der sich ebenfalls mit dem Virus infiziert hatte und am Leben geblieben war, die einzige bekannte Hendra-Überlebende in Australien. Wir treffen uns im Büro einer kleinen Tierklinik, an der sie arbeitet.
    Mein Gegenüber ist eine temperamentvolle Frau von 26 Jahren mit hellblauen Augen und hennarotem Haar, das sie zu einem Knoten aufgesteckt hat. Die Tierärztin berichtet über eine Nacht im Oktober 2004. Sie war losgefahren, um ein krankes Pferd zu versorgen. Die Eigentümer waren beunruhigt, weil das Tier, ein Wallach von zehn Jahren, nach ihrem Eindruck »ein bisschen blass aussah«.
    Das Pferd hieß Brownie, daran erinnert sie sich noch. Es lebte auf einer kleinen Farm in Little Mulgrave, etwas mehr als 30 Kilometer südlich von Cairns. Es war eine Nacht voller lebhafter Eindrücke. Brownie war eine Kreuzung aus einem Quarterhorse und einem Vollblüter. Kein Rennpferd, nein, ein Haustier. Zur Familie gehörte eine halbwüchsige Tochter, und die hatte Brownie besonders ins Herz geschlossen. Gegen 20 Uhr wirkte das Pferd noch gesund, aber dann passierte plötzlich etwas. Die Familie vermutete eine Kolik oder einen verdorbenen Magen – vielleicht hatte er giftiges Grünzeug gefressen. Gegen 23 Uhr riefen sie den Notdienst an, und die junge Tierärztin, die in dieser Nacht Bereitschaft hatte, stieg sofort ins Auto. Als sie ankam, ging es Brownie bereits sehr schlecht: Er hechelte heftig, hatte Fieber und lag auf dem Boden. »Der Puls des Pferdes raste, die Temperatur war extrem hoch«, erzählt sie mir, »und aus der Nase kam blutig roter Schaum.« Während der kurzen Untersuchung kam sie dem Pferd natürlich sehr nahe, und als es nieste, »hatte ich eine ganze Menge blutig-schleimigen Schaum auf den Armen«. Das Mädchen und seine Mutter hatten sich bemüht, Brownie zu trösten, und waren bereits mit Blut verschmiert. Das Pferd konnte jetzt kaum noch den Kopf heben. Als energischer, engagierter Profi musste die Tierärztin den Leuten erklären, dass das Tier im Sterben lag. Wie es ihre Pflicht war, sagte sie: »Ich möchte ihn einschläfern.« Sie lief zum Auto, holte Arzneimittel und Instrumente, aber als sie zurückkam, war Brownie schon tot. Mit seinen letzten Atemzügen war noch mehr blasig-roter Schaum aus Nasenöffnungen und Mund gedrungen.
    »Haben Sie Handschuhe getragen?«, frage ich.
    Nein. Handschuhe musste man bei einer Nekropsie tragen, aber nicht solange das Tier noch lebte. Dann war die eine Situation schnell in die andere übergegangen. »Ich hatte genau das Gleiche an wie jetzt. Schuhe, kurze Socken, blaue Shorts und ein kurzärmeliges Hemd.«
    Eine Gesichtsmaske?
    Nein,

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