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Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Spines - Das ausradierte Ich (German Edition)

Titel: Spines - Das ausradierte Ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherm
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Anlass dazu gegeben, so etwas von mir zu denken? Ich war immer ehrlich zu dir.«
    Sarah war verwundert. Hatte ihre Mutter nicht verstanden, was sie gesagt hatte? Hatte sie wirklich verdrängt, was ihr Vater geschrieben hatte? Hatte sie verdrängt, was sie in der Zeit mit ihm erlebt hatte?
    »Ich freue mich, dass du hier bist. Wir machen uns ein paar schöne Tage. Das wird dir gut tun, nach der Zeit in Berlin. Du bist ja ganz durcheinander«, ging ihre Mutter zur Tagesordnung über.
    Sarah begriff, dass sie von ihrer Mutter keine Hilfe erwarten konnte. Sie musste allein mit dieser Geschichte zurecht kommen, und sie war entschlossen dazu.
    Nach dem Abendessen zog sie sich früh auf ihr Zimmer zurück. Und noch in der Nacht packte sie ihre Sachen und bereitete alles für die Abreise vor. Sie war entschlossen, gleich nach dem Frühstück nach Berlin zurück zu fahren, und sie würde sich durch nichts davon abhalten lassen, auch nicht von den Bitten und den Vorwürfen ihrer Mutter.

* * *
    Am Ende der Straße parkte rund ein Dutzend Autos mit dem bekannten grünen Streifen-Design. Der Eingang zum Parkhaus war mit einem rot-weißen Kunststoffband abgesperrt. Vor der Absperrung stand ein gelangweilt wirkender Polizist.
    Sarahs Herz begann zu rasen und auf ihrer Haut kribbelte es wie tausend Nadeln. Vielleicht hätte sie doch besser bei ihrer Mutter bleiben sollen. Sie bemühte sich, möglichst unauffällig zu wirken, und schlenderte langsam an der Einfahrt vorbei. »Was ist denn passiert, brennt’s?«, fragte sie den Polizisten möglichst beiläufig.
    »Kann ich Ihnen leider nichts zu sagen. Wenn Sie ihr Auto da drin stehen haben und raus fahren wollen, wenden Sie sich bitte an den Einsatzleiter. Den finden Sie oben, Parkdeck 3.«
    »Danke.«
    Sarah hob vorsichtig das Absperrband an und tauchte drunter durch. Der Polizist fand nichts dabei und ließ sie gewähren. Er ging also fest davon aus, dass sie ihr Auto im Parkhaus stehen hatte. Umso besser, das verschaffte ihr die Gelegenheit, nachzuschauen, was da drin abging.
    Sie ging langsam die Rampe zu Deck 3 nach oben und sah sich vorsichtig um. Die Bullen hatten alle Garagen auf dem Deck geöffnet und waren gerade dabei, sie komplett zu räumen. Vier große Container waren bereits voll und warteten darauf, abgeholt zu werden. In der offenen Tür eines Transporters konnte Sarah Stapel von fabrikneu verpackten Elektrogeräten ausmachen. Wahrscheinlich hatten die Bullen einen Tipp bekommen, dass das Parkhaus ein Umschlagplatz für allerlei illegale Geschäfte war, und machten jetzt Schluss damit.
    Auch ihre Garage stand offen und war bereits leer. Von dem DS 21 und ihren Sachen war keine Spur mehr zu sehen. Wahrscheinlich hatten die Bullen alles schon abtransportiert. Im Augenblick konzentrierten sich die Polizisten auf die Garage von Harry und Christoph. Einer der Bullen trug gerade die Kiste mit den gefälschten Uhren zu einem Transporter. Von Harry und Christoph war weit und breit nichts zu sehen. Ob die beiden bereits verhaftet waren? Oder hatten sie es geschafft, sich aus dem Staub zu machen?
    Sarah hielt es für besser, sich im Moment aus dem Ganzen raus zu halten, die Sache war zu unübersichtlich. Sie konnte morgen oder übermorgen ja mal vorsichtig bei den Bullen nachfragen, ob es eine Möglichkeit gab, wieder an ihre Sachen ranzukommen. Ihre Unterkunft hatte sie damit aber mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder verloren. Dabei hatte sie sich schon so daran gewöhnt.
    Sie ging zu ihrem Auto zurück, setzte sich hinters Steuer und dachte nach, was sie jetzt tun sollte. Plötzlich ging die Beifahrertür auf und Harry ließ sich neben ihr in den Sitz fallen.
    »Sieht nicht gut aus für dein Appartement, oder?«
    »Verdammt noch mal, musst du mich so erschrecken!«, schrie Sarah ihn an. Ihre Hände zitterten. Hektisch kurbelte sie die Scheibe nach unten und schnappte nach Luft.
    »Die Bullen müssen dich ganz schön auf dem Kieker haben. Die schicken nicht ohne Grund so eine Eskorte«, ignorierte Harry ihren Vorwurf.
    »Quatsch, die sind wegen euch da! Was ihr da drin lagert ist ja wohl alles andere als sauber!«
    »Wir arbeiten hier seit fast acht Jahren, ohne dass sich jemals jemand drum gekümmert hat. Und jetzt kommst du und sie heben das ganze Parkhaus aus. Wenn es da keinen Zusammenhang gibt, dann gibt’s nirgends einen.«
    »Blödsinn. Ich werd da morgen anrufen und fragen, was los ist.«
    »Irgendwas ist da faul. Irgendwie passt das Ganze nicht zusammen.« Harry

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