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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schindler
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drehte sich um und zwinkerte mir zu.
    »Ist das zu fassen ?«, sagte er, und da musste sogar ich ein bisschen kichern und antwortete: »Ich fass es nicht!«
    Alles grölte.
    Aber irgendwas in mir war wie erstarrt. Ich hörte die anderen labern, ich hörte Martha zu, wie sie auf Mathe schimpfte, und Laura, die sich über irgendeine Ungerechtigkeit in Sport ausließ.
    Diese Sorgen hätte ich gern gehabt. Ich war mittlerweile wegen nix und wieder nix mit meiner Familie verkracht und sah momentan überhaupt kein Land mehr.
    Alles war so traurig.
    Tiefsttraurig.

    Mittags rief ich zu Hause an.
    Natürlich ging Ljuba ran. »Hier bei Koopmann«, sagte sie. »Ljuba am Apparat.«
    Als gehörte sie zur Familie.
    Na ja, vielleicht tat sie das ja auch inzwischen.
    Möglicherweise mehr als ich.
    Ich überlegte eine Zehntelsekunde lang, ob ich auflegen sollte.
    Nein, kneifen ging nicht.
    Ich räusperte mich. »Guten Tag. Hier ist Alexandra
Koopmann. Ich wollte nur meiner Mutter Bescheid geben, dass ich …«
    »Alex, bist du das?« Mamas Stimme, ziemlich aufgeregt.
    »Ja. Ich wollte nur sagen, ich bin zum Essen bei Martha eingeladen. Ich komme also erst heute Abend nach Hause.«
    »Das ist aber seltsam.« Jetzt klang Mamas Stimme ganz spröde. »Martha hat nämlich vor fünf Minuten angerufen und gesagt, sie kann heute Nachmittag nicht zum Matheclub kommen.«
    Mist.
    Bockmist.
    »Alex? Warum lügst du?« Ihre Stimme war ganz zittrig vor lauter Vorwurf. »Wir wollen dir doch nichts Böses. Wir möchten gern mit dir reden. Wirklich. So geht das nicht weiter.«
    »Redet doch mit Ljuba. Die ist so lieb und so nett und die wird von mir so schlecht behandelt«, brach es aus mir heraus.
    »Alex!«, hörte ich Mama noch rufen, aber da hatte ich das Gespräch schon beendet. Vorsichtshalber schaltete ich danach das Handy aus.
    Nein, ich wollte nicht reden. Mich nicht belabern lassen, das würde die Sache schon eher treffen, denn alle hielten mich für meschugge, das war klar.
    Mit der Einladung von Martha hatte ich ein Eigentor geschossen, das war dumm gelaufen. Aber noch schlimmer war, dass ich Hunger hatte.
    Ich zählte mein Geld und lief dann zum Asia-Grill .
    Schließlich war ich die Werbestrategin für ein asiatisches Kochbuch.
    Ich kaufte mir eine Frühlingsrolle und eine Limo und setzte mich in dem schmalen Stübchen in die hinterste, dunkelste Ecke.

    Ich aß ganz langsam. Und ohne nachzudenken. Ich aß und trank und in meinem Kopf war alles leer. Angenehm hohl.
    Ich beobachtete die zwei Männer und die junge Frau hinterm Tresen, wie sie mit routinierten Bewegungen die Kunden bedienten: Gemüse in den großen Wok schütteten und mit einer großen Kelle im zischenden Öl umrührten, Fleischstücke auf den Grill legten, wie sie Salatsorten mischten, die Bestellungen zu den paar Leuten an den anderen Tischen brachten oder für die wartenden Kunden einpackten, ich hörte die Kasse klingeln und Geschirr klirren und wie von weit weg die Stimmen der anderen Gäste und der Laufkundschaft.
    Es duftete angenehm nach fremdartigen Gewürzen und allmählich entkrampfte ich mich.
    Die junge Frau kam und holte den Teller und nahm die leere Dose mit. Als sie mich fragte, ob ich noch was wollte, schüttelte ich den Kopf und verließ langsam den engen, düsteren Raum.
    Draußen blinzelte ich in die helle Sonne und überlegte, wie es weitergehen sollte.
    Ich schaltete mein Handy wieder ein.
    Oha! Zehn Anrufe. Sieben von meiner Mutter, einer von Martha, einer von Laura und einer von Daniel. Bestimmt machte er sich Sorgen um mich. Das war lieb.
    Ich rief Martha an, und sie sagte mir, was ich schon wusste. Dass sie bei mir zu Hause Bescheid gesagt hätte, weil sie heute Nachmittag nicht kommen könnte. Auch Laura wüsste Bescheid und würde sich anderweitig amüsieren.
    »Okay«, sagte ich.
    »Fragst du gar nicht, warum?« Sie klang vorwurfsvoll.
    Von »vorwurfsvoll« hatte ich die Nase gestrichen voll. Aber ich sagte brav: »Warum?«

    Sie kicherte. »Ich bin mit Moritz verabredet. Du weißt doch - Moritz aus der 9b!«
    »Toll«, sagte ich.
    »Meinst du das wirklich?«
    »Na, sicher doch.«
    »So hörst du dich aber gar nicht an!« Vorwurfsvoll. Schon wieder!
    Mir riss der Geduldsfaden. »Klar finde ich das toll, ich wünsch dir jede Menge Spaß!«, brüllte ich so laut, dass ein Paar vor mir erschrocken stehen blieb und die Frau zu dem Mann leise etwas sagte. Wahrscheinlich so was wie: »Da kann man mal wieder sehen, wie die Handys die Sitten verrohen

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