Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
nutzte die Moleküle, um zu heilen und alles wieder miteinander zu verbinden. Es war, als sähe man einen umgekehrten Zeitrafferfilm. Die Schwellungen in Finns Gesicht zogen sich zurück. Der Schnitt an seiner Stirn und die Risse in seinen Lippen schlossen sich langsam.
Es kostete Jo-Jo ein paar Minuten, alle Schäden zu beheben, doch als sie schließlich die Hand senkte, sah Finn wieder aus wie sein übliches sorgloses Selbst, bis hin zu dem diabolischen Leuchten in seinen grünen Augen. Ich musste an Fletcher denken und daran, wie vollkommen anders dieser Luftelementar seine Magie gegen ihn eingesetzt hatte. Um ihn zu quälen und zu verletzen und ihm die Haut Stück für Stück vom Körper zu reißen.
Jo-Jo nickte zufrieden. »Und jetzt zieh dich aus. Dann schaue ich mir den Rest von dir an.«
Finn grinste. »Also, Süße, ich dachte schon, du fragst nie.«
Er war nur zu glücklich, die Reste seines ruinierten, blutverschmierten Smokings von sich zu werfen. Darunter trug er ein paar blaue Boxershorts aus teurer Seide, auf denen weiße Segelboote abgebildet waren. Nett. Die Boxershorts hingen tief auf seiner Hüfte und betonten seine fahle Hautfarbe. Seine Brust war breit und fest, und ein hübscher Streifen brauner Haare lief von seinem Oberkörper über seinen Bauchnabel bis zu der Stelle, an der er unter der Seide verschwand. Gleichzeitig verunstalteten hässliche Quetschungen seine Haut. Die faustförmigen Male überzogen seinen Körper in Purpur und Grün.
Trotzdem hätten die meisten Frauen Finn extrem sexy und anziehend gefunden, besonders wenn man auf seinen jungenhaften Charme und den Rest des gut gebauten Gesamtpakets stand. Aber ich hatte das alles schon einmal gesehen und jegliche sexuelle Empfindung bereits in meinen jüngeren, dümmeren Jahren im Keim erstickt.
Jo-Jo hielt ihre Handfläche über Finns Brust und fing an, die Prellungen auf seinem Oberkörper zu heilen und auch alle Schäden, die sich vielleicht darunter verbargen.
»Weißt du, irgendetwas stimmt nicht, wenn ein Kerl teurere Unterwäsche trägt als ich«, murmelte ich.
»Du bist doch nur neidisch, weil mich mehr Leute in Unterwäsche sehen als dich«, antwortete Finn. »Hast du immer noch diese langweiligen One-Night-Stands mit irgendwelchen Jüngelchen aus dem Community College?«
»Schläfst du immer noch mit allem, was nicht bei drei auf dem Baum ist?«
»Eins zu null für dich.«
Jo-Jo lächelte über unsere Stichelei, und für einen Moment hob sich die Dunkelheit, die sich seit Fletchers Tod über uns gelegt hatte. Ich erwartete fast, dass er durch die Tür des Salons trat, eine Tasse Malzkaffee in einer Hand und ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Aber der alte Mann war nicht hier. Und er würde es auch nie wieder sein. Wir alle wussten es. Wir gingen einfach nur auf die einzige Weise damit um, die wir kannten: indem wir einfach weitermachten. Das war, was Fletcher sich gewünscht hätte.
Nachdem die Zwergin mit Finn fertig war, drehte sie sich zu mir um. »Du bist dran, Gin.«
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Was lässt dich glauben, dass ich eine Heilung brauche?«
»Weil du du bist – zu draufgängerisch und stur, um vor irgendwem zurückzuweichen.«
Jo-Jo kannte mich zu gut. Noch während Finn sich vorsichtig die Kleider überstreifte, zog ich mir die blutbefleckte Bluse der Vampir-Nutte über den Kopf, lehnte mich zurück und ließ die Magie des Luftelementars wirken. Jo-Jo wickelte meine Verbände ab und hielt ihre Hand über meine verwundete Schulter. Ein Prickeln erfüllte den Muskel unter meiner Haut und breitete sich von dort aus, weiter und weiter. Heiß, warm, drängend, bis meine gesamte Schulter kribbelte.
Ich biss die Zähne zusammen und bemühte mich, das seltsame Gefühl zu ignorieren, das so überhaupt nicht der kühlen Liebkosung meiner Eis- und Steinmagie ähnelte. Der erzwungene Zustrom von Magie ließ auch die Spinnenrunen auf meinen Handflächen brennen und kitzeln, weil das Steinsilber darin auf die Luftmagie reagierte. Steinsilber nahm jegliche Art von Magie auf, und viele Elementare benutzen es, um kleine Teile ihrer Macht zu speichern. Ein wenig wie eine Batterie, die sie später anzapfen konnten, wenn sie dieses kleine bisschen zusätzlich brauchen konnten. Selbst unter meiner vernarbten Haut hungerte das Metall nach der Luftmagie, die in meinen Körper geschickt wurde.
»Du weißt, dass du das hättest verhindern können«, murmelte Jo-Jo, während ihre Augen weiß leuchteten. »Du
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