Spion Für Deutschland
mit Sprengladungen gekoppelt. Sowie man sie ausbauen wil , explodieren sie. Hier kommt es doch öfter zu Notlandungen alliierter Flugzeuge?«
»Ja«, erwiderte der General. »Gestern ist eine viermotorige Maschine bei Sevilla heruntergegangen ... Ich werden Ihnen Gelegenheit verschaffen, an der Maschine herumzubasteln.« Er lächelte.
»Wenn Sie weiter nichts wollen?«
Ich war entlassen. Mein nächstes Ziel hieß Sevilla. Dort hatte ich Pech: die gesuchten Röhren waren nicht in der Maschine. Die Armaturen, die ich mit größter Vorsicht ausgebaut hatte, explodierten auch nicht... Es sollte Monate dauern, bis wir die Röhren endlich bekamen. Sie waren wichtig für die Radarentwicklung; wir benötigten sie vor allem, um ein Abwehrmittel gegen sie zu konstruieren.
Ich fuhr immer wieder nach Spanien. Meine Sprachkenntnisse halfen mir bei diesen nicht unbeliebten Aufträgen. Wir hatten es in diesem Lande natürlich sehr leicht, denn die Behörden standen zumindest mit ihren Sympathien auf deutscher Seite.
In einer Bar in Barcelona hörte ich zum erstenmal von einem unglaublichen Plan. Obwohl ich die Sache zunächst für ein Hirngespinst hielt, ging ich ihr nach. Sie stimmte. Ich meldete sie unverzüglich nach Berlin. Ich erhielt postwendend Order, die Angelegenheit zu verfolgen, mich aber nicht
einzumischen.
Gibraltar sollte in die Luft gesprengt werden!
Unglaublich, fantastisch, aber wahr. Und fast gelungen! Gibraltar . . . Die Seefestung war für uns mehr als lästig. Sie beherrschte den Eingang zum Mittelmeer. Unsere U-Boote mußten an der Zwingburg vorbeitauchen, um dem Beschuß auszuweichen. In der Meerenge zwischen dem spanischen Festland und Nordafrika herrschte eine gefährliche Unterwasserströmung. Die deutsche U-Boot-Flotte hatte deshalb wiederholt Ausfälle zu beklagen.
Dann schlug Eisenhower sein Hauptquartier in Gibraltar auf, um die Schlacht von Nordafrika zu leiten. Die Spanier sahen mit hungrigen Augen nach der Felsenfestung. Der Fall von Gibraltar: ein deutscher, ein italienischer, ein spanischer Wunschtraum! Ein direkter Angriff war hoffnungslos und wurde deshalb gar nicht versucht. Ein handfester Anschlag war geplant. Ein Husarenstück.
Man bestach den Chauffeur des englischen Gouverneurs. Der Mann riskierte seinen Kopf. Er wagte das Unglaubliche: er befestigte unter der Kühlerhaube des Rolls-Royce seines Chefs eine Sprengbombe mit Zeitzündung. Sie passierte unkontrolliert die Sperre. Von diesem Augenblick an ließ sie den Attentätern noch sechs Stunden Zeit. Noch sechs Stunden. Sie handelten blitzschnel . Ich hätte nie für möglich gehalten, daß der Anschlag so weit gelingen könnte. Ich sah sozusagen mit den Händen in der Hosentasche weisungsgemäß zu, und mir war nicht wohl dabei. Gelang die Sache, war es bitter, daß ich nicht an ihr beteiligt war. Ging sie schief, so hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich die Leute nicht zurückgehalten hatte. Aber das Gewissen eines Spions wurde von Berlin aus dirigiert. ..
Riesige Munitionsmengen und Brennstoffvorräte waren in den unterirdischen Felsenhöhlen Gibraltars gestapelt. Wenn hier eine Höllenmaschine explodierte, mußte nach der Berechnung Sachverständiger die ganze Festung in die Luft fliegen.
Die Attentäter hatten jetzt noch vier Stunden Zeit. Und sie hatten wieder Glück.
Sie durchbrachen die zweite Absperrung. Wie, das hat bis heute noch niemand erfahren. Hundert Meter noch, eine Stunde noch. Oben tagte General
Eisenhower, unten tickte lautlos die Höllenmaschine. Verrat! Aus!
Die Bombe wurde gefunden. Entschärft. General Eisenhower tagte weiter. Ein Mann wurde aufgehängt. Drei wurden zu lebenslänglichem Zuchthaus
verurteilt. Sonst nichts Neues auf Gibraltar.
Vier Wochen später wandte ich mich mit einem eigenen Gibraltar-Vorschlag an meine Dienststelle. Mein Projekt war nicht ganz so abenteuerlich, hatte aber weit mehr Erfolgschancen. Man griff meinen Plan auf und setzte mich an die Sache. Man wurde auf mich aufmerksam. Ich hatte auf einmal auch einen Namen und nicht nur eine Nummer. Ich war kein Neuling mehr. Ich wurde ernstgenommen. Man war nunmehr in Berlin bereit, alles zu wagen, aber auch al es. Es gab nichts, was zu verrückt, zu verwegen, zu nebulös gewesen wäre, um nicht ernstgenommen zu werden.
Wir liefen, sozusagen, mit Eierhandgranaten in der Tasche herum. Wenn auch nur ein Prozent Erfolgschance errechnet wurde, ging man daran, Leben, Blut und Geld in die nebulösen Pläne zu investieren. Es
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