Spion Für Deutschland
Ausführung meines Projekts zuständig gewesen. Er sabotierte es und überredete später Schellenberg, die Sache zu unterlassen. Ich bin heute noch sicher, daß der Anschlag auf die Bucht von Algeciras gelungen wäre.
Das Unternehmen Gibralatar fand nicht statt. Aber ich hatte keine Zeit, mich darüber zu ärgern, denn es waren längst andere, gewagtere, fantastischere Projekte aufgetaucht. Wir arbeiteten Tag und Nacht. Wir erhielten vierfache Lebensmittelmarken und so viel Zigaretten und Schnaps, wie wir verdauen konnten. Das Amt sparte an nichts. Aber es wurde uns auch nichts geschenkt.
Gar nichts. Ich hatte mich schnel eingearbeitet. Das anfängliche Mißtrauen gegen mich kam ins Schwinden.
Eines Tages wurde ich zum Chef der Abteilung VIF gerufen. Sturmbannführer L.
Schon auf dem Weg wurde mir gesagt, daß es sich diesmal um eine ganz besonders vertrauliche Sache handle. Vertraulich war alles. Schon auf fahrlässigem Verrat stand die Todesstrafe.
»Haben Sie Zeit?« begrüßte mich L. »Ich muß eine lange Geschichte mit Ihnen besprechen.«
Er gab den Auftrag, niemand in sein Büro zu lassen.
»Sie sind doch schon einmal durch den Panamakanal gefahren?«
»Ja«, antwortete ich, »schon ein halbes dutzendmal.«
»Und Sie können ihn sich noch bildlich vorstellen?«
»Aber natürlich, ganz genau.«
»Ausgezeichnet«, erwiderte L. »Ich habe eine Idee. Daraus müssen Sie etwas machen! Sie sind mein Mann. Ab sofort leiten Sie das Unternehmen >Pelikan So etwas hat die Welt noch nicht erlebt, verlassen Sie sich «darauf!«
»Was soll ich?«
»Ich werde es Ihnen genau erklären. Sie können alles haben, was Sie brauchen.
Geld, Leute, Schiffe, Flugzeuge. Sie haben jede Unterstützung. Das
Unternehmen >Pelikan< hat die absolute Priorität. Vor al em! Sie sind mir al ein dafür verantwortlich ! Und ich verlange, daß Sie ab sofort ausschließlich an dieser Sache arbeiten. Sie muß so schnel wie möglich gestartet werden. Ich wußte immer noch nicht, was er wol te. »Passen Sie auf«, erklärte er. »Die amerikanische und englische Flotte kann, wie Sie wissen, blitzartig ihre Kampfplätze wechseln. Das heißt, wenn die Amis an der japanischen Front Verstärkung brauchen, dann haben sie die Übermacht im Pazifik, und wenn wir hier in Europa was unternehmen, dann ziehen sie die Schiffe dort ab und schicken sie uns auf den Hals.« »Ganz logisch«, entgegnete ich. »Dagegen läßt sich fast gar nichts machen.«
»Doch!« sagte er. »Warum können sie so schnell die Schauplätze wechseln?
Warum wohl? Ich wil es Ihnen sagen: Es ist der Panamakanal! Ohne ihn müßten sie um das Kap Hoorn herumfahren und würden wertvolle Zeit verlieren, so aber schaffen sie in Tagen, wozu sie sonst Wochen brauchten. Wenn wir also den Panamakanal in die Luft jagen, dann sind die Amis für eine ganze Weile lahmgelegt. Verstehen Sie, was ich meine?« »Und wie wollen Sie ihn in die Luft jagen?« fragte ich. »Das ist Ihre Sache«, erwiderte er. »Dazu bekommen Sie von uns ja auch alles. Sehen Sie zu, wie Sie weiterkommen! Die Geschichte muß klappen!«
Ich hatte es mir längst abgewöhnt, mir Gedanken über die Aufträge zu machen, die ich von meiner neuen Dienststelle erhielt. Ein Anschlag auf den
Panamakanal - schön! Warum nicht gleich eine Landung auf dem Mars oder die Entführung Präsident Roosevelts aus dem Weißen Haus? Es war 1943, und der Krieg, und vor al em der Krieg an der lautlosen Front der Agenten, nahm verzweifelte Formen an.
Daß es meinem Auftraggeber mit dem Panamakanal-Projekt ernst war, glaubte ich erst, als mir wenige Stunden nach der Unterredung mit Abteilungsleiter Dr.
S. die neuen Sondervollmachten zugestellt wurden. Es waren Befehle an die Marine und an die Luftwaffe, mir alles zur Verfügung zu stellen, was ich anforderte. Alles ...
Ich versuchte, einen zuversichtlichen Eindruck zu machen, und spekulierte darauf, daß das Unternehmen >Pelikan< genauso in einer Schublade sein papierenes Ende nehmen würde wie andere Pläne.
Ich denke da an den Fal Dr. Dudt, eine Köpenickiade des Amtes VI, die sich etwa zur gleichen Zeit abspielte, als Skorzeny Mussolini aus seinem Bergverlies herausholte. Dudt, ein Hochstapler, war ein langer, hagerer Inder, dem es auf unerklärliche Weise gelungen war, einen leitenden Beamten im Amt VI davon zu überzeugen, daß er auf neuartigem chemisch-synthetischem Wege das für die Fortführung des Krieges so dringend benötigte Benzin herstellen könne. Der Inder erhielt
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