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Spion Für Deutschland

Spion Für Deutschland

Titel: Spion Für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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ging dahin mit dem Krieg.
    Und wir, ein paar hundert Mann von der Abwehr, sollten die Entwicklung mit al en Mitteln aufhalten.
    Es ging auch dahin mit der Abwehr. Sie wurde zunächst langsam und dann auf einen Schlag vom Amt VI übernommen.
    Amt VI, das hieß >Reichssicherheitshauptamt<. Eine geheime Dienststelle der SS, direkt Hitler unterstellt und mit unbegrenzten Vollmachten ausgestattet.
    Ich erhielt den Befehl, mich im Amt VI zu melden.
    Mein Abschied von der Abwehr war kurz und formlos. Ich mußte mich eines Tages in der Filiale des Reichssicherheitshauptamtes an der Tauentzienstraße melden. In derselben Nacht hagelte es Bomben im Berliner Westen. Das Hintergebäude wurde zerstört. Hier hatte ein Mäusezüchter seine Menagerie untergebracht. Die Tiere erlangten die Freiheit und stürzten sich auf die Räume des Amtes VI. Zur Begrüßung auf meiner neuen Dienststelle hatten sich am Morgen drei Dutzend Mäuse aller Schattierungen eingefunden.
    Ich stel te mich beim stellvertretenden Amtschef Dr. S. vor, einem mittelgroßen, unauffälligen Mann. Das Dienstgebäude des Amtes VI, wie man das
    Reichssicherheitshauptamt in Fachkreisen nannte, war ein großer,
    kasernenartiger Bau an der Berkaer Straße. Es hatte seine Karriere als jüdisches Altersheim begonnen. Der Vorderseite gegenüber lagen Schrebergärten. Hinten konnte man direkt in die Innereien einer Mietskaserne sehen. Im Hof stand ein bombensicherer Bunker, der nur von Angehörigen des Amtes VI benutzt werden durfte. »Nehmen Sie Platz«, sagte Dr. S. »Wir kennen Sie schon, oder besser: Ihre Arbeit. Sie waren in Spanien . . . Na, wir werden uns später noch darüber unterhalten.« Er musterte mich mit aufdringlicher Pedanterie. Ich kam von der Abwehr, und das war für Amt VI keine Empfehlung. Die natürliche und später auch politische Rivalität dieser beiden Behörden — sie hatten genau dieselben Aufgaben — hatte zu dieser Zeit bereits groteske Formen angenommen. Die Agenten dieser Dienststel en verwandten zeitweilig mehr Energie darauf, sich gegenseitig zu belauern, zu beschatten und zu beschuldigen, als tauf ihre eigentlichen Aufgaben. Die beiden Amtschefs waren Admiral Canaris (Abwehr) und Brigadeführer Walter Schellenberg (Reichssicherheitshauptamt). Nach dem Putschversuch vom 20. Juli 1944 wurde Canaris verhaftet und später
    hingerichtet. Der Sieger, Schellenberg, wurde nach dem Krieg in Landsberg inhaftiert, ging später nach Italien, trat zum katholischen Glauben über und starb inzwischen in einem Kloster. Ich habe für beide Dienststellen gearbeitet und kenne ihre Praktiken und ihre Erfolge. Canaris war der Kopf ohne Faust, und Schellenberg die Faust ohne Kopf.

    »Ich glaube, wir schicken Sie gleich wieder nach Spanien«, sagte Dr. S. zu mir.
    »Wir haben wenig Leute mit Ihrer Erfahrung . . . Sie waren ja ziemlich lange unten. Haben Sie einen Vorschlag?«
    Ich dachte an meinen Gibraltar-Plan.
    »Ja«, antwortete ich. »Ich sehe vielleicht eine Möglichkeit, wie man ohne al zuviel Aufwand an Geld und Blut den Hafen von Gibraltar hochgehen lassen könnte.«
    Er stand auf, bot mir eine Zigarette an und ging auf und ab. »Das müssen Sie mir schon genauer erklären, mein Lieber«, sagte er.
    »Das kann ich«, erwiderte ich. »In der Bucht von Algeciras liegen regelmäßig an die vierzig Frachtschiffe vor Anker. Die Landseite der Bucht gehört den Spaniern. Von hier aus könnte man unsere Leute ansetzen.«
    »Welche Leute?« unterbrach mich Dr. S. »Ich denke an Kampfschwimmer, wie sie zur Zeit in Italien eingesetzt werden. Ein halbes Dutzend würde genügen.
    Ich könnte sie als Artisten getarnt über die Grenze schmuggeln. Das bereitet weiter keine Schwierigkeiten. Die Spanier machen alles mit, wenn es gegen Gibraltar geht.«
    »Und wie meinen Sie, daß Ihre Leute unbemerkt an die Schiffe herankommen könnten?« fragte mich Dr. S.
    »Das ist ganz einfach. Wir müßten auf die Minute genau einen U-Boot-
    Scheinangriff starten, um die Leute im Hafen abzulenken. Unsere Schwimmer brauchten nur eine Strecke von 200 Metern im Wasser zurückzulegen. Das schaffen sie, sie sind ja schon ganz andere Strecken geschwommen.«
    Dr. S. erwärmte sich für meinen Plan. Er war später Feuer und Flamme dafür.
    Das ganze Amt VI war dafür — bis auf einen. Bis auf Otto Skorzeny, den Mussolini-Befreier, das >Wunderkind< des Reichssicherheitshauptamtes.
    Skorzeny war gegen al es, was nicht von ihm kam. Ausgerechnet seine

    Abteilung wäre für die

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