Spion Für Deutschland
Höhepunkt seines Lebens sprechen konnte.
»Ich habe noch die genauen Zeichnungen zu Hause. Ich habe damals selbst ausgerechnet, wie stark das Überlaufwehr sein muß, um dem Wasserdruck standzuhalten. Sie können sich darauf verlassen, daß meine Rechnung stimmt.«
»Das glaube ich«, antwortete ich.
»Ich verstehe von Fliegerangriffen natürlich nicht sehr viel«, erklärte Hubrich weiter, »ich bin mir nicht klar, ob Sie eine Schleuse überhaupt treffen. Aber das ist ja auch nebensächlich. In zwei bis drei Tagen wäre sie repariert, und Ihre ganze Mühe wäre umsonst gewesen.«
Ich nickte.
»Wenn Sie aber das Stauwehr sprengen, passiert folgendes: Das gestaute Wasser im Gatun-See durchbricht den Damm, überschwemmt den Kanal, fließt ins Meer. Der Panama hat ein starkes Gefälle, das war ja die Schwierigkeit beim Bau. Das Wasser wil ins Meer zurück. Und nun möchte ich wissen, wer es aufhalten sol oder aufhalten kann. Es würde nach meiner Schätzung
mindestens zwei Jahre dauern, bis der Panamakanal wieder einsatzfähig wäre.«
Er zeichnete noch ein paar Striche auf den Bierfilz.
»Kommen Sie mit in meine Wohnung!« sagte er dann. »Jetzt werden wir uns einmal die Zeichnungen ansehen. Sagen Sie mir, welche Sprengwirkung Ihre Bomben haben, und ich sage Ihnen, ob die Spil way platzt oder nicht.«
Sie mußte platzen. Unsere Sprengstoffspezialisten errechneten es. Vorher al erdings mußte sie erst getroffen werden. Bevor man sie treffen konnte, mußten Sturzkampfflugzeuge, die bekanntlich einen sehr kleinen Aktionsradius hatten, auf dem Seeweg zum Panamakanal geschafft werden. Jetzt, da ich wußte, daß es überhaupt eine technische Möglichkeit gab, den Kanal zu zerstören, machte ich mich an die eigentliche Arbeit. Jetzt packte mich das Panama-Fieber. Den Ingenieur Hubrich übrigens auch. Wir saßen in einer Breslauer Gaststätte — sie hieß >Deutsche Eiche< oder >Deutsche Kraft< oder
>Deutscher Kaiser< — und entschlossen uns, in die Kriegshandlung entscheidend einzugreifen. Ich flog nach Berlin zurück und meldete mich im Reichsluftfahrtministerium. Ich zeigte meine Sondervollmachten, und die Leute begrüßten mich mit sehr kühler Herzlichkeit. Ich wurde an einen Oberst verwiesen. Ich wol te ihm nichts sagen, und er wollte mir nichts geben. Es war eine zunächst sehr schweigsame Verhandlung. Ich mußte mich entschließen, ihm zu berichten, um was es geht.
»Ich brauche zwei Sturzkampfflugzeuge«, sagte ich. »Ich will mit ihnen den Panamakanal angreifen.«
»Alles sehr schön«, erwiderte er. »Die Flugzeuge können Sie haben, wenn Sie mir sagen, wie Sie sie über den Atlantik schaffen wollen.«
»Das ist meine Sache«, antwortete ich.
»Gott sei Dank, daß es Ihre Sache ist«, knurrte er. »Sie können die Maschinen haben, wann Sie wollen. Schade drum. Wieder zwei weniger. Sie wollen freiwillige Piloten, nicht?«
»Ja«, entgegnete ich.
Ich fuhr nach Kiel zum Stab des Großadmirals Dönitz. Es wiederholte sich fast das gleiche Zwiegespräch wie in Berlin.
»Ich hätte gerne zwei U-Boote«, sagte ich zu einem Fregattenkapitän. »Ich schätze, daß ich sie ungefähr zehn Wochen lang brauche. Gibt es eine Möglichkeit, zerlegte Flugzeuge in einem U-Boot über das Meer zu schaffen?«
»Das läßt sich machen«, erwiderte der Offizier. »Aber wie wol en Sie sie denn wieder zusammensetzen? Das ist doch völ ig verrückt . . .«
»Das ist meine Sache«, sagte ich.
»Wieder zwei Boote weniger«, entgegnete er. »Jeden Tag kommt einer und wil was anderes.«
Ich besaß jetzt zwei Stukas und zwei U-Boote. Die beiden Flieger und die U-Boot-Besatzungen gingen für mich sozusagen durchs Panama-Feuer. Ich
mietete mir am Wannsee ein langes Ufergrundstück und erhob es zum
militärischen Gelände. Wir bauten hier einen naturgetreuen Panamakanal en miniature. Meine beiden Piloten übten inzwischen Start und Landung auf Sandboden. Sie waren prächtige Burschen, tanzten im Geist bereits
südamerikanische Boleros und brieten Ochsen am Spieß. Täglich zerstörten wir zehn- bis zwanzigmal im Sandkasten das Überlaufwehr beim Gatun-See.
Dann kam der schwierigste Teil des Unternehmens. Meine Mechaniker zerlegten die Stukas in Einzelteile und setzten sie wieder zusammen. Sie schafften das Puzzlespiel zuletzt in zwei Tagen. Mittlerweile wurde in Kiel das Verstauen der Flugzeugteile im U-Boot-Rumpf schulmäßig geübt. Auch das schafften wir.
Dann bestel te ich mir vier Stukabomben von besonders
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