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Spion Für Deutschland

Spion Für Deutschland

Titel: Spion Für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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kennengelernt. Den Koch zum Beispiel, der in der ganzen Marine als Original bekannt war. Auf jeder Fahrt wurde er seekrank, und nach jeder Rückkehr meldete er sich wieder freiwillig zur nächsten. Die Männer stammelten Wünsche. Sie wollten uns fragen. Sie wollten uns warnen, bedauern,
    bewundern. Ich überlegte mir lange, ob ich in Uniform oder in Zivil an Land gehen sol te. Ging ich in Uniform und wurde gefaßt, mußte man mich als Kriegsgefangenen behandeln. Zog ich Zivil an, war ich ein Spion und wurde gehängt. Ausziehen mußte ich die Uniform auf jeden Fall einmal, denn ich konnte in Amerika nicht als deutscher Marinebaurat herumlaufen. Das
    Vergraben der Uniform erschien mir riskanter als die Landung in Zivil. Auch Bil y mußte seine Uniform ausziehen. Er war grün vor Angst. Er schlotterte.
    »Es ist noch lange nicht soweit«, sagte ich zu ihm. »Wenn wir erst an der Küste sind, haben wir es geschafft. Hier in der Bucht ist es viel gefährlicher als an Land.«
    »In zwei Stunden tauchen wir auf«, sagte Hilbig. »Wir wollen feststellen, wie weit wir an die Küste noch herangehen können. Ich lasse das Boot rückwärts laufen. Wir bleiben aufgetaucht, während Sie an Land rudern. Ich glaube, Sie haben Feuerschutz nötig.«
    »Hauen Sie lieber ab«, antwortete ich.
    »Nein«, sagte er, »ich habe den Befehl, Sie heil an Land zu setzen. Das gehört dazu.«
    Eine Stunde noch, eine halbe, eine viertel. Ich stand neben dem
    Kommandanten. Er sah auf seine Armbanduhr. Wir schalteten unsere
    Horchgeräte ein. Nichts zu vernehmen.
    »Auf Sehrohrtiefe auftauchen!« befahl der Kommandant.
    Fast lautlos schob sich das Boot nach oben. Das Sehrohr wurde ausgeschoben.
    Wir beobachteten mit dem Periskop die Küste. Es wimmelte dort von Verkehr.
    Wir waren noch zu früh daran.
    Die Motoren gingen langsamer als unsere Pulse. Wir standen im Turm, sahen uns an, rauchten, verglichen die Uhrzeit. Vor mir, im Sehrohr, lag zum Greifen nahe die Küste des Landes, in das ich mich einschleichen mußte. Es wirkte ganz anders, als es am Kartentisch in Berlin ausgesehen hatte. Eine Landzunge, eingesäumt von Schilf, von Hecken, dahinter ein Wald, halbiert von einer Straße, auf der sich die Scheinwerfer der Autos hin und her bewegten. Der Mond hatte das Schilf, die Hecken, den Wald mit einem milchigen Schleier überzogen. Vom Land her trieben Nebelfetzen auf uns zu. Das war günstig für das
    >Unternehmen Elster<. Drei Dinge brauchten wir: Zeit, Nebel und Glück.
    Eine frische Brise zog den Nebel wieder weg. Auf einmal lag wieder alles klar und überdeutlich vor uns. Mit dem fantastisch vergrößernden Sehrohr konnte man jeden Strauch und jeden Ast abtasten. Wir waren viel eicht noch 350 Meter vom Land entfernt.
    »Ich will versuchen, noch etwas näher an die Küste heranzukommen«, sagte Kapitänleutnant Hilbig. »Ich drehe das Boot noch einmal herum. Ich muß nur ganz vorsichtig sein, damit meine Schraube nicht hängenbleibt.«
    Das Boot wendete. Seine Maschinen liefen gedrosselt. Halblaut und regelmäßig.
    Maschinen haben keine Augen, kein Herz, kein Gefühl. Der Navigationsmaat rief pausenlos die Seetiefen aus: 22 Meter, 20 Meter, 18 Meter, 22 Meter. Der Kommandant preßte die Lippen aufeinander. Er sagte kein Wort. Er gab nicht einmal Kommandos. Seine Leute lasen sie ihm vom Gesicht ab. Wir kamen noch einmal um 60 bis 70 Meter näher an das Land heran. Nur unser Turm ragte aus dem Wasser. Links stand ein Haus. Es war unbeleuchtet. Wir suchten es mit den Gläsern ab. Nichts rührte sich. Gar nichts. Wieder kam ein Lastauto die Straße entlang. Ein Personenwagen überholte es. Man konnte es deutlich beobachten.
    Zwei Hunde rauften miteinander. Ihr Gejaule hörte sich an, als ob ein kleines Kind unbeherrscht weinte.
    »Jetzt geht es los«, sagte ich.
    Der Kommandant nickte.
    »Moment«, erwiderte er, »zuerst stellen wir unsere Geschütze und
    Maschinengewehre auf das Ufer ein. Wenn Sie überrascht werden, springen Sie in das Wasser und kommen auf uns zu. Ich werde in der Zwischenzeit den Leuten am Ufer etwas Arbeit machen.«
    Das Schlauchboot wurde geholt. Sein Rumpf war noch schlaff und leer. Es konnte erst an Deck aufgepumpt werden, weil es sonst nicht durch das enge Turmluk gegangen wäre.
    »Wir warten nach Ihrer Landung noch zwanzig Minuten«, sagte der
    Kommandant. »Wenn sich nichts rührt, fahren wir zurück. Wir können morgen oder in ein paar Tagen einen neuerlichen Treffpunkt ausmachen. Sie erreichen uns ja mit Ihrem

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