Spion Für Deutschland
zu achten. Zwei waren gefährlich.
Ich mußte ein paar Sekunden warten. Unterdessen sah ich mir die Titelseiten verschiedener Magazine an, als ob ich unentschlossen wäre, welches ich nehmen sollte. Ich kaufte zwei, dann verlangte ich die südamerikanische Zeitung. Der Händler stutzte einen Augenblick, dann nickte er lebhaft.
»Einen Moment, Sir«, sagte er. Er wühlte unter einem Stapel. Dann hatte er sie gefunden. »Die wird ganz wenig verlangt«, erklärte er. »Wenn Sie sie öfter brauchen, sagen Sie es mir, dann lege ich sie Ihnen auf die Seite.«
»Ich bin nicht von New York«, erwiderte ich, »vielen Dank für Ihr Angebot.« Ich gab ihm einen Dollar.
»Haben Sie es nicht kleiner?« fragte er.
»Leider nein.«
Ich erhielt 25 Cents zurück. Der Händler zählte sie mir pedantisch vor. Ich knöpfte meinen Mantel auf und steckte das Wechselgeld in die linke obere Jackentasche. Es war eine Unart von mir, die schon meine Mutter gerügt hatte.
Die Zeitungen steckte ich in meine Manteltasche. Die südamerikanische von den zwei Magazinen umschlossen, man konnte sie nicht sehen. Ich schlenderte ein paar Schritte weiter. Neben mir zündete sich ein Mann eine Zigarette an. Er achtete auf sein Streichholz, nicht auf mich. Dann kam er näher. Der Verkehr spülte eine Gruppe junger Soldaten vorbei. Sie gingen in Dreier-Reihen und waren laut.
»Einen Moment, Sir«, sagte der Mann mit der Zigarette. Im gleichen Augenblick stand wie hingezaubert ein zweiter neben ihm.
»Edward Green, nicht?«
»Nein«, sagte ich. »Ich heiße Jack Mil er.«
»Heißen Sie, wie Sie wollen«, entgegnete der eine der beiden
Männer. »Sie sind verhaftet.« Sie verstanden ihr Handwerk und nahmen mich so dicht in ihre Mitte, daß jeder Fluchtversuch Selbstmord gewesen wäre. Und doch war al es so zwanglos, daß keiner der Hunderte, der Tausende von Passanten, die den Times Square überquerten, die Szene für verfänglich halten konnte.
»Mein Name ist Nelson«, sagte einer der beiden Männer. Er war stämmig, untersetzt, hatte einen runden Kopf und lebhafte Augen. Er zeigte mir seine Marke.
»Hier ist ein schlechter Platz, sich zu unterhalten«, fuhr er fort. »Kommen Sie mit!«
Der Zeitungsstand, der mir zum Verhängnis geworden war, hatte an seiner Hinterfront einen kleinen Aufenthaltsraum. Wir gingen hinein.
»Ich möchte endlich wissen, was Sie von mir wol en«, begann ich.
»Das erkläre ich Ihnen sofort«, entgegnete Nelson. Er zündete sich eine Zigarette an, lächelte und deutete auf seinen Kollegen. »Darf ich bekannt machen: Das ist Mr. Gil es, Mr. Green.«
»Ich heiße nicht Green, zum Teufel.« »Geben Sie mir Ihre Papiere!«
Ich zeigte ihm einen Ausweis, der auf den Namen Jack Miller ausgestellt war.
»Gute Papiere macht ihr in Deutschland«, erwiderte er. Jetzt wußte ich endgültig, daß ich in der Falle saß. Ich wunderte mich nur, daß mich die FBI-Agenten nicht gleich in ein Auto packten und in das Untersuchungsgefängnis fuhren.
»Also, Mr. Miller«, sagte Nelson, »wo wohnen Sie?«
»Ich komme aus Chicago.«
»Und wo wohnen Sie in Chicago?«
Ich gab ihm eine Adresse an, die ich vorher auswendig gelernt hatte. Er notierte sie.
»Und wie lange sind Sie schon in New York?«
»Zehn Tage«, antwortete ich.
»Und was machen Sie hier?«
»Ich bin geschäftlich unterwegs.«
»So«, sagte er, »na ja. Ich soll Ihnen einen Gruß bestellen.«
»Von wem?«
»Von William Curtis Colepough«, antwortete er. »Auch Billy genannt. Er wartet schon seit vierzehn Tagen auf Sie.«
»Ich kenne ihn nicht.«
Gil es ging an das Telefon. Er wählte eine Nummer. Sie war belegt. Der Agent fluchte. Beim zweitenmal hatte er Glück.
»Wir haben ihn«, sagte er in den Apparat. »Kommt her . . . nein, ihr könnt ganz beruhigt sein, jeder Zweifel ist ausgeschlossen!« Er hängte ein.
Nelson fuhr mit seiner Vernehmung fort:
»Ich will Ihnen etwas sagen: Sie sind vor etwa fünf Wochen in der Frenchman-Bai an Land gegangen. Zu zweit. Dann sind Sie auf Umwegen nach Boston gefahren. Von Boston kamen Sie nach New York. In New York hat Ihnen Ihr Freund die Koffer gestohlen ... Sie haben sie in der >Grand-Central-Station< wiederbekommen — toll, wie Sie das gemacht haben. Sie haben eine Menge Geld und Diamanten bei sich und einen Sender. Ich wette, daß Sie schon eine Meldung nach Deutschland durchgegeben haben. Ja«, fuhr er fort, »wir haben schon lange auf Sie gewartet. Sie haben sich verdammt lange gehalten. Länger als al e
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