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Spion Für Deutschland

Spion Für Deutschland

Titel: Spion Für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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gleich der >dritte Grad<, jene geheimnisvoll-grausame Verhörmethode, die man der FBI nachsagt ... Ich aß ganz langsam, um Zeit zu schinden. Man ließ sie mir bereitwil ig.
    Ein Beamter steckte den Kopf zur Tür herein.
    »Schmeckt es?« fragte er.
    »Ausgezeichnet«, erwiderte ich.
    Ich war jetzt bei der Eiscreme. Ich dachte an Joan, sah sie vor mir, ihre Augen, ihren Mund, ihre Stirn. Sie hatte feuchte Augen mit roten Rändern. Sie begriff nicht, warum ich ihr das angetan hatte. Sie wußte nichts vom Job eines Spions.
    Gott sei Dank, daß sie nichts davon wußte! Ich mußte mich darauf
    konzentrieren, sie zu schützen, suggerierte ich mir. Sie und Santi, Brown und die V-Leute in Südamerika, die jetzt viel eicht gerade versuchen, über die Grenze zu kommen . . .
    Aus. Gefaßt. Verloren. Verraten. Das >Unternehmen Elster< endete — nur halb vollendet — am Times Square, genau im Herzen von New York. An der
    belebtesten Stelle der Mil ionenstadt. Fünf Minuten vielleicht ließ mir Mr.
    Connelly, der stellvertretende FBI-Direktor, noch Zeit. Ich steckte mir eine Zigarette an . . .
    Der verfluchte Times Square! Jetzt war auch ich sein Opfer geworden. Er hatte in den Akten der deutschen Abwehr einen miserablen Ruf. Sie hatte hier schon einmal empfindliche Verluste erlitten. 194a. Ich kannte den Fall Osten und dachte jetzt an ihn, nur um mein eigenes Geschick für ein paar Minuten zu vergessen . . .
    1941 erhielt einer der gewiegtesten Offiziere der deutschen Abwehr den Auftrag, das deutsche Agentennetz in den USA zu organisieren: Major von der Osten. Es war noch vor dem Kriegseintritt Amerikas. Wenige Monate vor Pearl Harbour. Der Major reiste mit spanischem Paß. Er nannte sich Lido und kam über Honolulu — San Francisco in die Staaten. Seine Papiere waren so ausgezeichnet wie seine Erfahrungen. Niemand schöpfte Verdacht. Er kam. bis New York, ohne daß die amerikanische Abwehr auf ihn aufmerksam geworden war.
    New York war Hauptsitz der deutschen Spionage. Ein Deutschamerikaner, dessen Name mit L. begann, leitete sie. Aber ihre Ergebnisse waren dürftig.
    Deshalb kam der Major nach New York; er wol te seine Leute ankurbeln. Von der Osten war schlank und groß. Er sprach Englisch mit einem
    unnachahmlichen amerikanischen Akzent. Er konnte trinken und fluchen, daß es schon beinahe zu echt wirkte.
    Von der Osten suchte L. auf. Der Agent übergab dem Major Aufzeichnungen, Pläne und eine Liste aller V-Leute. Von der Osten steckte sie in eine braune Aktenmappe. L. und der Major nahmen ein Taxi und führe n durch New York.
    Am Times Square stand das Signal auf Rot. Die Spione benutzten die
    Gelegenheit, um auszusteigen. Sie zahlten. L. war als erster auf der Straße, von der Osten folgte ihm. Die Ampel hatte die Fahrt freigegeben. Ein Sportwagen, von einem Betrunkenen gesteuert, schoß wie ein Blitz heran, genau auf von der Osten zu. Der Major sprang mit einem Satz zur Seite, genau in die Fahrbahn eines Cadil ac.
    Ein Knal ! Ein Schrei! Ein Auflauf!
    L. handelte blitzschnell. Er riß dem Schwerverletzten die Aktentasche aus der Hand und verschwand im Gedränge. Ein paar Leute beobachteten das, meldeten es der Polizei.
    Man schaffte den Major in ein Hospital, aber er starb unterwegs. Man prüfte den Paß und schöpfte Verdacht . ..
    Der grausame Zufall vom Times Square aus dem Jahre 1941 kostete der Abwehr vierzehn bewährte Agenten. Man hatte die Beschreibung von L. - man jagte ihn
    -, die FBI fand ihn.
    L. brach im Kreuzverhör zusammen. Und ein großer Schlag gelang. Ein Auto hatte am Times Square in die Kriegsgeschichte eingegriffen. Es hätte mir eine Warnung sein sol en . . .
    »Wenn Sie fertig sind«, bestellte mir ein FBI-Beamter, »läßt sie Mr. Connelly in sein Büro bitten.«
    »Ich bin fertig«, erwiderte ich.
    Ich hatte nur einen kurzen Gang entlangzugehen. Drei Beamte warteten auf mich.
    »Machen Sie es sich bequem«, sagte Connel y, »es wird länger dauern.«
    Ich nahm Platz, steckte eine Zigarette in den Mund. Der Beamte warf mir eine Streichholzschachtel über den Tisch zu. Feuer hatte man mir abgenommen.
    Hosenträger trug ich nicht. Die Schnürsenkel waren aus meinen Schuhen entfernt worden. Die Krawatte war in den Requisitenraum gewandert — die Vorschriften zur Verhinderung eines Selbstmordes sind auf der ganzen Welt gleich.

    »Sie sind Deutscher?« fragte Connelly.
    »Ja.«
    »Sie nannten sich hier Edward Green?«
    »Ja.«
    »Sie sind hier auch noch unter dem Namen Jack Miller

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