Spion Für Deutschland
aufgetreten?«
»Ja.«
»Sie sind vor fünf Wochen il egal nach Amerika eingereist?«
»Ja.«
»Mit einem deutschen U-Boot?«
»Ja.«
»Wie heißt der Kommandant des U-Boots?«
»Das weiß ich nicht.«
Connelly nickte.
»Wissen Sie es nicht, oder wol en Sie es nicht sagen?« fragte er.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte ich.
Nelson lachte.
»Sie werden nicht verlangen, daß wir das glauben.«
»Halten Sie es, wie Sie wollen«, entgegnete ich.
»Schön«, erwiderte Connel y. »Sie sind Agent der deutschen Abwehr?«
»Jawohl.«
»Sie sind an eigenen Schulen dafür ausgebildet worden?«
»Ja.«
»An welchen Schulen?«
»Das sage ich Ihnen nicht.«
»Wie Sie wol en.«
Connelly stand auf, ging im Zimmer hin und her.
»Ich bin hier, um den Fall aufzuklären«, sagte er dann, »nichts weiter. Sie werden hier anständig behandelt. Sie werden das erleben. Wir sind keine Gestapo. Ich habe sogar ein gewisses Verständnis dafür, daß Sie Ihre Kameraden decken wollen . . . Mißverstehen Sie mich bitte nicht. Ich meine, ich habe menschliches Verständnis dafür. Als Beamter der FBI tue ich hier nur meine Pflicht.«
Er setzte sich, zündete sich eine Zigarette an.
»Diese kleine Rede mußte ich halten«, fuhr er fort, »Sie wissen ja, daß wir Amerikaner gerne Reden halten.«
»Ich habe nichts dagegen.«
»Welche Aufträge hatten Sie in Amerika?«
Ich schwieg.
»Leugnen Sie, daß Sie Informationen über die amerikanische Rüstungsindustrie sammeln wollten?«
»Nein«, entgegnete ich.
»Sie wissen, daß man das Spionage nennt?«
»Ja.«
»Sie leugnen also nicht, ein Spion zu sein?«
»Nein.«
»Aber Sie wol en uns nicht sagen, was Sie ausspioniert haben?«
»Haben Sie schon einmal einen Spion getroffen, der Ihnen das erzählt hat?«
fragte ich Connel y.
»Oh«, erwiderte der Beamte lächelnd, »wir haben schon eine ganze Menge Dilettanten hier gehabt.«
»Dilettant bin ich keiner.«
Er lachte schallend.
»Ich habe nicht viel zu erzählen«, sagte ich, »mein eigenes Schicksal interessiert mich und Sie nicht sehr ... Ich bin mit einem Bürger dieses Landes nach Amerika gekommen — das ist keine Neuigkeit für Sie. Sonst gibt es niemand, der an diesem Unternehmen beteiligt war. Ich sollte nichts anderes, als die Kapazität der amerikanischen Rüstung ausspionieren. Ich habe es versucht. Es ist mir nicht gelungen . .. Soweit Sie Fragen stellen, die mich persönlich angehen, stehe ich Ihnen gern Rede und Antwort. Sie wissen, daß ein Agent immer nur ein Teil eines Räderwerks ist und von dem Räderwerk so wenig wie möglich weiß.«
Connelly nickte.
»Sie sind aber kein gewöhnlicher Agent«, erwiderte er. »Sie haben schon in Peru für Deutschland gearbeitet. Damals waren Sie ein Laie. Dann wurden Sie ausgebildet. Sie dienten Canaris. Sie bewährten sich so, daß Sie zum Reichssicherheitshauptamt kamen. Das ist eine Dienststelle der SS. Und hier rückten Sie zu einem der gefährlichsten Spione auf. Ich werde Ihnen gleich ein paar Sachen aus Spanien erzählen . . . Nein, wenn man einen Mann wie Sie über den Ozean schickt, hat man seine Gründe.«
Wir redeten höflich und bestimmt aneinander vorbei. Wir erzählten uns nur, was wir wußten. Das Verhör wurde geradezu lässig geführt. Aber gerade das war die Gefahr. Die FBI huldigte vorerst der >weichen< Methode. Wann würde die
>harte< kommen? Wann geht es los mit Geräusch, überlauter Musik, mit Scheinwerfern, mit Anschreien, mit Schlägen? Wann würde man mit
vorgehaltener Pistole auf mich zukommen, mich mit dem Erschießen bedrohen?
Wann würde man mir die Freiheit versprechen? Die Hinrichtung beschreiben?
Wann würde man es mit der sexuellen Methode versuchen? Wann mit der
frommen? Wann mit der brutalen?
Es mußte kommen. Heute viel eicht nicht mehr. Aber morgen. Es würde
losgehen. Man würde mir das Bild meiner Mutter vorhalten, mit Repressalien gegen meine Familie drohen. Wie so etwas gemacht wird, wußte ich. Und ich wußte auch, daß es ganz wenig Chancen gab, die Foltermethoden schweigend zu überstehen.
Die Beamten lösten sich alle zehn Minuten ab. Neue Gesichter tauchten auf.
Neue Namen. Mancher Beamte wirkte roh und brutal, aber alle sprachen sanft und höflich. Nein, auf die >weiche< Methode würde ich sicher nicht hereinfallen . . .
Man brachte mir Kaffee. Ich rauchte pausenlos. Meine Finger wurden gelb. Der Morgennebel fiel über New York. Die Neujahrsglocken läuteten. Die Stadt erwachte. Milchkannen klapperten.
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