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Spion Für Deutschland

Spion Für Deutschland

Titel: Spion Für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Zeitungsleute riefen Schlagzeilen in den Morgen. Die Bürger wünschten sich ein gutes neues Jahr. Die Postboten bekamen Trinkgelder. Wer nicht den Glauben verloren hatte, ging in die Kirche.

    Wer zuviel getrunken hatte, aß Bismarckheringe. Wer dienstfrei hatte, schlief aus.
    »Wie heißen Ihre Verbindungsleute in Amerika?«
    »Was wollten Sie mit dem vielen Geld?«
    »Sagen Sie uns, wie die Leute heißen, mit denen Sie verhandelten, dann können Sie zwei Tage ausschlafen.«
    Man brachte mir Harn and Eggs und wunderbaren Kaffee. Auf dem Tablett lagen Zigaretten. Man sparte mit nichts.
    Und wieder kamen neue Gesichter. Es war warm. Ich zog meine Jacke aus, machte das Hemd auf. Der Bart wuchs. Es juckte im Gesicht. Ich fuhr mir ein paarmal über die Stoppeln.
    »Ach, Sie wollen sich waschen?« unterbrach einer der Beamten die Vernehmung.
    »Entschuldigen Sie. Wir machen eine halbe Stunde Pause.«
    Ich wurde in meine Zel e geführt.
    »Wie spät ist es?« fragte ich.
    »Neun Uhr«, erwiderte ein Beamter.
    Das Verhör hatte schon elf Stunden gedauert. Es reichte mir. Aber es ging weiter.
    Um zwölf Uhr war Connelly wieder da.
    »Sagen Sie, was Sie sich zum Essen wünschen. Wir lassen es aus dem Hotel kommen. Sie können haben, was Sie wollen . . . Sie werden müde sein. Ich würde Sie ja gerne in Frieden lassen, aber Sie verstehen: meine Pflicht.«
    Wenn diese Großzügigkeit, diese Menschlichkeit geheuchelt waren, dann war Mr. Connelly der beste Schauspieler, den ich je kennenlernte. Aber ich glaubte es nicht. Sie al e, die Beamten, ob sie kalt wirkten oder interessiert, ob sie sich mit mir privat unterhielten oder ob sie jedes Gespräch ablehnten, betrachteten mich mit einem bestimmten Blick, mit einer Mischung aus Scheu, Mitleid und Schauder. Tagelang, wochenlang sollte ich diesen Blick kennen- und
    definierenlernen. So betrachtete man einen Mann, der in absehbarer Zeit zum Galgen geführt wird.
    Und weiter ging das Verhör. Immer wieder die gleichen Fragen, immer wieder die gleichen Antworten. Es wurde Abend. Wir waren keinen Schritt
    weitergekommen. Schweiß lief mir über die Stirn. Die Beine schwollen an. Der Gaumen war trocken, obwohl ich ständig Kaffee und Coca-Cola trank. Es wurde Nacht. Connel y fuhr für kurze Zeit nach Hause.
    Was zu dieser Stunde hinter den Kulissen alles vor sich ging, erfuhr ich erst später. Im >Weißen Haus< fand meinetwegen eine Sonderkonferenz statt. Man beschloß, die Verteidigungsanlagen an der Küste zu verstärken. Daß ein deutsches U-Boot den Sperrgürtel durchbrechen konnte, hatte peinliche Überraschung ausgelöst. Alle Schuldigen für diese Panne sollten vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Man rekonstruierte die Landung, man ging unserem Fluchtweg nach, man griff sich die Leute, mit denen wir — wenn auch noch so belanglose — Gespräche geführt hatten. Die FBI zeigte, was sie konnte
    . . .
    Connelly kam zurück. Er ließ Essen auffahren. Wir speisten zusammen, unterhielten uns über die richtige Methode, ein Steak zu grillen. Wir hatten den gleichen Geschmack. Zur Mahlzeit ließen wir uns über den Rundfunk ein Trompetensolo von Harry James blasen.
    »Haben Sie Beschwerden?« fragte mich Connel y.
    »Eigentlich nicht«, erwiderte ich.
    »Rauchen wir noch eine Zigarette in Ruhe«, sagte er nach dem Essen. Er stand auf, schaltete das Radio ab. »Wenn Sie wollen, schicke ich Ihnen auch einen Arzt.«
    »Ich bin kerngesund.«
    »Na, sehen Sie«, sagte er, »das ist viel wert. Meine Frau liegt im Krankenhaus.
    Sie hat plötzlich Diphtherie bekommen. Diphtherie mit 24 Jahren. Meine Kinder sind bei den Großeltern.«
    »Kinder haben Sie auch?«
    »Zwei«, sagte er, »einen Jungen und ein Mädel.« Er drückte die Zigarette aus.
    Im selben Augenblick ging die Tür auf. Zwei Beamte kamen herein. Die Vernehmung ging weiter. Connel y saß im Hintergrund. Er legte die Beine auf den Schreibtisch und fuchtelte mit einem überlangen Lineal in der Luft herum.
    Ab und zu sah ich zu ihm hin. Aber er schien es nicht zu bemerken. Er tat alles, um seine scheinbare Gleichgültigkeit am Verhör zu demonstrieren. Es war Mitternacht. Wieder kam die Ablösung.
    »Na«, sagte Connelly, »wir wissen eigentlich immer noch nicht mehr, als wir schon wußten. Sie sind recht schweigsam.«
    »Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.«
    »Ein deutsches Sprichwort?«
    »Ja.«
    »Sie können sich selbst und uns das Leben viel leichter machen. Sie brauchen uns nur Ihre Hintermänner zu sagen.«
    »Ich habe

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