Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
Vom Netzwerk:
Heer von Darius III. am Fluss Tigris stünde. Alexander eilte sofort in die |39| angegebene Richtung, um das feindliche Heer beim Flussübergang zu schlagen. Doch die Meldung war falsch. Alexanders Heer sollte
     nur in eine verkehrte Marschrichtung geleitet werden, damit der Großkönig Zeit gewinnen konnte. Im Frühjahr 330 v. Chr. fiel
     Alexander auf eine weitere Falschmeldung herein. Er erhielt die fingierte Nachricht, der von ihm im vorhergehenden Jahr vernichtend
     geschlagene Großkönig wolle neue Verbündete treffen. Im Eilmarsch und ohne Nachschubtross eilte Alexander zu dem angegebenen
     Ort. Erneut war es eine Falschmeldung mit einem Ablenkungseffekt. Darius III. hatte sich genau in eine entgegengesetzte Richtung
     zurückgezogen.
    Der persischen Gegenspionage gelang es sogar einmal, mit einem persönlichen Feind von Alexander Kontakt aufzunehmen. Es war
     Alexander der Lynkeste. Er war Angehöriger eines makedonischen Fürstenhauses und wollte die Ermordung seiner Brüder rächen.
     Darius III. sandte unter einem Vorwand seinen angeblichen Vertrauten Sisens, der einmal am Hof von Makedonien gelebt hatte,
     zu Alexander dem Lynkesten und bot ihm 1000 Talente Gold für die Vorbereitung und Durchführung eines Mordanschlags oder für
     die Anwerbung eines Mörders an. Doch auch Alexander der Große musste über gut platzierte Agenten verfügt haben, denn Sisens
     wurde unterwegs abgefangen, verhört und später hingerichtet. Um Alexander den Lynkesten nicht misstrauisch zu machen, schickte
     Alexander der Große einen vertrauenswürdigen persönlichen Boten in persischer Kleidung und mit dem mündlichen Befehl, den
     möglichen Attentäter gefangen zu nehmen und hinzurichten.
    Zu dieser Geschichte gibt es verschiedene Versionen, so dass die Glaubwürdigkeit fraglich ist: Einmal war Sisens der Überbringer
     des Mordauftrages und dann wieder der potenzielle Mörder. Auf jeden Fall musste Sisens direkten Zugang zum Lager von Alexander
     gehabt haben. Andere Versionen behaupten, Sisens wäre trotz seiner persischen Herkunft ein Vertrauter von Alexander gewesen.
     Ein persischer Brief an Sisens hätte Alexander allerdings misstrauisch gemacht, so dass er in ihm einen Doppelagenten vermutete.
     Der Brief war von der Zensur geöffnet worden und wurde anschließend bewusst mit einem falschen Siegel wieder verschlossen;
     in dem Brief soll nur gestanden haben, dass sich Sisens an seine persische Herkunft erinnern solle. Weil Sisens das falsche
     Siegel nicht umgehend an Alexander gemeldet hatte, soll er hingerichtet worden sein.
    Als eine gezielte persische Fehlinformation gilt die Behauptung, der Leibarzt von Alexander dem Großen, Philippos, wäre bestochen
     worden, um seinen Herrn zu vergiften. Von Darius III. gelenkte Fehlinformationen sollten in der Umgebung von Alexander das
     allgemeine Misstrauen verstärken.
    Regelmäßig forderte Alexander hochrangige Gegner zum Überlaufen auf und bot ihnen hohe Belohnungen an. Doch der Großkönig
     hatte seine wichtigsten Leute durch einen Eid an sich gebunden und die Mehrheit von ihnen hielt sich daran. Insgesamt gab
     es nicht viele bedeutende Überläufer. Umso wichtiger |40| waren deshalb die Kriegsgefangenen. Laomedon, ein Jugendfreund von Alexander, der die persische Sprache fließend beherrschte,
     war Leiter der Verhörspezialisten für die Kriegsgefangenen. Die Zweisprachigkeit von Laomedon zeigt, dass diese Verhörspezialisten
     wahrscheinlich die Sprache der Gefangenen beherrschten und dadurch besser ihr Vertrauen gewinnen konnten. Die gefangenen Männer
     wurden nicht, wie in der Antike üblich, umgehend in die Sklaverei gebracht, sondern entsprechend ihrer Position verhört. Waren
     die Verhöre ergiebig, konnten sie in Alexanders Heer übertreten, ohne allerdings wichtige Aufgaben zu übernehmen.
    Für eine Briefzensur der Angehörigen des Heeres von Alexander sowie für das Aushorchen der Geliebten und Ehefrauen der Soldaten
     sprechen direkte und indirekte Hinweise. Nachdem das Perserreich untergegangen und Darius III. tot war, wollten viele Makedonier
     zurück in die Heimat und nicht noch, wie von Alexander möglicherweise geplant, Indien erobern und bis zum südlichen und östlichen
     Ende der bekannten Welt vordringen. Das Charisma des großen Feldherrn begann zu bröckeln. Mit immer größerem Widerstand folgten
     sie dennoch den weiterhin erfolgreichen Kriegszügen. Als Alexander einmal anbot, die Schulden seiner Soldaten zu bezahlen,
     machten

Weitere Kostenlose Bücher