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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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Schwert und einen Strick vor sich auf dem
     Tisch liegen. Ihm zur Seite standen Schöffen. Er musste streng die Regeln der Feme-Gerichtsbarkeit befolgen. Wurde der Angeklagte
     als schuldig verurteilt, wurde er noch an Ort und Stelle von einem ebenfalls anwesenden Henker hingerichtet und erlebte den
     Sonnenaufgang nicht mehr. Erschien der Geladene nicht und konnte auch vorher nicht entführt werden, wurde er bei einem Schuldspruch
     „verfemt“ und war damit vogelfrei. Das Urteil wurde anschließend ebenfalls nachts an das Burgtor genagelt. Nun konnte der
     Verurteilte getötet werden und „Wissende“ waren verpflichtet, ihn zu töten. Er erfuhr allerdings zu keinem Zeitpunkt, wer
     gegen ihn geklagt hatte und warum es zur Verurteilung kam. Nur mögliche Ahnungen konnten ihm eine Auskunft geben. Misstrauen
     und Verdächtigungen wurden gesät, und jeder Unbekannte konnte in Zukunft ein Vollstrecker sein. Die Vollstreckung glich einem
     Meuchelmord und konnte noch Jahre später erfolgen. Allerdings mussten drei „Wissende“ als Zeugen bei der Hinrichtung anwesend
     sein. Neben der Leiche wurde ein besonders markierter Dolch abgelegt, der bewies: Hier wurde ein Feme-Urteil vollstreckt.
    Im Netz der Raubritter
    Im Spätmittelalter beschleunigte sich der Niedergang der Ritterschaft. Durch die wachsende Macht der Fürsten wurden Ritter
     immer weniger benötigt und sie verloren ihre wirtschaftliche Grundlage. Freie Bürger, die mächtigen Städte und die Kaufleute
     traten in Konkurrenz zu ihnen und begannen sie zu verdrängen. Insbesondere die einfachen Ritter, die ohne ein reiches Lehen
     nicht an größeren Fürstenhöfen unterkommen konnten, wurden immer öfter zu Raubrittern. Sie vergaßen ihre ritterlichen Tugenden
     und taten das, wofür sie ihr Leben lang trainiert hatten: Sie kämpften. Doch der Kampf galt nicht dem Lehnsherrn, sondern
     ging auf eigene Rechnung; sie kämpften, um reich zu werden.
    |92| Raubritter provozierten bei jeder Gelegenheit Fehden, denn das Recht des Siegers zur Plünderung machte sie reich. Sie nahmen
     vermögende Bürger und auch wohlhabende Standesgenossen gefangen, denn jede Lösegeldzahlung vergrößerte ihr Vermögen. Doch
     am liebsten überfielen sie die reichen Kaufmannszüge, bei denen es wirklich etwas zu holen gab. Entlang der großen Handelswege
     wie etwa Flüssen oder Fernstraßen reihten sich versteckt auf Felsen oder in tiefen Wäldern die Burgen der Raubritter. Von
     dort zogen sie aus mit dem Ziel, große Kaufmannszüge, die teure Handelswaren mit sich führten, zu überfallen. Die mitreisenden
     Kaufleute wurden zusätzlich gefangen genommen und erst gegen ein Lösegeld wieder freigelassen. Je länger sich die Angehörigen
     mit der Zahlung des Lösegeldes Zeit ließen, umso höher wurden die Forderungen, denn die Raubritter rechneten einfach die tägliche
     Kost und Logis hinzu. Ritter Götz von Berlichingen überfiel einmal erfolgreich einen Handelszug und nahm gleich 30 Händler
     gefangen, die er nun zur Lösegelderpressung festsetzen musste. Sein Verlies aber war nicht groß genug. Traurig bemerkte er:
     „Da hab ich Hühner und keinen Korb.“
    Um über Kaufmannszüge rechtzeitig informiert zu sein, knüpften Raubritter oft mit Standeskollegen konspirative Verbindungen
     und unterhielten einen eigenen Geheimdienst. Kein Raubritter war allein aktiv, sondern wurde von Knappen, Knechten und weiteren
     Helfern begleitet. Vor den Lagerhallen in der Stadt oder an den Stadttoren warteten Handlanger und notierten alles, was sie
     sahen. Wer ausritt und vermögend aussah, wurde begutachtet und wenn nötig verfolgt. Kundschafter wurden ausgeschickt, um Straßen
     und Flüsse zu kontrollieren und dann sofort Meldung zu machen. In ländlichen Wirtshäusern und Herbergen saßen dunkle Gestalten
     und mischten sich unter die Gäste, um sie auszuhorchen. Mancher Wirt erhielt eine Prämie, wenn er den Knechten der Raubritter
     eilig wichtige Nachrichten zusteckte. Sogar auf die Informationen der Dorfpfarrer wurde nicht verzichtet. Beteten Kaufleute
     in der Kirche für eine gute Weiterreise ohne Gefahren und erbaten sie noch vom Pfarrer den Segen, dann erhielt genau dieser
     Pfarrer für seine Kirche umgehend eine Spende, wenn er anschließend zu den Verbindungsleuten eines Raubritters eilte. Mit
     dem Wert der Beute stieg auch die Spende.
    Mancher Kirchenherr besserte sich sogar selbst als Raubritter sein Vermögen auf. Heinrich Graf von Henneberg war im 13.

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