Spione, die die Welt bewegten
für
ausländische Mächte spioniert und die von Richelieu bekämpften Hugenotten unterstützt haben. Schwer wog auch der Verdacht,
Fancan habe vom Kölner Erzbischof und vom Kurfürsten von Bayern Geldgeschenke angenommen. Wirklich zwingende Beweise gegen
Fancan lagen nicht vor, doch die Vermutung, den Gegnern der Krone Vorteile verschafft zu haben, reichte aus, um ihn für den
Rest seines Lebens in die Pariser Bastille zu bringen.
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Kardinal Richelieu als Herrscher. Er führt Machtsymbole an der Kette
Der Spion Pater Joseph
Dem Netz der Spione und Zuträger von Richelieu gehörten auffallend viele Mönche des Kapuzinerordens an. Dieser Orden wurde
von ihm gezielt gefördert. Viele Beichtväter der französischen Könige waren Jesuiten. Sie konnten durchaus Entscheidungen
des Königs beeinflussen, und mancher Beichtvater machte davon auch Gebrauch und erfüllte politische Missionen. Richelieu suchte
deshalb nach einem Gegengewicht. Nachdem er in der Führung des Staates immer mächtiger geworden war, begann er nach und nach
die Beichtväter von Ludwig XIII. zu verdrängen, denn ihm ging es ausschließlich um die Belange des Staates und nicht die der
Kirche. Der königliche Beichtvater Caussin, ein Jesuit, beschwor Ludwig XIII., keine geheimen Bündnisse mit den Protestanten
oder sogar den Türken zuzulassen, wie Richelieu sie forderte. Richelieu stellte ihn deshalb kalt und bevorzugte anschließend
nur noch Beichtväter, die ihm für seine Interessen nützlich waren. Schon früh unterstützte |144| er die Kapuziner, um am Hof die Positionen der Jesuiten zu schwächen.
Richelieu war in enger Freundschaft mit François-Joseph du Tremblay verbunden. Er war seine „graue Eminenz“. François-Joseph
du Tremblay, Sohn einer alten, mächtigen und in Paris ansässigen Adelsfamilie, war Abt der Kapuziner und nannte sich Pater
Joseph. Bereits als Kind soll er sehr belesen gewesen sein und mit zwölf Jahren sprach er fließend Latein. Er hatte Richelieu
kennen gelernt, als dieser noch Bischof war und erst am Beginn seiner politischen Karriere stand. Außerdem war Pater Joseph
ein Vertrauter der Mutter der Königin und galt als ein begnadeter, einflussreicher Prediger. Geschätzt wurde sein psychoanalytisches
Talent, Verhandlungspartner sagten ihm nach, er könne in Gedanken eindringen und sie beeinflussen. Pater Joseph war einer
der wenigen Menschen, denen Richelieu voll vertraute. Er war deshalb für besonders schwierige geheime Missionen zuständig.
Richelieu fürchtete die Macht der Habsburger Kaiser, die mit ihren Ländereien Frankreich eingekreist hatten. Der seit 1618
auf dem Gebiet des Deutschen Reiches tobende Krieg hatte die protestantische Seite um das Jahr 1630 geschwächt und die Position
des katholischen deutschen Kaisers gestärkt. Richelieu wollte diese Entwicklung nicht hinnehmen und versuchte nun Intrigen
zu spinnen, um dem Kaiser Schaden zuzufügen. Denn alles, was dem Kaiser schadete, nützte nach seiner Meinung Frankreich. Die
kostspielige Teilnahme an einem Krieg sollte zunächst durch Intrigen ersetzt werden. Einen Ansatz sah Richelieu bei den deutschen
Fürsten, denen es im Kriegverlauf immer weniger um die Religion, sondern mehr um den Erhalt ihrer Macht und Privilegien ging.
Sie fürchteten, dass der Kaiser zu ihren Lasten das Reich immer stärker zentralisieren würde, um die Macht dann in Wien zu
konzentrieren.
Den Kaiser direkt konnte Richelieu kaum schädigen, doch er wollte mit Unterstützung der deutschen Fürsten den kaiserlichen
Heerführer Wallenstein als Werkzeug zur Schwächung des Kaisers benutzen. Albrecht von Wallenstein, Herzog von Friedland und
Mecklenburg, hatte ein eigenes Heer aufgebaut, das dem Kaiser große Erfolge brachte. Für manchen Fürst war Wallenstein deshalb
inzwischen zu mächtig, und der französische Geheimdienst war bestens über diese Spannungen informiert. Beim Kurfürstentag
zu Regensburg wollte Richelieu sein Intrigenspiel beginnen, und er schickte seinen besten Spion: Pater Joseph. Da Pater Joseph
am französischen Hof keine offizielle Position hatte, war er in Begleitung von Marquis Charles Brulart de Léon, dem französischen
Botschafter in der Schweiz, unterwegs. Dieser sollte den französischen König beim Kurfürstentag in Regensburg vertreten. Entscheidungsgewalt
hatte allerdings nicht der Botschafter, sondern ausschließlich Pater Joseph.
Die Delegation mit Pater Joseph reiste
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