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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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vorzuschieben. Tatsächlich mobilisierte Richelieu nach dem
     Angriff der Schweden französische Truppen, um Lothringen und Teile des Elsass zu erobern.
    Im Jahr 1631 drangen schwedische Truppen in einem Siegeszug bis nach Süddeutschland vor, besetzten München und bedrohten sogar
     das Habsburger Kernland. Der Kaiser ernannte erneut Wallenstein zu seinem Feldherrn und übergab ihm das Heer. Durch gute Kundschafter
     und eine ausgedehnte Spionage konnte Wallenstein das schwedische Heer jederzeit verfolgen und seine Stärke beurteilen. Die
     Schlacht von Lützen ging 1632 für Wallenstein zwar verloren, doch der schwedische König und Oberbefehlshaber war im Kampf
     gefallen. Für Wallenstein war der Krieg nun sinnlos geworden, und er suchte Verhandlungen mit den Schweden. Vom kaiserlichen
     Hof in Wien aus wurden bald erneut Intrigen gesponnen, um Wallenstein auszuschalten. In einem kaiserlichen Dekret von 1634
     wurde Wallenstein sogar des Hochverrats bezichtigt und wenig später ermordet.
    Richelieus Krieg
    Für Richelieu glich die Einkreisung Frankreichs durch den Habsburger Kaiser einem Albtraum, denn sie verhinderte alle Vormachtsbestrebungen
     des französischen Königs. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Spanien versuchte Richelieu die Herrschaft der Habsburger
     zu brechen. Seine Spione stachelten deshalb die Bevölkerung in Portugal und Katalonien zu einem Aufstand an, um die spanische
     Vorherrschaft zu stürzen. Im Jahre 1635 erklärte Frankreich schließlich Spanien den Krieg, so dass von nun an außer England
     alle europäischen Mächte am 30-jährigen Krieg beteiligt waren.
    Auf dem Gebiet des Deutschen Reiches kämpften jetzt neben den einzelnen deutschen Kriegsparteien noch französische, spanische
     und schwedische Truppen. Das Land wurde ausgeplündert und Städte und Dörfer verwüstet. Das Deutsche Reich begann stark zu
     verarmen. Die Kämpfe zogen sich noch |147| lange hin, und erst 1648 schloss der Habsburger Kaiser in Osnabrück mit Schweden und in Münster mit Frankreich Frieden. Frankreich
     setzte durch, dass die deutschen Fürsten in Zukunft unabhängig vom Kaiser mit ausländischen Mächten Bündnisse eingehen konnten;
     sie waren also praktisch souverän. Es würde fortan also ein leichtes Spiel sein, die unterschiedlichen Fürsten in Opposition
     zum Kaiser zu bringen. Das Deutsche Reich hatte nur noch eine formale Bedeutung. Die Schweizer Eidgenossenschaft und die Niederlande
     schieden außerdem aus dem Deutschen Reich aus. Lothringen und große Teile des Elsass wurden endgültig französisch. Einen sicheren
     Machtanspruch hatte der Kaiser nach diesem Frieden allein in seinen Habsburger Kernländern.
    Kardinal Richelieu verstarb am 4. Dezember 1642 und erlebte deshalb nur teilweise die Erfolge seiner Truppen und den Niedergang
     des Deutschen Reiches. Seinen Krieg führte der Kardinal nicht nur nach außen, sondern auch mit den Waffen des Geheimdienstes
     nach innen. Er gründete den Vorläufer des später berühmten
Cabinet Noir
, das Schwarze Kabinett, dessen Aufgabe es war, die Korrespondenz des französischen Adels sowie anderer, für den Staat gefährlicher
     Personen zu überwachen und mögliche Aufstände bereits im Keim zu ersticken. Antoine Rossignol wurde unter Richelieu zum führenden
     französischen Kryptologen, zum Entschlüsselungsspezialisten geheimer Codes. Rossignol hatte festgestellt, dass es in jedem
     Code ein bestimmtes Ordnungssystem gab, das bei einer Entschlüsselung nur durchschaut werden musste. Für die eigenen Codesysteme
     benutzte Rossignol den Zufall als Ordnungssystem, so dass die französische Staatspost während seiner Zeit von Unbefugten kaum
     entschlüsselt werden konnte. Um seinen Code besonders sicher zu machen, benutzte Rossignol rund 3000 Code-Elemente mit einer
     außergewöhnlich großen Vielfalt von Kombinationsmöglichkeiten. Der Codebrecher war für den französischen Staat so wichtig,
     dass sein Büro direkt neben den Gemächern des Königs lag. Nur Post, die von der geheimen Zensur vorher kontrolliert worden
     war, wurde befördert. König Ludwig XIV. las später mit besonderer Vorliebe die Post seiner zahlreichen Mätressen und spielte
     sie dann gegeneinander aus.
    Zum
Cabinet Noir
gehörte unter König Ludwig XIV. auch ein geheimes Labor mit einer umfangreichen Ausrüstung, die es ermöglichte jedes Siegel
     und jeden Brief zu öffnen, zu lesen und bei Bedarf später zu fälschen. Falls Briefpapier bei der Entnahme

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