Spione, die die Welt bewegten
Diplomaten. In der Schrift
hob er insbesondere Kardinal Mazarin hervor und bewunderte dessen Selbstbeherrschung. Mazarin galt als Vorbild, weil weder
in seiner Mimik noch in seiner Gestik seine augenblickliche Stimmungslage zu erkennen war. Der Kardinal provozierte nicht
selten Gäste, um aus ihren Wutausbrüchen Rückschlüsse auf deren Charakter zu ziehen. Nach Maßgabe de Callières mussten an
einen Diplomaten hohe Ansprüche gestellt werden und es war selbstverständlich, dass er sich gleichzeitig als Spion betätigte.
Dazu musste ein Diplomat regelmäßig Feste feiern, viele wichtige Leute kennen lernen und auch der Damenwelt in seinem Gastland
nicht abgeneigt sein. Gerade einflussreiche Frauen konnten einem Diplomaten wichtige Informationen liefern. Richtig verlieben
durfte sich ein Diplomat jedoch nicht, denn seine Aufgabe bestand darin, die ihm ergebenen Damen auszuhorchen. Für Geschenke
stand jedem Diplomaten ein besonderer Etat zu, wobei es sehr wichtig war, dass nur sorgfältig ausgewählte und teure Geschenke
überreicht wurden. De Callières schlug vor, dass ein Diplomat auch die Künstler bei Hofe durch Käufe fördern solle. Denn viele
Künstler konnten ihm einen nützlichen Zugang zum Herrscher verschaffen.
Nicht zu unterschätzen war nach de Callières die Bildung eines Diplomaten. Sie konnte nicht hoch und vielseitig genug sein,
denn der Diplomat musste bei gesellschaftlichen Ereignissen rhetorisch brillieren können, um durch Wissen Aufmerksamkeit zu
erregen. Außerdem sollte ein Diplomat die Vorteile, die ein Gastland in seinen Aktivitäten sucht, genau kennen. Auch hier
wurde erneut Mazarin als Vorbild genannt. In den Friedensverhandlungen zum Ende des 30-jährigen Krieges hatte er sich genau
über die Wünsche der einzelnen Verhandlungspartner informiert, sie nach Möglichkeit erfüllt und dadurch für Frankreich optimale
Erfolge erzielt.
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Geheime Gerichte
An seinem Hof in Versailles unterhielt König Ludwig XIV. ein geheimes Gericht, das völlig unabhängig von der offiziellen Justiz
war und das keine Akten hinterließ. Nach einer Serie von Giftanschlägen und rätselhaften Todesfällen bei Hofe rief Ludwig
XIV. beispielsweise das streng geheime Chambre de Poison ein. Mehr als 360 Personen von hohem Stand wurden festgenommen, 110
davon kamen vor Gericht und 36 wurden später hingerichtet. Etwa 150 Personen blieben ohne einen Prozess lebenslang im Gefängnis,
weil ihre Aussagen den königlichen Hof und die Mätressen belastet hätten. Nach dem Ende der Verhandlungen wurden auf Anordnung
des Königs alle Gerichtsakten verbrannt und jeder Hinweis auf die Verbrechen verwischt. Es ist nur dem Zufall zu verdanken,
dass die Arbeit des
Chambre de Poison
heute bekannt ist. Polizeikommissar Nicolas de la Reynie hatte vergessen, in seinem Notizbuch einige Anweisungen zu streichen
und das Buch zuletzt zu vernichten. Geheime Giftmorde waren während des Absolutismus in Paris nicht selten. Einmal versuchte
eine junge Herzogin ihren bereits älteren Gatten mit einem in einer Arsenverbindung getränkten Hemd umzubringen. Die Marquise
de Brinvilliers verteilte an die Armen kostenlos Speisen und Getränke, die vergiftet waren. Sie wollte nur die tödliche Dosis
testen, um später mit dem Gift aus Geldgier ihre Familie zu ermorden.
Berüchtigt waren geruch- und geschmacklose Arsenverbindungen, die auch „Erbschaftspulver“ genannt wurden. Geheimdienste benutzten
die „Thronfolger-Elixiere“, um ausgewählten Prinzen die Herrschaft zu sichern. Vorkoster lebten deshalb oft weitaus gefährlicher
als der Herrscher selbst. Eine komplizierte Situation ergab sich, wenn es einem Vorkoster beim Essen übel wurde, ohne dass
die Ursache bei den dargebotenen Speisen lag. Wahrscheinlich wurde der Philosoph Descartes in Schweden vergiftet, weil der
Geheimdienst fürchtete, er könne die Königin zu einem Religionswechsel überreden.
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|151| Duell der Geheimdienste – Napoleon und der Secret Service
Während der französischen Revolution veränderten sich politische und gesellschaftliche Verhältnisse innerhalb kürzester Zeit.
Die feudale Ordnung der vorhergehenden Jahrhunderte brach zusammen, um den Idealen der Aufklärung Platz zu machen. Doch diese
Ideale konnten nur zum Teil umgesetzt werden. Die Revolution lief aus dem Ruder, einzelne Parteien bekämpften sich gegenseitig
und radikale Gruppen setzten sich zuletzt durch. Die große
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