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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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Revolution, die der Bevölkerung Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit
     bringen sollte, endete in einer Gewaltherrschaft. In diesen chaotischen Zeiten wurden Menschen aus unterschiedlichen Schichten
     nach oben gespült und gewannen großen Einfluss.
    Zu ihnen gehörte auch Napoleon Bonaparte, Sohn eines Rechtsanwaltes, dessen Familie einst von der Toskana nach Korsika ausgewandert
     war. Die Familie war adelig, aber völlig verarmt. Durch Kontakte seines Vaters erhielt Napoleon ein Stipendium an den Militärschulen
     von Brienne und später Paris. Der junge Militärschüler galt als hochintelligent, kaltblütig und skrupellos. Parteien waren
     für ihn allein ein Mittel auf seinem Weg zur Macht. In den Kämpfen während der Revolution gewann Napoleon Anerkennung, wurde
     zum Retter von Toulon und anschließend mit gerade 25 Jahren Brigadegeneral. Der Sturz von Robespierre riss allerdings auch
     ihn in die Tiefe. Er siedelte 1795 nach Paris über und hatte Mühe, eine Anstellung als Kartenzeichner zu finden.
    Während dieser Zeit des erneuten Umbruchs hatten die ehemaligen Jakobiner einen schweren Stand. Die Jugend der wieder zu Wohlstand
     gekommenen Oberschicht, wegen ihrer Verbindung zum Gold
Jeunesse dorée
genannt, machte Jagd auf sie. Auf den Straßen herrschte Kriminalität, und mancher Jakobiner wurde morgens tot aufgefunden.
     Napoleon erkannte bei einem Spaziergang einen ehemaligen Abgeordneten, der gerade verprügelt werden sollte und half ihm. Als
     Dank erhielt er eine Eintrittskarte für ein luxuriöses Lokal der neuen Reichen und Mächtigen. Nach einigem Zögern entschloss
     er sich zu einem Besuch und traf dort Josephine de Beauharnais, Witwe eines ehemaligen Revolutionsgenerals, der nachgesagt
     wurde, sie sei eine Edelkurtisane. Die aus der Karibik stammende schöne Josephine hatte mächtige Freunde und war die Geliebte
     von Paul Barras, dem Ersten Direktor des herrschenden Direktoriums. Barras |152| stammte trotz seiner revolutionären Vergangenheit aus altem gräflichem Adel, war von einer weltmännisch eleganten Erscheinung
     und trug stets feinste Kleidung aus bestem Tuch. Er galt als ein Lebemann, der sich mit zahlreichen Geliebten umgab. Der schönen
     Josephine war er inzwischen überdrüssig und versuchte sie an den jungen Napoleon abzutreten. Barras genoss in Paris ein hohes
     Ansehen, denn er hatte einen entscheidenden Anteil am Sturz von Robespierre gehabt. Kurzzeitig drohte damals sogar ein Bürgerkrieg,
     den Barras niederschlug. Die Söhne der Bürger gaben während dieser Zeit die Parole aus: „Gehen wir zum Barras!“, woraus später
     ein geflügeltes Wort für den Militärdienst wurde.
    Barras förderte Napoleon und fand sogleich für ihn Verwendung. Sein Geheimdienst hatte ihm zugetragen, dass ein Aufstand bevorstand.
     Napoleon wurde von ihm zum Divisionsgeneral ernannt und erhielt den Auftrag, gegen die Aufständischen vorzugehen. Vor der
     Kirche Saint-Roch ließ Napoleon die versammelten Aufständischen kurz entschlossen mit Kanonen zusammenschießen. Die wenigen
     Überlebenden flohen. Jetzt wusste Barras, zu welchen Taten der junge General aus Korsika fähig war.
    Um sich auf noble Weise von seiner Geliebten zu verabschieden, schlug Barras eine Ehe zwischen Josephine und Napoleon vor.
     Doch Josephine wollte nicht; sie hielt den kleinen Korsen für zu unbeholfen und fühlte sich von dessen schlechten Manieren
     abgeschreckt. Später heirateten beide dennoch, und Barras war sogar Trauzeuge. In einem Brief an eine Freundin bemerkte Josephine
     anschließend, sie habe Napoleon nur geheiratet, weil ihn Barras zum Oberbefehlshaber der Italienarmee gemacht hatte. In Italien
     zeigte der erst 27-jährige Napoleon, dass er ein militärisches Genie und Meister der Strategie und Taktik war; mit einer schlecht
     ausgerüsteten Armee gewann er eine Schlacht nach der anderen. Seine Ehe mit Josephine blieb allerdings stets problematisch.
     Sie war anspruchsvoll, neigte zur Hysterie und warf mit Napoleons Geld nur so um sich; in einem Jahr kaufte sie einmal mehr
     als 600 Kleider.
    Joseph Fouché, Napoleons Geheimdienstchef
    Als Napoleon zum Kaiser aufgestiegen war, gab es neben dem alten Adel aus der Zeit der Könige noch den neuen, von Napoleon
     ernannten Adel. Menschen aus oft einfachen Verhältnissen und ohne besondere Ausbildung, aber mit großer Schläue, Tüchtigkeit
     und Skrupellosigkeit waren Napoleon aufgefallen und wurden gefördert. Es waren Männer der Revolution.

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