Spione, die die Welt bewegten
demnächst zu empfangen gedenke. Von
dem Geld kaufte sie dann manchmal feine Kaschmirschals für ihre Hunde. Über die Liebschaften seiner Ehefrau war Napoleon allerdings
nicht erpressbar, denn er traf sich ebenfalls regelmäßig mit Geliebten. In einigen Schlössern gab es dafür eigene Schlafzimmer.
Da er stets wenig Zeit hatte, ist der Ausspruch überliefert, dass er nach dem Eintreten seinen Geliebten vorwarf, sie wären
noch nicht ausgezogen. Diener berichteten, dass Josephine manchmal hysterisch kreischend gegen die Türen dieser Zimmer schlug.
Militärische Spionage
Leiter der militärischen Spionage in den Armeen Napoleons war General René Savary. Er stellte Napoleon einmal den fähigsten
seiner Spione vor, den Elsässer Karl Schulmeister, den der Kaiser direkt in Wien platzieren ließ. Schulmeister war der Sohn
eines evangelischen Pfarrers und hatte sich in Straßburg als Eisenwarenhändler niedergelassen. Das Geschäft brachte allerdings
nicht genügend ein, so dass er zusätzlich noch als Schmuggler tätig wurde. Eines Tages erwischte ihn die Polizei und stellte
ihn vor die Alternative, entweder ins Gefängnis zu gehen oder wegen seiner guten Sprachkenntnisse als Spion aktiv zu werden.
Schulmeister wurde Spion und erhielt dank seiner Erfolge immer lukrativere Aufträge. Seine oft tollkühnen Aktivitäten machten
ihn zu einer Art James Bond der napoleonischen Zeit.
Mit gefälschten Papieren und viel Geld wurde Schulmeister, getarnt als ungarischer Edelmann, nach Wien geschickt und erhielt
mit Hilfe von Bestechung eine Anstellung bei einem österreichischen Heerführer. In französischen Zeitungen wurden eigens Artikel
gedruckt, die genau die Flucht eines verräterischen ungarischen Edelmanns beschrieben. Diese Veröffentlichungen halfen, letzte
österreichische Bedenken zu zerstreuen.
Schulmeister wurde wegen seiner detaillierten Kenntnisse als Berater in den Stab Feldmarschalls Karl Freiherr von Mack-Leiberich
aufgenommen. Er glänzte mit viel Wissen über das französische Heer. Gleichzeitig sorgte der französische Geheimdienst dafür,
dass der österreichische Geheimdienst immer mehr fingierte Briefe abfing, die Aufstände gegen Napoleon ankündigten. Schulmeister
konnte Feldmarschall Mack davon überzeugen, dass Napoleon nur mit einer kleineren Armee angreifen könne, denn viele Truppen
würden wegen der drohenden Aufstände im Land selbst gebraucht werden. Dennoch waren militärische Auseinandersetzungen unausweichlich.
Das österreichische Oberkommando beschloss schließlich, Erzherzog Karl mit einer größeren Armee nach |156| Norditalien zu schicken, da dort der Aufmarsch von Napoleon erwartet wurde. Feldmarschall Mack sollte mit einer kleineren
Armee nach Bayern marschieren, um zu verhindern, dass sich die bayerische Armee mit Napoleon vereinigen konnte. Gleichzeitig
wurde vereinbart, dass zwei russische Armeen anrücken sollten, um die Kräfte gegen Napoleon weiter zu verstärken. Napoleon
ergriff sofort die Initiative, denn er wollte jede der Armeen einzeln schlagen und musste handeln. Sollte ihm dies nicht gelingen,
könnte er am Oberlauf der Donau bald einer 140 000-Mann-Armee gegenüber stehen. Truppen seines Marschalls Masséna sollten gemäß seinen Plänen während dieser Zeit in Norditalien
bleiben, um die Armee von Erzherzog Karl zu binden.
Bei einer der militärischen Besprechungen der Österreicher soll Schulmeister angeblich eine Meisterleistung gelungen sein.
Er verfügte über ein herausragendes schauspielerisches Talent und eine große Wandlungsfähigkeit. Für ein Bestechungsgeld von
etwa einer Million soll er sich von einem österreichischen General die Uniform ausgeliehen haben und in dessen Rolle geschlüpft
sein, um anschließend an einem Kriegsrat mit dem Kaiser teilzunehmen.
Ohne die Ankunft der russischen Verbündeten abzuwarten, starteten die Österreicher ihre Invasion nach Bayern. Schulmeister
begleitete Feldmarschall Mack auf dem Vormarsch und beeinflusste ständig die Marschrichtung. Trafen österreichische Patrouillen
auf französische Truppenverbände, hatte er jeweils eine überzeugende Erklärung, um die Gefahren herunterzuspielen. Einmal
begegneten sie der französischen Vorhut, danach wieder der Flankensicherung und schließlich nur noch geschützten Nachschubkolonnen.
Die französische Hauptmacht, die konzentriert in sieben Kolonnen parallel marschierte, trafen sie nie. Die französische
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