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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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Armee
     war beweglicher als die österreichische, und Napoleon marschierte zur allgemeinen Verwirrung zunächst hin und her, wobei sich
     die Verbände zeitweise vereinigten und dann wieder trennten. In der Gegend von Ulm angekommen, war Schulmeister plötzlich
     verschwunden. Napoleon hatte die Österreicher eingekesselt. Ein Durchbruch der österreichischen Truppen misslang. Schließlich
     kapitulierte Mack im Oktober 1805 mit etwa 30   000 Mann; er war in eine Falle gelaufen.
    Anschließend rückte Napoleon in Richtung Wien vor. Der untergetauchte Schulmeister schloss sich der französischen Kavallerie
     unter Marschall Murat an. Im November erreichte das französische Heer Wien und machte große militärische Beute. Inzwischen
     aber waren die russischen Truppen im Land, und Napoleon musste sich zum Kampf stellen. Bei Austerlitz in Böhmen kam es im
     Dezember 1805 zur so genannten Drei-Kaiser-Schlacht zwischen Frankreich, Österreich und Russland. Napoleon war zwar zahlenmäßig
     unterlegen, nutzte aber den Vorteil, den Ort der Schlacht bestimmen zu können; außerdem konnte er seine Truppen hervorragend
     platzieren und erneut Fallen stellen. Er blieb in der Schlacht Sieger; die Alliierten beklagten rund 27   000 Gefallene, die Franzosen rund 7000. Anschließend gab sich Österreich geschlagen. Etwa ein Jahr |157| später, 1806, besiegte Napoleon Preußen in der Schlacht bei Jena und Auerstädt. Für seine überragenden Spionageleistungen
     erhielt Karl Schulmeister von Napoleon neben Geld noch ein großes Gut und ein Schloss geschenkt, später nannte er sich Charles
     de Meinau.
    Zahlreiche Aktivitäten Schulmeisters wären heute tatsächlich filmreif. Sie verraten, dass er sicherlich eiserne Nerven hatte
     und wirklich geistesgegenwärtig war. Um gefahrlos aus einer Stadt zu fliehen, ließ er sich einmal als Leiche schminken und
     herrichten. Dann wurde er in einen Sarg gelegt und pietätvoll aus der Stadt getragen. In einem anderen Fall jagte ihn die
     Polizei, ohne zu wissen, wie er wirklich aussah. Sie klopften an die Tür seines Hauses. Er erschien als Diener verkleidet,
     öffnete freundlich und meinte nur: „Kommen Sie herein, meine Herren, kommen Sie herein!“ Dann schloss er die Tür von außen
     und türmte.
    Bei kriegerischen Auseinandersetzungen unterhielt die österreichische Armee Greifkommandos für verdächtige Zivilisten. Einem
     dieser Kommandos fiel Schulmeister auf. Reiter folgten ihm und er floh in ein größeres Haus. Als die Soldaten gerade die Haustür
     eintreten wollten, erschien auf der Treppe ein Mann mit einem blutverschmierten Arztkittel, mit chirurgischen Geräten und
     einer verdreckten Schüssel. Es handelte sich um Schulmeister. In einem österreichischen Dialekt rief er ihnen angeblich zu:
     „Schnell, schnell! Nach oben! Das Schwein liegt auf dem Dachboden und kratzt ab.“ Die Soldaten stürmten die Treppen hoch.
     Er ging vor die Tür, jagte ihre Pferde weg und floh. Einmal wurde es für ihn, ebenfalls in Österreich, äußerst eng: Er saß
     gerade beim Friseur und ließ sich den Bart abrasieren, um sein Aussehen zu verändern. Plötzlich erschien die Polizei. Er sprang
     auf, warf dem Friseur eine Münze zu und verschwand mit einem halben Bart rasch durch eine Hintertür.
    Sehr originell war seine Schmuggelidee mit einem Hund: Schulmeister wollte Geheimpapiere übergeben und zog einem kleinen Hund
     das Fell eines Pudels über. Zwischen Hundefell und Pudelfell hatte er die Papiere versteckt. Den vermutlich recht merkwürdig
     aussehenden Pudel führte er auf der Straße spazieren und überließ ihn unauffällig einem Kontaktmann.
    Napoleon bereitete alle seine Feldzüge sehr penibel vor. Er beschäftigte einen Stab von Fachleuten, berechnete teilweise selbst
     Anmarschwege, organisierte die Versorgung und legte auch den Rückzug fest. Als er den großen Feldzug gegen Russland zu planen
     begann, wurde eigens ein Büro gegründet, um jede nur denkbare Information über das Land und seine Bewohner zu sammeln. Der
     französische Gesandte am Hof des Zaren, General Lauriston, erhielt weitere Mitarbeiter. Es waren hochkarätige Spione, die
     unter den unterschiedlichsten Vorwänden im Land ausschwärmten. Bald wurde während der Kriegsvorbereitungen ein Mangel an guten
     Karten über das weite Russische Reich deutlich. In abgestimmten Aktionen wurden deshalb Druckplatten für Landkarten direkt
     in Russland gestohlen und in einer lückenlosen Kurierstafette nach

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