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Spione kuesst man nicht

Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Carter
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wieder zur Gewohnheit machen!«
    »Oh, Mist!«, rief Bex aus, und Liz ließ ihre Karten fallen.
    »Smith!«, schrie ich. »Wir sollen Professor Smith observieren?«
    Unglaublich! Bei unserem allerersten Einsatz erwartete Mr Solomon, dass wir einen Mann mit dreißigjähriger Erfahrung beschatteten, der uns seit der siebten Klasse jeden Tag in der Schule sah und die größten Wahnvorstellungen auf dem Planeten hatte! (Die Rechnungen der Schönheitschirurgen beweisen es!)
    Ein Team von CIA-Superstars hätte die Sache in zwanzig Minuten erledigt. Aber drei Gallagher Girls hatten nicht die geringste Chance. Ein Typ, vor dem du ein Referat über die Handelsstraßen Nordafrikas gehalten hast, wundert sich doch garantiert, warum du auf dem Karussell hinter ihm sitzt!
    »Aber … aber … aber … er verlässt das Gelände nie!«, protestierte ich, als ich endlich meine Sprache wiederfand. »Er würde nie aus einer Laune heraus ein ungesichertes Gebiet betreten.« Oooh, gutes Argument, dachte ich und versuchte, mich an Liz’ Notizen auf den Karteikarten zu erinnern. »Das würde dem Verhaltensmuster der Zielperson widersprechen!«
    Aber Mr Solomon lächelte nur. Er wusste, dass es ein unmöglicher Einsatz war – deshalb hatte er ihn ja an uns übertragen. »Glauben Sie mir, meine Damen«, erklärte er respektvoll, »niemand kennt Mr Smith’ Verhaltensmuster.« Er warf uns eine dicke Akte zu. »Wir wissen nur, dass in Roseville heute Abend Jahrmarkt ist und Mr Smith Donuts über alles liebt.«
    »Na, dann viel Spaß!«, plärrte die Stimme meiner Mutter aus dem Lautsprecher. Ich stellte mir vor, wie sie ihrem Kollegen hinterherwinkte, der sich am Stadtrand umdrehte. Ich hörte, wie sie anfing zu schnaufen und konnte ihre Sportschuhe fast spüren, die auf das dunkle Pflaster traten.
    »Ihre Aufgabe ist es«, sagte Mr Solomon, »herauszufinden, was er zu seinen Donuts trinkt.«
    Mein ganzes Leben lang hatte ich auf meinen ersten Einsatz gewartet, und worum ging es? Um irgendwelche Softdrinks?!
    »Die Zielperson ist auf der Feuerwache, Schlaufuchs«, wisperte Mom. »Er gehört dir.« Und dann waren die wachsamen Augen meiner Mutter plötzlich verschwunden und ließen uns mit Joe »Schlaufuchs« Solomon und einem Mathematiker mit einer knallorangefarbenen Kappe im Dunkeln allein.
    Mr Solomon warf mir die Kette zu und fragte: »Alles klar?«
    Ich packte das Kreuz und wusste, ich würde es brauchen.

I ch mag Bex und Liz wirklich sehr. Aber wenn mein Auftrag der ist, auf dem Jahrmarkt von Roseville unauffällig einen Agenten zu observieren, der so gut wie Mr Smith ist, dann sind ein Genie mit Riesensonnenbrille und ein Mädchen, das spielend Miss America sein könnte (obwohl sie Britin ist), nicht die ideale Rückendeckung.
    »Ich hab ihn im Auge«, sagte Bex, während ich vor dem Tauchbecken über den Marktplatz der Stadt linste. Alle paar Minuten hörte ich hinter mir etwas platschen und dann Applaus. Leute gingen mit Würstchen und kandierten Äpfeln in den Händen an mir vorbei, und plötzlich fiel mir ein, dass unser Koch zwar eine hervorragende Crème Brûlée machte, seine Hotdogs aber sehr zu wünschen übrig ließen.
    Also kaufte ich mir einen. Jetzt kommt euch ganz bestimmt der Gedanke: Hey, was fällt denn der ein? Essen im Einsatz? Oder: Wie unvorsichtig, einfach so dazustehen und sich Senf aufs frittierte Würstchen zu schmieren, wenn Agenten zu verfolgen sind?
    Aber das ist ja eben das Problem von Straßenkünstlern (einBegriff, der zum ersten Mal verwendet wurde, um mich zu beschreiben; ich war neun und folgte meinem Vater unauffällig durch das Einkaufszentrum, um herauszufinden, was er mir zu Weihnachten kaufte) – man kann sich nicht ständig hinter Mülleimer ducken und in Hauseingänge flüchten. Wie geheim ist das denn? Echte Straßenkünstler verstecken sich nicht, sie passen sich ihrer Umgebung an. Wenn einen also der Heißhunger auf einen Hotdog packt, weil jeder Dritte, den man sieht, einen isst, dann bring mir den Senf! (Außerdem müssen selbst Spione irgendwann mal essen.)
    Bex lief am anderen Ende des Platzes vor der Bücherei herum, während die Blaskapelle Stolz von Roseville sich einspielte. Liz sollte eigentlich hinter mir sein, aber sie war nicht zu sehen. (Sagt mir bitte nicht, dass sie ihre Hausaufgaben über die Molekular-Regeneration mitgebracht hat!) Mr Smith ging als Durchschnittstyp keine zehn Meter vor Bex die Straße entlang, was mich völlig fertigmachte. Alle paar Sekunden sah

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